Der Bundesrat hat während der Corona-Krise schnell reagiert und innerhalb weniger Tage eine Notverordnung zur Gewährung von Krediten mit Solidarbürgschaften des Bundes verabschiedet. Am Mittwoch, dem 25. März 2020, sind die wichtigsten Informationen vom Bundesrat und von der Schweizerischen Nationalbank vorgestellt worden. Die ersten Überbrückungskredite sind am 26. März 2020 von Schweizer Banken vergeben worden. Die Kredite sollen dazu dienen, Liquiditätsengpässe aufgrund der Corona-Krise zu überbrücken.
Welche Notkredite gibt es?
Es wird zwischen zwei Kredittypen unterschieden. Erstens dem Covid-19-Kredit und zweitens dem Covid-19-Kredit Plus.
Der Covid-19-Kredit («erste Kreditfazilität») umfasst Kreditbeträge bis maximal 500'000 Franken. Der Zinssatz beträgt 0%. Es handelt sich also um ein zinsloses Darlehen. Der Bund verbürgt den Covid-19-Kredit zu 100%.
Der Covid-19-Kredit Plus («zweite Kreditfazilität») umfasst Kreditbeträge zwischen 500'000 Franken und maximal 20 Millionen Franken. Der Bund verbürgt den Covid-19-Kredit Plus zu 85%. Für 15% verbürgt sich die Bank, die den Kredit herausgibt. Der Zinssatz beträgt 0.5% pro Jahr für den Kreditbetrag, für welchen sich der Bund verbürgt (also die 85%). Für die restlichen 15% kann die Bank selbst einen Kreditzins festlegen. Die Zürcher Kantonalbank hat entschieden, auch für diese 15% nur den Zinssatz des Bundes in der Höhe von 0.5% zu verlangen.
Ein Antrag für den Covid-19-Kredit Plus umfasst immer auch einen Antrag für einen Covid-19-Kredit. Somit erhalten Firmen den Zinssatz für 0% immer für die ersten 500'000 Franken. Die höheren Zinssätze für den Covid-19-Kredit Plus gelten nur für den Restbetrag ab 500'000 Franken.
Gemäss den Schweizer Kantonalbanken liegt der Durchschnittsbetrag der bisher gesprochenen Notkredite bei den Kantonalbanken bei 125'000 Franken (Stand 31.3.2020), Plus-Kredite oberhalb von 500'000 Franken sind praktisch keine beantragt worden. Schweizweit lag der Durchschnittsbetrag bei rund 180'000 Franken (Stand 2.4.2020).
Sind die Zinssätze der Covid-19-Kredite günstig?
Ja. Üblich sind sonst deutlich höhere Zinsen für Firmenkredite. Ausserdem sollen gemäss Bundesrat zusätzlich zu den Zinsen keine zusätzlichen Kosten für die Firmen anfallen – das ist sonst bei Firmenkrediten (im Gegensatz zu Privatkrediten) üblich. Allerdings können die Zinssätze jedes Jahr dem Marktumfeld angepasst werden, frühestens aber am 31.3.2021.
Wie funktioniert die Kreditvergabe?
Die Kredite werden von den Schweizer Geschäftsbanken vergeben. Firmen sollten sich an ihre Hausbank wenden. Notkredite können trotz «Kreditverbot» auch bei der staatlichen PostFinance beantragt werden. Die Prüfung der Covid-19-Kredite bis 500'000 Franken soll gemäss Banken sehr rasch und unkompliziert innerhalb von 30 Minuten vonstatten gehen.
Beim Covid-19-Kredit Plus (ab 500'000 Franken) wird das Kreditgesuch genauer geprüft. Die Anträge für beide Notkredite können Sie unter https://covid19.easygov.swiss herunterladen.
Können Firmen beliebig hohe Kredite aufnehmen?
