In der repräsentativen Studie von moneyland.ch wurden 1500 Personen zwischen 18 und 74 Jahren aus der Deutsch- und Westschweiz online befragt, ob, wo und in welchen Situationen sie Waren oder Dienstleistungen gestohlen oder absichtlich nicht bezahlt haben.
Das Ergebnis: Schweizer und Schweizerinnen sind weniger gesetzestreu, als man annehmen könnte. Bloss rund 36 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in der Schweiz gaben an, noch nie etwas gestohlen oder absichtlich nicht bezahlt zu haben. Vor allem Schwarzfahren ist verbreitet: 40 Prozent aller Befragten erklärten, mindestens einmal den öffentlichen Verkehr (ÖV) absichtlich ohne gültiges Ticket genutzt zu haben. Immerhin 18 Prozent taten dies bereits mehr als zweimal.
Tabelle 1: Wo die Schweiz stiehlt
Gestohlen oder nicht bezahlt |
Mindestens einmal |
Im ÖV (Schwarzfahren) |
40% |
Am Arbeitsplatz |
27% |
Im Hotel |
23% |
In der Migros |
23% |
Im Coop |
22% |
An der Self-Scanning-Kasse |
20% |
Im Restaurant |
19% |
Am Kiosk |
17% |
Von Verwandten/Bekannten |
17% |
Im Denner |
16% |
Absichtlich nicht zurückgezahlt |
16% |
Im Aldi |
14% |
Im Lidl |
14% |
Im Kleidergeschäft |
14% |
Im Elektrogeschäft |
13% |
In der Apotheke |
13% |
In der Post |
13% |
In der Bibliothek |
11% |
In einem anderen Geschäft |
15% |
«Schwarzfahren wird gesellschaftlich weit weniger geächtet als Ladendiebstähle. Die Hemmschwelle ist deshalb niedriger», sagt Dan Urner, Redaktor bei moneyland.ch, zur hohen Zahl der Schwarzfahrerinnen und Schwarzfahrer.
Aber nicht nur Schwarzfahren ist verbreitet. Auch am Arbeitsplatz (27 Prozent) und im Hotel (23 Prozent) haben viele Schweizerinnen und Schweizer bereits einmal etwas mitgehen lassen. Bei den beiden Grossverteilern Migros und Coop haben 23 Prozent respektive 22 Prozent der Befragten schon mindestens einmal geklaut.
Männer stehlen öfter als Frauen
«Männer erliegen der Versuchung des Stehlens häufiger als Frauen», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Für jede untersuchte Kategorie gaben mehr Männer als Frauen an, mindestens einmal etwas absichtlich nicht bezahlt zu haben.
Am eindrücklichsten ist der Unterschied im Coop und im Restaurant: Während 25 Prozent der Männer zugaben, mindestens einmal im Coop geklaut zu haben, taten dies nur 19 Prozent der Frauen. Im Restaurant haben 16 Prozent der Frauen mindestens einmal mit Absicht nicht bezahlt – bei den Männern waren es 22 Prozent. Die Differenz jeweils: ganze sechs Prozentpunkte.
Bei Verwandten und Bekannten trennt beide Geschlechter hingegen nur ein Prozentpunkt.
Tabelle 2: Top 10 nach Geschlecht
Gestohlen oder nicht bezahlt |
Frauen |
Männer |
Im ÖV (Schwarzfahren) |
39% |
42% |
Am Arbeitsplatz |
25% |
29% |
In der Migros |
22% |
24% |
Im Hotel |
21% |
24% |
Im Coop |
19% |
25% |
An der Self-Scanning-Kasse |
19% |
21% |
Im Restaurant |
16% |
22% |
Von Verwandten/Bekannten |
16% |
17% |
Absichtlich nicht zurückgezahlt |
15% |
17% |
Im Denner |
14% |
18% |
Jüngere neigen eher zum Diebstahl
Eine weitere Auffälligkeit: Vor allem Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren neigen zu Diebstählen. «Bei den Jungen liegt die Hemmschwelle zum Diebstahl besonders tief», beobachtet Benjamin Manz. In sämtlichen Kategorien liegen Personen der jüngsten der befragten Altersgruppen über der Gesamtbevölkerung.
