Deutsch- und Westschweiz trennen nicht nur eine unterschiedliche Sprache und Kultur, sondern auch markante Prämienunterschiede in der Grundversicherung. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse von moneyland.ch.
Röstigraben bei den Krankenkassenprämien
moneyland.ch hat für die vorliegende Studie mehr als 500'000 Prämiendaten für die einzelnen Prämienregionen, Altersgruppen, Modelle, Franchisen und Krankenkassen der Prämienjahre 2017 und 2018 analysiert. Dabei sind die durchschnittlichen Krankenkassenprämien für jede Sprachregion und die jeweiligen Prämienregionen mit ihren Hauptsprachen Deutsch, Französisch und Italienisch gewichtet worden.
Resultat: Erwachsene Versicherte zahlen 2018 in der französischsprachigen Schweiz erheblich mehr Prämien als in der Deutschschweiz. Im gewichteten Durchschnitt müssen Romands 429 Franken pro Monat an Krankenkassenprämien berappen, während es in der Deutschschweiz «nur» 361 Franken pro Monat sind. Pro Jahr müssen Westschweizer im Durchschnitt über 800 Franken pro Person mehr für Prämien aufwenden als Deutschschweizer.
Das Tessin steht mit durchschnittlich 400 Prämienfranken pro Monat zwischen der Deutsch- und der Westschweiz: Tessiner zahlen rund 340 Franken pro Jahr weniger als Westschweizer, aber rund 470 Franken mehr an Krankenkassenprämien als Deutschschweizer. Auch vom geographischen Standpunkt aus betrachtet hat die Schweiz also alles andere als ein Einheitsprämien-System.
Westschweizer Kantone besonders betroffen
Versicherte müssen in Westschweizer Kantonen besonders tief in die Tasche greifen. Am schlechtesten kommen die Versicherten im Kanton Genf weg, wo für Erwachsene im monatlichen Durchschnitt Krankenkassenprämien in der Höhe von 480 Franken anfallen. Verschiedene weitere Kantone der Romandie weisen hohe Durchschnittsprämien auf, darunter Neuenburg mit 426 Franken und Jura mit 422 Franken.
Der Kanton Wallis ist mit seinen zwei Prämienregionen besonders aufschlussreich: Während erwachsene Versicherte der Prämienregion mit einer deutschsprachigen Mehrheit im nächsten Jahr durchschnittlich 318 Franken pro Monat zahlen, sind es in der Prämienregion mit einer französischsprachigen Mehrheit mit 345 Franken pro Monat deutlich mehr. Der Röstigraben teilt das Wallis also auch bezüglich der Prämienhöhe.
Auch Junge sind vom Prämien-Röstigraben betroffen
Der Prämiengraben im nächsten Jahr betrifft nicht nur Erwachsene ab 25 Jahren, sondern auch die Altersgruppen der Kinder (bis 18 Jahre) und jungen Erwachsenen (19 bis 25 Jahre). Kinder zahlen in der Romandie durchschnittlich 115 Franken pro Monat in der Westschweiz, 105 Franken im Tessin und 98 Franken in der Deutschschweiz.
Junge Erwachsene müssen in der Westschweiz durchschnittlich 394 Franken, im Tessin 358 Franken und in der Deutschschweiz 325 Franken pro Monat für ihre Krankenkassen aufwenden. Für junge Erwachsene ist der jährliche Prämienunterschied zwischen der Romandie und der Deutschschweiz mit 818 Franken sogar noch etwas grösser als bei den Erwachsenen.
Krankenkassenprämien steigen in der Romandie am stärksten
Neben höheren Prämien ist die Westschweiz 2018 auch von einer überdurchschnittlichen Prämienerhöhung betroffen. Die gewichtete Prämienzunahme gegenüber 2017 beträgt 21 Franken pro Monat – das ist eine Steigerung von 6%. Zum Vergleich: Im Tessin nehmen die Prämien im Durchschnitt um 15 Franken pro Monat oder 4.6% zu, in der Deutschschweiz um 11 Franken pro Monat oder 3.7%. Im landesweiten Durchschnitt sind es 4.3%.
Am stärksten ist die prozentuale Prämienzunahme in der Romandie bei der Altersgruppe der Kinder mit 7%, gefolgt von der Altersgruppe der jungen Erwachsenen mit 6.3% und der Erwachsenen mit 5.9%. Im Tessin steigen die Prämien für junge Erwachsene um 4.7%, für Erwachsene um 4.6% und für Kinder um 4.4%. In der Deutschschweiz ist bei den jungen Erwachsenen ein Prämienanstieg von 4.1%, bei den Kindern von 3.9% und bei den Erwachsenen von 3.7% zu verzeichnen.
In der Romandie wächst die Empörung
Bereits in den letzten Jahren waren die Krankenkassenprämien in der Westschweiz am höchsten. Dass nun auch der prozentuale Prämienanstieg schweizweit am höchsten ist, verschärft die Situation zusätzlich. Der Prämienschock trifft die Romandie besonders hart. Das dürfte zu einer weiteren Verschärfung der Krankenkassen-Diskussion in der Westschweiz führen. Bereits in der Vergangenheit sympathisierten Westschweizer deutlich stärker mit einer Einheitskasse als Deutschschweizer. Auch Moneyland-Nutzer äussern sich besonders in der Westschweiz mit wachsender Empörung zu den jährlich steigenden Prämien.
Weiterführende Informationen:
Krankenkassenvergleich der Schweiz