Dark Pools

Handelsplattformen, die ausserhalb des regulierten Börsenhandels agieren, bezeichnet man als Dark Pools. Laut dem Finanzfachverband CFA Institute machen solche Dark Pools inzwischen mehr als einen Zehntel des gesamten Aktienhandels aus.

Einer Untersuchung der amerikanischen Finanzmarkt-Regulierungsbehörde FINRA von 2014 zufolge betreibt die Schweizer Credit Suisse gemessen an ihrem Handelsvolumen den grössten Dark Pool weltweit. Auch andere Grossbanken wie die UBS, Goldman Sachs oder die Deutsche Bank sind im Dark-Pool-Geschäft aktiv.

Doch was unterscheidet den Aktienhandel in dieser Schattenwelt von den regulierten Märkten? Warum wird diese Art der Kapitalanlage für Anbieter und auch Anleger immer attraktiver?

Der regulierte Aktienmarkt ist transparent in Bezug auf seine Volumina, Limits und die Orderlage. Die Kurse richten sich also nach Angebot und Nachfrage. Bietet ein Anleger beispielsweise eine grosse Anzahl eines Wertpapiers zum Verkauf an, kann der Kurs der entsprechenden Aktie fallen. Zeigen Anleger im grossen Stil Interesse am Kauf einer Aktie, kann ihr Kurs steigen.

In einem Dark Pool hingegen sind sowohl die Anzahl der Handelsteilnehmer als auch die Anzahl der angebotenen oder angefragten Wertpapiere unbekannt. Möchte ein Händler eine bestimmte Anzahl an Wertschriften von einem Handelsteilnehmer erwerben, so ist es für ihn in einem Dark Pool nicht ersichtlich, ob und zu welchem Preis die betreffende Aktie zum Verkauf steht. Erst wenn die genutzte Handelsplattform zwei passende Partner, also Käufer und Verkäufer, ermittelt hat, kommt es zu einer Transaktion. Der Preis richtet sich dabei in der Regel nach dem Mittelwert des höchsten Kauf- und des niedrigsten Verkaufsangebots.

Andere Handelsteilnehmer erhalten über die Transaktionen aufgrund der Anonymität in einem Dark Pool keinerlei Informationen, was vor allem beim Verkauf grosser Mengen einer Aktie entscheidend ist. Die tieferen Transaktionsgebühren im Vergleich zum öffentlichen Handel können ein weiterer Vorteil von Dark Pools sein. Auch wird von Dark-Pool-Anbietern mit der Absenz von Hochfrequenz-Händlern geworben.

Die scheinbare Anonymität in Dark Pools und ihre Intransparenz können gleichzeitig auch einen Nachteil darstellen, da der Handel unkontrolliert verläuft und entsprechend anfällig auf Unregelmässigkeiten sein kann. So gibt es starke Indizien, dass sich auch zahlreiche High-Frequency-Trader in Dark Pools tummeln und dort von den ahnungslosen Handelsteilnehmern profitieren.

Aus diesen Gründen werden Dark Pools in letzter Zeit weltweit stärker reguliert. Auch in Europa ist mit der überarbeiteten Richtlinie Mifid II eine stärkere Regulierung – nicht zuletzt von Dark Pools – geplant. Das Phänomen «Dark Trade» wird aber auch mit den strengsten Regulierungen kaum jemals verschwinden. Dark Trader zeichnen sich ja nicht zuletzt dadurch aus, den Regulatoren immer einen Schritt voraus zu sein.

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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.