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  • Benutzernamejuerg7
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Hallo zusammen

Habe mir folgenden ETF auf Öl WTI nach dem Coronacrash gekauft.

BNPP WTI OIL ETC (BNQB)

DE000PS7WT17

Dieser müsste eigentlich den WTI Ölpreis 1 zu 1 abzeichnen, ohne Hebel. Das hat er bis zum Corna-Crash auch immer gemacht. Wieso bildet er die V-förmige Erholung nun auf einmal nicht mehr ab, aus welchen Grund macht er das nicht mehr? Wie könnte der Zukunftskurs von einem solchen ETF anschauen, der kommt ja bestimmt nie mehr auf den aktuellen Ölpreis rauf oder?!

Für Antworten bin ich euch sehr dankbar.

Gruss Graf07

 
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  • BenutzernameChris_
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  • Beiträge48

Hi juerg7

Das Problem liegt daran, dass der ETC auf Futures basiert. Diese haben jeweils eine Laufzeit und müssen vor dem Verfall in den nächsten Kontrakt «geroll» werden, also durch einen neuen Future-Kontrakt mit einem Auslieferungszeitpunkt später in der Zukunft ersetzt werden.

Dein Produkt basiert auf WTI Futures, die an der NYMEX gehandelt werden. Diese Futures beinhalten jeweils eine physische Lieferung des Basiswerts (WTI LIGHT SWEET CRUDE OIL) zu einem bestimmten Zeitpunkt («expiration date», für jeden Monat ein Future-Kontrakt).

Ich nehme an, du hast das Produkt über mehrere Monate gehalten. In diesem Fall wird der zugrundeliegende Future-Kontrakt vor Verfall verkauft und in den nächsten Kontrakt reinvestiert (es fallen Rollkosten an, weil der Future in den nächsten Monat «gerollt» wird).

Im Basisinformationsblatt hier des Produkts findest du folgenden Hinweis: «Aufgrund der begrenzten Laufzeit von Warenterminkontrakten wird der laufende Warenterminkontrakt vor Ende seiner Laufzeit durch einen anderen Warenterminkontrakt mit einem in der Zukunft liegenden Verfallstermin und sonst gleichen Kontraktspezifikationen ersetzt (so genannter „Roll Over“).».

Beispiel

Der April-Kontrakt lief am 20. April aus. Viele Marktteilnehmer verkauften den Kontrakt kurz vor dem Verfall (wahrscheinlich, weil sie nicht an einer physischen Auslieferung des Basiswerts (Öl) interessiert waren, sondern nur spekulative Interessen hatten). Dies führte im April-Kontrakt kurzfristig zu negativen Preisen für die Auslieferung des Basiswerts.

Der ETC, muss in diesem Fall die Verluste realisieren und den nächsten Kontrakt (Mai-Kontrakt) kaufen, usw.

Der Mai-Kontrakt war jedoch, meines Wissens, weit von einem negativen Terminpreis (Preis bei Lieferung am 20. Mai) entfernt.

Folglich war es gar nicht möglich, mit Futures oder darauf laufende ETC vollumfänglich vom massiven Preisanstieg zu profitieren. Ausnahme: Marktteilnehmer mit Lagerkapazitäten, die in der Lage waren sich Öl im April ausliefern zu lassen, konnten dies zu einem negativen Preis machen, bekamen also noch Geld für den «Kauf» und konnten es später teurer verkaufen.

Fazit

Den Spot-Preis von WTi, auf den du dich beziehst, kannst du mit ETCs nicht 1:1 abbilden.

Für langfristige Anlagen in einen Rohstoff eignen sich ETC weniger, weil ständig neue Future-Kontrakte gekauft werden müssen und Rollkosten anfallen (ausserdem fallen noch Produktkosten an). Die führt langfristig zu einer Underperformance.

Wenn du langfristig mit steigenden Ölpreisen rechnest, könntest du alternativ den Rohstoff physisch kaufen (im Fall von Öl wohl keine Option) oder dich an Öl-Aktien beteiligen (wobei dann operative Risiken dazukommen).

Eine weitere und transparentere Art auf einen steigenden (oder fallenden) Ölpreis zu spekulieren, ist direkt über Futures. Wenn du beispielsweise einen Future-Kontrakt mit langer Laufzeit kaufst, beispielsweise CRUDE OIL FUTURE mit Verfall Dezember 2021, kannst du den Kontrakt längere Zeit halten, ohne verkaufen oder rollen zu müssen. Du kannst aber sehen, dass dieser Kontrakt auch in der Corona-Krise über USD 30 notierte, denn der Markt rechnete auch in der Corona-Krise nicht damit, dass der Ölpreis im Dezember 2021 unter 30 sein wird (auch wenn er kurzfristig negativ war).

Vielleicht gibt es auch andere Produkte, mit denen du den Spot-Preis besser abbilden kannst, da kenne ich mich zu wenig aus, aber ich bezweifle, dass dies überhaupt 1:1 möglich ist.

Gruss

Chris

 
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  • Benutzernamejuerg7
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  • Beiträge2

Hoi Chris

Danke viel viel mal für deine super Erklärung, hab mir gedacht das dies mit dem Rollen und den Future Cotrancts an der Terminbörse zusammenhängt. Komischer weise hat er den Kurs seit 2017 immer super abgebildet (Auf und abs). Klar, diese Bewegungen waren in keinem Verhältis zu den aktuellen, aber gerollt musste da ja auch werden. Also konkret heisst das, dass dieser ETC eigentlich gelaufen ist bzw. nur noch irgendwo bei 13-15 rumdümpelt, dass er sich gar nie mehr erholen und den Ölpreis sicher nicht mehr nachbilden kann? Denke, dann kann ich ihn auch wieder abstossen.

Gruass und Danke

 
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  • BenutzernameChris_
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  • Beiträge48

Hoi juerg7

Der April 2020 war wirklich eine Ausnahmesituation, denn der WTI-Future-Kontrakt notierte zum ersten Mal in der Geschichte Negativwerte.

Wenn du den ETC vor dem 20. April gekauft hast, musste ein sehr hoher Verlust beim Rollen auf den nächsten Kontrakt realisiert werden und deshalb schneidet der ETC seit diesem Zeitpunkt schlechter ab als der Spotpreis.

Der Schaden ist also sozusagen schon angerichtet und es bräuchte schon sehr stark steigende Ölpreise, dass der ETC diesen kompensiert und seinen Vor-Corona-Wert wieder erreicht.

Wie du richtig bemerkt hast, sind die Rollverluste normalerweise sehr viel kleiner (es kann auch Rollgewinne geben), weshalb der ETC den Spotpreis früher besser abbildete.

Auch wenn du ab Mai in den ETC investiert hättest, hätte dieser den Anstieg im Spotpreis ziemlich genau abgebildet. Und es ist gut möglich, dass er dies auch künftig tut.

Aber wie gesagt, auch ich würde einfachere, transparentere und Kostengünstigere Produkte einem ETC vorziehen. Denn mit diesem können auf Grunde seiner Funktionsweise in einer Krisensituation die Gewinne vorheriger Monate oder gar Jahre augenblicklich vernichtet werden, wie man nun gesehen hat.

Gruss

Chris

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