Credit Suisse Konkurs Einlagensicherung 2022
News: Banken

Was passiert, wenn die Credit Suisse bankrottgehen würde?

6. Oktober 2022 - Raphael Knecht

Aktuell kursieren Gerüchte, dass die Credit Suisse Gefahr läuft, in Konkurs zu gehen. moneyland.ch verrät, was in diesem Extremfall passieren würde.

Aktien im freien Fall, Spekulationen auf Insolvenz, interne Beschwichtigungen: Bei der Credit Suisse (CS) läuft aktuell vieles schief. Manche Beobachter prophezeien den Untergang der Nummer zwei des Schweizer Finanzplatzes. Hier erfahren Sie, was das für Schweizerinnen und Schweizer bedeuten würde.

Wie wahrscheinlich ist ein Konkurs der Credit Suisse?

Wie schlimm es um die CS wirklich steht, ist schwierig einzuschätzen. Die Bank selbst will sich zu den Spekulationen nicht äussern und liess auch die Anfrage von moneyland.ch bis Redaktionsschluss unbeantwortet – Ende Oktober erscheint der nächste Quartalsbericht und die Bank wird dann voraussichtlich einen Plan zur Restrukturierung vorstellen. Fest steht, dass viele Marktbeobachter einen Konkurs für merklich wahrscheinlicher halten als noch zu Beginn des Jahres. Investoren wetten mit sogenannten Credit Default Swaps (CDS) auf die künftige Zahlungsunfähigkeit der Grossbank – der Preis ist so hoch wie seit der Finanzkrise nicht mehr.

Allerdings weisen die CDS nicht darauf hin, dass die Bank kurz vor dem Kollaps steht. Gemäss der aktuellen Preise rechnet der Markt aktuell mit einer circa 25-prozentigen Chance, dass die Credit Suisse innerhalb der nächsten fünf Jahre in Konkurs geht. Ein Bankrott wird also insgesamt immer noch als unwahrscheinlich angesehen.

Marc Chesney, Finanzprofessor an der Universität Zürich und Autor des Buches «Die permanente Krise», sagt zu moneyland.ch: «Die Lage der Credit Suisse ist katastrophal – ohne Staatsgarantie wäre die Bank wahrscheinlich schon bankrott.» Aber ob es wirklich dazu kommt, dass die CS in Konkurs gehen würde, hänge letztlich von der Politik ab und lasse sich nicht voraussagen.

Was passiert mit meinem Geld, falls die Credit Suisse in Konkurs ginge?

Die Credit Suisse Schweiz ist wie die UBS, Postfinance, Raiffeisen und Zürcher Kantonalbank eine systemrelevante Bank. Gemäss der für die Einlagensicherung zuständigen Organisation Esisuisse haben all diese Banken Vorkehrungen getroffen und Notfallpläne vorbereitet, damit das inländische Einlagengeschäft nahtlos fortgeführt werden kann, auch wenn diese Banken in Schieflage geraten. Ausserdem würde der Bund die Credit Suisse im Ernstfall wahrscheinlich mit Liquidität stützen.

Sollte der unwahrscheinliche Fall eines Konkurses trotzdem eintreten, kämen Sie in den Genuss der Schweizer Einlagensicherung, wenn Sie Geld auf einem Konto der CS haben. Solange Sie nicht mehr als 100’000 Franken bei der CS halten, ist dieses Vermögen zumindest theoretisch gesichert. Auf moneyland.ch können Sie nachlesen, wie ein Bankenkonkurs genau abläuft.

Als Kundin oder Kunde müssen Sie auch nicht selbst aktiv werden: Sie würden vom Konkursliquidator kontaktiert und erhalten ein Formular, mit dem Sie die Auszahlung der gesicherten Guthaben beantragen können. Bis Sie Ihr Geld erhalten, dürfte es jedoch gemäss Esisuisse mindestens mehrere Wochen dauern.

Welche Guthaben sind bei einem Bankenkonkurs geschützt?

Die Einlagensicherung betrifft Guthaben – sowohl in Schweizer Franken als auch in anderen staatlichen Währungen – auf Schweizer Konten sowie in hinterlegten Kassenobligationen. Allerdings sind nur 100’000 Franken pro Kunde und Bank gesichert. Wenn Sie insgesamt mehr als 100’000 Franken auf Konten der CS haben, ist nicht der gesamte Betrag gesichert. Auf wie viele Konten und Kassenobligationen Ihr Guthaben verteilt ist, ist nicht relevant.

Nicht gesichert sind Freizügigkeits- und Säule-3a-Konten. Vorsorgeguthaben sind jedoch bis zu 100’000 Franken privilegiert: Sie werden so rasch wie möglich ausbezahlt, sofern die liquiden Mittel der Bank dafür ausreichen.

Reicht die Einlagensicherung überhaupt, falls die Credit Suisse in Konkurs ginge?

Die Schweizer Einlagensicherung ist auf einen Maximalbetrag von insgesamt 6 Milliarden Franken beschränkt. Das heisst: Wenn eine Bank in Konkurs geht, die mehr als 6 Milliarden Franken an gesicherten Guthaben verwaltet, kann die Einlagensicherung sie nur anteilsmässig zurückzahlen.

