Wie das Bundesamt für Gesundheit BAG gestern mitgeteilt hat, steigen die Krankenkassenprämien im nächsten Jahr für Erwachsene im Durchschnitt um 4% für die tiefste Franchise im Standard-Modell der Grundversicherung (mit Unfalldeckung). Dieser auf Basis der Standardprämien berechnete Anstieg ist aber nur beschränkt aussagekräftig, da die Versicherten immer häufiger ein Sparmodell wählen.
Prämienschock: Einzelne Prämien steigen bis zu 40%
moneyland.ch hat für die vorliegende Analyse den Prämienanstieg für alle Modelle, Franchisen und alle Prämiendaten von 2017 und 2018 im Detail analysiert und verglichen. Fazit: Die Prämien steigen stärker als erwartet und nur leicht schwächer als im Vorjahr. Im Vorfeld ging die Branche von einem geringeren Anstieg zwischen 3% bis 4% aus.
Die Analyse von moneyland.ch zeigt, dass die Prämien im nächsten Jahr im gewichteten Durchschnitt mit Berücksichtigung aller Franchisen, Krankenkassen-Modelle und Altersgruppen effektiv um 4.3%, im ungewichteten Durchschnitt sogar um hohe 5.1% zunehmen. Überdurchschnittlich steigen die Krankenkassenprämien für Kinder, junge Erwachsene, Personen mit hohen Franchisen und HMO-Modellen. Einzelne Prämien steigen sogar bis zu 40% gegenüber dem Vorjahr (zum Beispiel bei der Galenos Kranken- und Unfallversicherung im Kanton Glarus).
Junge Erwachsene trifft es besonders hart
Für Kinder steigen die Krankenkassenprämien im gewichteten Durchschnitt um 4.6% (ungewichtet 6.1%), für junge Erwachsene um 4.7% (ungewichtet 5.1%) und für Erwachsene um 4.3% (ungewichtet 4.8%). In absoluten Werten nehmen die Krankenkassenprämien der Kinder allerdings «nur» um 4 Franken pro Monat zu und betragen 2018 im Mittel 102 Franken pro Monat.
Bei jungen Erwachsenen steigt die durchschnittliche Prämie 2018 um 15 Franken pro Monat auf 341 Franken pro Monat, bei Erwachsenen um 15 Franken auf 377 Franken pro Monat. Junge Erwachsene im Alter zwischen 19 und 25 Jahren trifft es besonders hart: Sie erhalten im Vergleich zur Altersgruppe der Erwachsenen nur eine geringe Prämienreduktion.
Unterschiedlich hoher Prämienanstieg je nach Kanton
Die grössten Zunahmen der gewichteten Prämien sind in den Kantonen Waadt (Erhöhung um 7%), Wallis (7%) und Neuenburg (6%) zu beklagen. Die geringsten Prämienzunahmen sind in den Kantonen Glarus (1%) und Appenzell Innerrhoden (1.9%) zu verzeichnen. Im Kanton Zürich beträgt die durchschnittliche Prämienzunahme 4.1% (vergleiche die tabellarischen Auswertungen im Anhang).
Genf und Basel-Stadt mit den höchsten Prämien
Am meisten Prämien müssen Erwachsene im Durchschnitt im Kanton Basel-Stadt (487 Franken pro Monat) und Genf (480 Franken pro Monat) zahlen. Die geringsten Prämien zahlen erwachsene Versicherte hingegen in den Kantonen Appenzell Innerrhoden (275 Franken) und Nidwalden (290 Franken). Der Wohnort hat einen entscheidenden Einfluss auf die Prämienhöhe.
Auch junge Erwachsene im Alter zwischen 19 und 25 Jahren werden nächstes Jahr im Kanton Basel-Stadt mit 445 Franken pro Monat die höchsten Prämien und in Appenzell Innerrhoden mit 246 Franken pro Monat die tiefsten Prämien zahlen müssen. Das gilt auch für die Altersgruppe der Kinder, für welche die durchschnittlichen kantonalen Prämien zwischen 78 Franken (Appenzell Innerrhoden) und 130 Franken pro Monat (Basel-Stadt) variieren.
