Der Verwaltungsapparat der Schweizer Krankenkassen kostet Geld. Gemäss den neusten Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) lagen die Verwaltungskosten (der so genannte Betriebsaufwand) allein in der Grundversicherung im Jahr 2016 bei rund 1.4 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Das Prämientotal lag bei rund 28.686 Milliarden Franken. Den grössten Anteil der Verwaltungskosten machen in der Grundversicherung die Personalkosten mit rund 73% aus.
Das bedeutendste Politikum sind hingegen die Abschlussprovisionen für Grund- und Zusatzversicherungen. moneyland.ch hat die Verwaltungskosten anhand der neusten Daten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unter die Lupe genommen. Resultat: Die Zahlungen für Abschlussprovisionen für Zusatzversicherungen sind erstaunlich hoch.
Provisionen machen mehr als einen Viertel der Kosten aus
In der Grundversicherung 2016 betrugen Provisionen ans eigene Personal sowie ans fremde Personal rund 33 Millionen Franken, das sind «nur» rund 2.4% der gesamten Verwaltungskosten in der Grundversicherung. Die von der BAG erfassten Zusatzversicherungen hingegen weisen für 2016 einen deutlich höheren Wert von rund 56 Millionen an Provisionen (inklusive Provisionen ans eigene Personal) aus. Insgesamt beträgt der Anteil der Provisionen an den Verwaltungskosten im Bereich Zusatzversicherungen, die vom BAG observiert werden, hohe 25.6%.
Allerdings werden die meisten grossen Anbieter von Zusatzversicherungen vom BAG gar nicht erfasst. Diese werden von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA reguliert. Insgesamt wurden 2016 von Krankenversicherern gemäss FINMA für Versicherungsprovisionen von Maklern und Agenten 428 Millionen Franken aufgewendet, das sind rund 29% der totalen Verwaltungskosten (in der Höhe von rund 1.46 Milliarden Franken).
Am höchsten sind die Provisionen gemäss FINMA mit rund 106 Millionen Franken bei Helsana (für alle Verträge ausserhalb der Grundversicherung). Bei manchen Krankenversicherern machen die Provisionen sogar rund die Hälfte der gesamten Verwaltungskosten des Zusatzversicherungsgeschäfts aus. Beispiel ist die Versicherungsgesellschaft Assura, bei der die Abschlussaufwendungen im Jahr 2016 22.8 Millionen betrugen (bei totalen Verwaltungskosten für Zusatzversicherungen in der Höhe von 47.8 Millionen Franken).
Abschlussprovisionen in der Kritik
Insgesamt wurden 2016 von Krankenversicherern mehr als eine halbe Milliarde Franken an Abschlussprovisionen ausbezahlt. Davon entfallen nur 33 Millionen Franken auf die Grundversicherung. Allerdings ist die Trennung von Grundversicherung und Zusatzversicherung in der Beratungspraxis häufig nicht strikt.
Krankenversicherer zahlen für Zusatzversicherungen oft sehr hohe Abschlussprovisionen, die pro Vertrag deutlich mehr als 1000 Franken betragen können. Das Problem: Häufig werden Zusatzversicherungen den Konsumenten durch Makler und Agenten mit falschen Versprechungen aufgeschwatzt, um an die hohen Provisionen zu kommen. Besonders problematisch sind dabei so genannte Superprovisionen: Dabei erhalten Vermittler zusätzlich zu den übrigen Provisionen weitere Bonuszahlungen ab einem bestimmten Volumen an vermittelten Versicherungsverträgen. Das System der Superprovisionen setzt falsche Anreize und kann damit zu Fehlberatungen führen.
Marketingausgaben in der Grundversicherung
Gemäss den neusten BAG-Zahlen haben Krankenkassen 2016 47 Millionen Franken für Werbung in der Grundversicherung ausgegeben, das sind rund 3.5% der gesamten Verwaltungskosten. 2015 und 2014 waren es rund 56 Millionen Franken pro Jahr. In der Zusatzversicherung sind es gemäss BAG-Zahlen rund 9.8 Millionen Franken an Werbeausgaben – allerdings handelt es sich nur um die Zahlen von 13 Zusatzversicherungen. Der Grossteil der Werbeausgaben fällt bei Zusatzversicherungen an, welche nicht dem BAG (sondern der FINMA) unterstehen.
Die Problematik besteht auch hier in der Aufteilung der Werbebudgets in die beiden Kategorien Grund- und Zusatzversicherung. Viele Werbekampagnen sind nicht eindeutig der Grund- oder Zusatzversicherung zuzuordnen. Krankenkassen können Ausgaben für Marketing und Provisionen im Zweifelsfall bei den Zusatzversicherungen abrechnen, das ist politisch weniger heikel als bei der Grundversicherung.
Verwaltungsaufwand pro Person: 163 Franken
Unter Verwaltungsaufwand wird in der obligatorischen Grundversicherung der gesamte Betriebsaufwand verstanden, darunter auch Personalkosten, Provisionen und Werbeaufwand. Pro versicherter Person lag der Verwaltungsaufwand im Jahr 2016 für die Grundversicherung im Durchschnitt bei 163 Franken. 2015 lag dieser Wert bei 169 Franken, 2014 bei 166 Franken, 2013 bei 159 Franken und 2012 bei 153 Franken (vergleiche untenstehende Tabelle im Anhang).
Am tiefsten lag der Verwaltungsaufwand 2016 pro versicherter Person bei der Krankenkasse Luzerner Hinterland (87 Franken), gefolgt von Sanagate (90 Franken), sana24 (94 Franken) und der Sumiswalder Krankenkasse (96 Franken). Am höchsten war dieser Wert bei der Krankenkasse Ingenbohl mit 383 Franken.
«Effizienteste» Kassen im Verhältnis zu den Prämien
Eine weitere Kenngrösse ist das Verhältnis von Verwaltungsaufwand (plus Abschreibungen) zu den Prämien (abzüglich Risikoausgleich). Den geringsten Wert konnte 2016 mit 2.91% Visana verzeichnen, gefolgt von Vivacare mit 3.21% und Krankenkasse Luzerner Hinterland mit 3.31% und CSS mit 3.39%. Im pro Anbieter gewichteten Durchschnitt betrug dieses Verhältnis im Jahr 2016 5.21%. Im Jahr 2015 lag dieser Wert bei 5.46%, 2014 bei 5.69%, 2013 bei 5.62% und 2012 bei 5.68%.
Weiterführende Informationen:
Vergleich: Krankenkassen-Grundversicherung
Vergleich: Ambulante Zusatzversicherung
Vergleich: Spital-Zusatzversicherung