Nein. Beide Covid-19-Kredite sind auf 10% des Umsatzerlöses im Jahr 2019 der kreditnehmenden Firma beschränkt. Beispiel: Wenn Ihre Firma einen Umsatz von 5 Millionen Franken erwirtschaftet hat, kann Sie maximal einen Notkredit in der Höhe von 500'000 Franken beantragen. Firmen mit mehr als 500 Millionen Franken Umsatzerlös können keine Notkredite beantragen.
Ist das Volumen aller Notfallkredite begrenzt?
Ja. Das Volumen aller Covid-19-Kredite ist ursprünglich auf insgesamt 20 Milliarden Franken begrenzt worden. Am 3.4.2020 ist dann aufgrund der hohen Nachfrage eine Erhöhung auf 40 Milliarden Franken kommuniziert worden.
Können alle Firmen einen Notfallkredit aufnehmen?
Nein. Es gibt verschiedene Bedingungen für eine Kreditaufnahme. Dazu gehören unter anderem die folgenden:
1. Die Firma muss vor dem 1. März 2020 gegründet worden sein.
2. Die Firma darf zum Zeitpunkt des Kreditgesuchs nicht bereits in einem Konkurs-, Nachlass- oder Liquidationsverfahren sein.
3. Die Firma muss aufgrund der Corona-Pandemie wirtschaftlich «erheblich hinsichtlich ihres Umsatzes beeinträchtigt» sein.
Darüber hinaus können weitere Kriterien geltend gemacht werden. Die Banken überprüfen die Notkredit-Gesuche und können diese Gesuche auch ablehnen.
Wenn Sie als Firma vorsätzlich falsche Angaben machen (zum Beispiel um an einen günstigen Kredit zu kommen), können Sie mit bis zu 100'000 Franken gebüsst werden.
Profitieren auch Schweizer Banken von den Notkrediten?
Ja. Wenn viele Firmen in nächster Zeit Konkurs gehen würden, wäre das auch für Banken eine reale Gefahr, da viele Firmen laufende Kredite bei ihren Hausbanken haben. Mit den Notkrediten können – so die berechtigte Hoffnung – viele dieser Konkurse abgewendet werden.
Ausserdem können sich die Banken zu einem Zinssatz von -0.75% bei der Schweizerischen Nationalbank SNB refinanzieren. Die Banken können ausserdem selbst entscheiden, ob Sie die Notkredite an Firmen vergeben oder nicht. Gerade beim Covid-19-Kredit Plus (wo Sie zu 15% selbst bürgen) prüfen die Banken die Risiken genauer.
Einige Banken wie die Credit Suisse und UBS haben versprochen, allfällige Gewinne aus der Vergabe der Covid-Kredite zu spenden.
Müssen die Notfall-Kredite zurückbezahlt werden?
Ja. Die Kredite müssen innerhalb von 5 Jahren (inklusive Zinsen) zurückgezahlt werden. Unter Umständen wird diese Frist auf 7 Jahre verlängert. Allerdings ist sich der Bund bewusst, dass in Zukunft längst nicht alle Kredite zurückbezahlt werden können.
Soll meine Firma einen Notkredit aufnehmen?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zuerst einmal sollten Sie natürlich die Kriterien für einen Covid-19-Kredit erfüllen. Sie sollten ausserdem analysieren, ob Sie einen Notfallkredit zusätzlich zu den anderen Möglichkeiten von Finanzhilfen (wie Kurzarbeit) wirklich benötigen. Schliesslich müssen Sie den Kredit wieder zurückzahlen.
Immerhin ist die Aufnahme bis zu 500'000 Franken zu einem Zinssatz von 0% möglich, also äusserst günstig. Wenn Ihnen die Notfall-Kredite nicht ausreichen, sollten Sie sich am besten beraten lassen. Weitere Möglichkeiten zusätzlich zu Notkrediten wären Firmenkredite. Allerdings sind gewöhnliche Firmenkredite von Banken und anderen Finanzdienstleistern an verhältnismässig strenge Bedingungen geknüpft und markant teurer als die Covid-19-Kredite.
Zu den interaktiven Vergleichen und Rechnern:
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