Vergleich der günstigsten und teuersten Prämie der Schweiz
Die teuerste Krankenkassenprämie der Schweiz im Prämienjahr 2018 beträgt stolze 848 Franken pro Monat für erwachsene Versicherte bei Kolping im Kanton Basel-Stadt mit Standard-Modell und Grundfranchise – also mehr als 10'000 Franken pro Jahr. Die günstigste Prämie für Erwachsene zahlen Versicherte im Kanton Graubünden bei SLKK (157.70 Franken pro Monat mit dem HomeCare-Modell und der höchsten Franchise).
Die günstigste Prämie für junge Erwachsene beträgt 147.60 Franken pro Monat für Versicherte der Krankenkasse Visperterminen im Kanton Wallis (ohne Unfalldeckung, Telmed-Modell, höchste Franchise), die teuerste Prämie 805.60 Franken bei Kolping in Basel-Stadt (mit Unfalldeckung, Standard-Modell, Grundfranchise). Bei Kindern variieren die einzelnen Prämien von 16.70 Franken pro Monat (Agrisano, Appenzell Innerrhoden, ohne Unfalldeckung, mit Kinder-Rabatt und 600er-Franchise) bis zu 204 Franken pro Monat (Krankenkasse Ingenbohl, Genf, mit Unfalldeckung, Standard-Modell ohne Franchise). Sie können alle Krankenkassenprämien im umfassenden Prämienvergleich auf moneyland.ch transparent einsehen.
HMO-Prämien steigen 2018 besonders stark
Stärker als beim Standard-Modell steigen die Prämien gegenüber 2017 bei den alternativen Sparmodellen Telmed und HMO. Während Schweizerinnen und Schweizer beim Standard-Modell im gewichteten Durchschnitt 4.4% mehr an Prämien zahlen, sind es beim Telmed-Modell 4.5% und beim HMO-Modell sogar hohe 4.7%.
Hohe Franchisen unter Druck
Während die Prämien mit einer 300er-Franchise für Erwachsene im gewichteten Durchschnitt um 3.9% auf rund 421 Franken pro Monat ansteigen, werden die Prämien der 500er-Franchise im Prämienjahr 2018 um 4.1%, der 1000er-Franchise um 4.2%, der 1500er-Franchise um 4.4%, der 2000er-Franchise um 4.8% und der 2500-Franchise sogar um 5.0% teurer. Die Prämien für die 2500er-Franchise für Erwachsene betragen im nächsten Jahr im monatlichen Durchschnitt rund 289 Franken. Bei den jungen Erwachsenen ist derselbe Trend zu verzeichnen: Je höher die Franchise, desto höher ist auch der prozentuale Prämienanstieg. Die Aufschläge betragen für junge Erwachsene 4.3% (300er), 4.4% (500er), 4.6% (1000er), 4.9% (1500er), 5.1% (2000er) und 5.2% (2500er-Franchise).
Erhebliche Kosten- und Leistungsunterschiede in der Grundversicherung
Trotz der markanten Prämienerhöhung sollten die Versicherten nicht einfach resignieren. Denn zwischen den verschiedenen Krankenkassen gibt es grosse Prämienunterschiede. Entscheidend ist dabei für jede Person ein individueller Kassenvergleich. Je nach Prämienregion, Altersgruppe, Franchise und Modell können nämlich unterschiedliche Krankenkassen am günstigsten sein. Ausserdem sollten Versicherte beachten, dass es entgegen der landläufigen Meinung auch in der Grundversicherung Leistungsunterschiede geben kann. So kann sich die Zahlungsmoral von Krankenkasse zu Krankenkasse stark unterscheiden.
Weitere Informationen:
Offizielle Krankenkassenprämien im interaktiven Vergleich