57 Prozent der Befragten von 18 bis 25 Jahren gaben an, mindestens einmal schwarzgefahren zu sein. An der Self-Scanning-Kasse und im Coop haben je 35 Prozent mindestens einmal vorsätzlich etwas eingesteckt, ohne es zu bezahlen.
Die ältere Generation stiehlt hingegen ungleich weniger, wie Manz feststellt: «Personen zwischen 50 und 74 Jahren haben eine deutlich geringere Neigung zum Diebstahl.» Diese Altersgruppe liegt in jeder Kategorie unter dem Durchschnitt der Befragten. Aber auch die 50- bis 74-Jährigen neigen am ehesten zum Schwarzfahren (29 Prozent), danach folgt mit 22 Prozent der Diebstahl am Arbeitsplatz.
Tabelle 3: Top 10 nach Alter
Gestohlen oder nicht bezahlt |
18 bis 25 |
26 bis 49 |
50 bis 74 |
Im ÖV (Schwarzfahren) |
57% |
45% |
29% |
An der Self-Scanning-Kasse |
35% |
25% |
9% |
Im Coop |
35% |
28% |
12% |
Am Arbeitsplatz |
32% |
31% |
22% |
Im Hotel |
30% |
28% |
14% |
In der Migros |
30% |
28% |
13% |
Von Verwandten/Bekannten |
28% |
21% |
7% |
Absichtlich nicht zurückgezahlt |
27% |
20% |
8% |
Am Kiosk |
21% |
23% |
7% |
Im Denner |
20% |
23% |
7% |
Romands stehlen eher im Detailhandel
Westschweizerinnen und Westschweizer stehlen deutlich häufiger beim Lebensmitteleinkauf als Personen aus der Deutschschweiz. 26 Prozent der Befragten aus der Romandie gaben an, mindestens einmal absichtlich in der Migros geklaut zu haben. In der Deutschschweiz sagten dies lediglich 21 Prozent. Auch im Coop wird in der französischsprachigen Schweiz (25 Prozent) häufiger gestohlen als in der Deutschschweiz (22 Prozent).
Personen aus der Deutschschweiz neigen hingegen eher dazu, Verwandte oder Bekannte zu bestehlen als Romands. 18 Prozent der teilnehmenden Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer gaben an, dies mindestens einmal getan zu haben – aber nur 13 Prozent der Befragten aus der Westschweiz. Auch am Arbeitsplatz klauen Personen aus der Deutschschweiz häufiger als Romands.
Tabelle 4: Top 10 nach Region
Gestohlen oder nicht bezahlt |
Deutschschweiz |
Westschweiz |
Im ÖV (Schwarzfahren) |
41% |
38% |
Am Arbeitsplatz |
28% |
25% |
Im Hotel |
23% |
21% |
Im Coop |
22% |
25% |
In der Migros |
21% |
26% |
An der Self-Scanning-Kasse |
20% |
19% |
Im Restaurant |
19% |
19% |
Von Verwandten/Bekannten |
18% |
13% |
Absichtlich nicht zurückgezahlt |
17% |
15% |
Am Kiosk |
16% |
17% |
Die Ärmsten stehlen seltener als Reiche
Zwar mag der Gedanken naheliegen, dass ärmere Menschen eher stehlen als vermögende. Die Zahlen belegen diesen Verdacht aber nicht – im Gegenteil: Menschen mit einem Vermögen von weniger als 20'000 Franken stehlen gemäss der Umfrage am seltensten. «Stattdessen stechen Befragte mit einem Vermögen von über 300’000 Franken negativ heraus», bemerkt Dan Urner.
Weitere Informationen:
Zu den Tabellen der Studie