Die Einlagen der CS allein betragen ein Vielfaches des aktuellen Maximalbetrags von 6 Milliarden Franken. Die Einlagensicherung könnte im schlimmsten Fall nur einen Bruchteil der gesicherten Einlagen zurückzahlen.

Wie viele der Einlagen bei der Credit Suisse effektiv gesichert sind, ist allerdings nicht klar. Die CS hat auf die Anfrage von moneyland.ch nicht geantwortet. Pro Kunde sind nur maximal 100’000 Franken als privilegierte Einlagen gesichert. Es ist davon auszugehen, dass viele Kundinnen und Kunden mehr als 100’000 Franken bei der CS halten.

Zudem springt die Einlagensicherung erst ein, nachdem die liquiden Mittel der Bank zur Auszahlung von privilegierten Einlagen aufgebraucht sind. Es dürfte also insgesamt mehr Geld zur Verfügung stehen als die maximal 6 Milliarden Franken der Einlagensicherung.

Immerhin: Ab 2023 soll der Maximalbetrag für die Einlagensicherung laut Esisuisse auf circa 8 Milliarden Franken erhöht werden. Schliesslich kann der Bundesrat den Maximalbetrag für die gesicherten Einlagen weiter erhöhen, wenn besondere Umstände das erfordern.

Was passiert mit meinem Konto, falls die Credit Suisse in Konkurs ginge?

Wenn eine Bank in Konkurs geht, können Sie über diese Bankverbindung keine Geschäfte mehr tätigen. Das heisst: Sie können mit Ihrem bisherigen Bankkonto keine Überweisungen mehr ausführen oder entgegennehmen. Falls Sie beispielsweise Ihren Lohn bisher auf ein Konto dieser Bank erhielten, müssen Sie dem Arbeitgeber ein anderes Konto nennen. Auch Daueraufträge (zum Beispiel Mietzahlungen) werden nicht mehr ausgeführt. E-Banking und Bankkarten einer konkursiten Bank funktionieren ebenfalls nicht mehr.

Was passiert mit meinen Wertschriften, falls die Credit Suisse in Konkurs ginge?

Wertschriften sind zwar nicht gesichert, aber sie gehören sowieso Ihnen, auch wenn Sie sie auf dem Depot einer Bank halten. Sie verlieren Ihre Aktien also nicht, wenn Ihre Depotbank in Konkurs geht. Stattdessen können Sie sie auf ein Depot bei einem anderen Anbieter verschieben. Fonds und ETFs sind ebenfalls Eigentum der Anlegerinnen und Anleger – auch Anteile an Fonds, die von der CS selbst herausgegeben wurden, werden im Konkursfall den Anlegerinnen und Anlegern ausbezahlt.

Dasselbe gilt für Wertschriften, die Sie im Rahmen von 3a- oder Freizügigkeitsguthaben besitzen. Bei einem Konkurs werden sie an die Vorsorge-Stiftung herausgegeben.

Bei CS-Aktien hingegen droht bei einem Konkurs der Totalverlust. Auch strukturierte Produkte, die von der Credit Suisse herausgegeben werden, könnten im Konkursfall wertlos werden.

Was passiert mit meiner Hypothek, falls die Credit Suisse in Konkurs ginge?

Hypotheken werden im Konkursfall in der Regel an andere Hypothekargeber weiterverkauft. Sie schulden die vereinbarten Beträge also weiterhin.

Was passiert mit der Wirtschaft, falls die Credit Suisse in Konkurs ginge?

Der Konkurs einer Grossbank wie der CS hätte nicht nur Auswirkungen für deren Kundinnen und Kunden. Chesney von der Universität Zürich gibt zu bedenken, dass eine solche Pleite weitreichende Konsequenzen für andere Finanzdienstleister hätte. Der Bankrott würde also auch andere Firmen in die Krise stürzen. «Aber erst wenn es wirklich dazu kommen sollte, würden wir sehen, wie weit die Verknüpfungen der Credit Suisse reichen und wen es sonst noch trifft.»

Er erinnert an den Fall der Investmentbank Lehman Brothers, deren Insolvenz 2008 eine weltweite Rezession verursachte und zahlreiche andere Unternehmen mit sich riss. «Die Frage ist dann, inwiefern der Schweizer Steuerzahler die Kosten einer eventuellen CS-Insolvenz bezahlen wird.»

Die CS ist zudem ein grosser Arbeitgeber in der Schweiz: Umgerechnet rund 16’000 Schweizer Vollzeitstellen würden verloren gehen, sollte die Bank den Betrieb einstellen.

Was sollten Credit-Suisse-Kundinnen und -Kunden nun tun?

Ein Konkursfall der CS gilt weiterhin als unwahrscheinlich. Unabhängig von der Situation und der Bank ist es aber immer sinnvoll, wenn Sie mehrere Bankbeziehungen haben und Ihr Sparvermögen bei mehr als einer Bank anlegen. Auch empfiehlt es sich, die eigenen Bankprodukte regelmässig mit denen der Konkurrenz zu vergleichen. Die Kosten- und Zinsunterschiede sind teilweise erheblich – ein Wechsel kann sich also je nach Bankprodukt auch unabhängig von der Situation der CS lohnen.

Weitere Informationen:
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Redaktor Raphael Knecht
Raphael Knecht war bis Ende Februar 2023 Analyst und Fachredaktor bei moneyland.ch. Seither unterstützt er die Redaktion gelegentlich als Freelancer.