Lex Netflix Streaming Preise Schweiz 2022
News: Telekom

Lex Netflix: Streaming muss nicht teurer werden

20. April 2022 - Ralf Beyeler

Die Lex Netflix kommt demnächst vors Volk. Sie verlangt, dass Streaming-Anbieter in den Schweizer Film investieren. Zahlen von moneyland.ch zeigen, dass sie sich das leisten können.

Am 15. Mai 2022 stimmen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger über das neue Filmgesetz ab. Hauptthema der Abstimmung ist, ob Streaming-Dienste 4 Prozent ihres hiesigen Umsatzes in Schweizer Filme investieren müssen.

Wie stark das neue Gesetz die einzelnen Anbieter treffen würde, hängt also von zwei Faktoren ab: Wie viele zahlende Kundinnen und Kunden sie haben und wie hoch die Preise des jeweiligen Streaming-Anbieters sind. moneyland.ch bietet die Übersicht.

Netflix: 3.4 Millionen Nutzer

Netflix hat in der Schweiz weiterhin die Nase vorn, wie die Streaming-Studie von moneyland.ch (2021) zeigt: 54 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer geben an, dass sie Netflix schauen. Im Gegensatz dazu verzeichnen die anderen ausländischen Streaming-Dienste wesentlich kleinere Nutzerzahlen: 13 Prozent der Befragten schauen Disney Plus, 10 Prozent Amazon Prime Video.

Umgerechnet auf die Schweizer Bevölkerung bedeutet das: 2021 hatten fünf der in der Schweiz populärsten, kostenpflichtigen Streaming-Anbieter insgesamt rund sechs Millionen Nutzerinnen und Nutzer (Tabelle 1). Mit 3.4 Millionen fallen mehr als die Hälfte davon auf Netflix.

Tabelle 1: Nutzerzahlen Streaming-Anbieter

Angebot Anzahl Schweizer Nutzerinnen/Nutzer
Netflix 3.4 Mio.
Disney Plus 830'000
Apple TV Plus 700'000
Amazon Prime 630'000
Sky Show 250'000

 

Wie viele dieser Nutzerinnen und Nutzer effektiv für ein Abo zahlen, ist jedoch unklar. Denn die Streaming-Abos können teils auf mehreren Geräten genutzt werden und manche Personen teilen zudem ihren Login mit Bekannten. Die Umfrage von moneyland.ch zeigt zumindest, dass mit 55 Prozent mehr als die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer für mindestens einen Streaming-Dienst zahlen. Beispielsweise nutzen 39 Prozent der Bevölkerung ein kostenpflichtiges Netflix-Abo.

4.99 Euro bis 24.90 Franken pro Monat

Nicht nur bei den Nutzerzahlen, sondern auch bei den Preisen mischt Netflix ganz zuvorderst mit, wie der Vergleich von moneyland.ch zeigt (Tabelle 2). Bis zu 24.90 Franken pro Monat verlangt der Anbieter von seinen Kundinnen und Kunden. Am günstigsten sind in der Schweiz die Anbieter Netzkino Plus mit EUR 4.99 und Apple TV plus mit CHF 6 pro Monat.

Tabelle 2: Streaming-Angebote für Schweizer Kunden

Angebot Monatspreis Anmerkung
Netzkino Plus EUR 4.99  
Apple TV Plus CHF 6.00  
Sky Show Cinema CHF 9.90 500 Filme
Amazon Prime Video CHF 9.99  
Netflix Basic CHF 11.90 in SD-Bildqualität
Disney Plus CHF 12.90  
Sky Show Entertainment CHF 14.90 10’000 Serienepisoden, 300 Filme
Netflix Standard CHF 18.90 in HD-Bildqualität
Sky Show Entertainment & Cinema CHF 19.90 ganzes Angebot
Netflix Premium CHF 24.90 in UHD-Bildqualität (4K)

 

Beim Preisvergleich gilt es zu bedenken, dass das Angebot der verschiedenen Streaming-Services nicht identisch ist: Manche Filme gibt es nur auf Netflix, andere nur auf Disney Plus oder Amazon Prime, denn viele Streaming-Dienste setzen stark auf exklusive Serien und Filme. Netflix wurde mit dieser Strategie gross, inzwischen tun es auch Amazon Prime Video, Disney Plus und Apple TV Plus dem Branchenprimus gleich.

«Ein günstiger Streaming-Dienst bringt einem Kunden nichts, wenn die von ihm gewünschte Serie über diesen Streaming-Dienst nicht verfügbar ist», sagt Telekom-Experte Ralf Beyeler von moneyland.ch. «Zuschauerinnen und Zuschauer müssen also entweder den verlangten Preis zahlen oder ganz auf die entsprechenden Serien und Filme verzichten. Oder aber man schaut den Content zusammen mit Bekannten.»

Lex Netflix könnte Millionen ausmachen

Die Nutzerzahlen und Preise zeigen vor allem eines: Die Lex Netflix hat ihren Namen zu Recht. Die 4 Prozent, die Streaming-Anbieter in den Schweizer Film investieren müssten, dürften vor allem bei Netflix einen grossen Betrag ausmachen. Offizielle Zahlen zum Umsatz in der Schweiz veröffentlicht Netflix zwar nicht. Aber angenommen, die Hälfte der 3.4 Millionen Schweizer Kundinnen und Kunden zahlt für das billigste Netflix-Abo, würde das für den Anbieter jährliche Einnahmen von grob gerechnet 240 Millionen Franken bedeuten. 4 Prozent davon sind fast 10 Millionen Franken.

Zum Vergleich: Wenn beim zweitgrössten Streaming-Anbieter, Disney Plus, die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer für ein Abo zahlen würde, wären das jährliche Einnahmen von rund 64 Millionen Franken. 4 Prozent davon: 2.6 Millionen Franken.

Insgesamt schätzt das Bundesamt für Kultur, dass mit der Annahme des Gesetzes 18 Millionen Franken zusätzliche Fördergelder in Schweizer Filmprojekte und Koproduktionen fliessen werden.

Steigen die Preise?

Gegnerinnen und Gegner des Gesetzes befürchten, dass die in der Lex Netflix vorgeschriebenen Investitionen dazu führen, dass die Preise für die Abos steigen. Die Anbieter haben dies bisher zwar nicht bestätigt, doch sie lobbyierten bereits 2021 teils heftig gegen das neue Gesetz.

«Die grossen Anbieter wie Netflix wären nicht gezwungen, die Preise zu erhöhen», gibt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch, zu bedenken. Die ausländischen Anbieter verdienen in der Schweiz viel mehr Geld pro Kunde als in anderen Ländern, ohne dass sie unter den hohen Standortkosten leiden. So kostet ein Netflix-Abo in Deutschland beispielsweise 7.99 bis 17.99 Euro (Tabelle 3). Schweizerinnen und Schweizer zahlen umgerechnet jeweils rund 40 Prozent mehr als deutsche Kundinnen und Kunden. Im Vergleich zur USA sind es circa 30 Prozent. «Netflix könnte sich die 4 Prozent locker leisten», so Manz.

Tabelle 3: Netflix-Preise nach Land

Land Netflix Basic Netflix Standard Netflix Premium
Schweiz CHF 11.90 CHF 18.90 CHF 24.90
Deutschland EUR 7.99 EUR 12.99 EUR 17.99
Frankreich EUR 8.99 EUR 13.49 EUR 17.99
Italien EUR 7.99 EUR 12.99 EUR 17.99
Österreich EUR 7.99 EUR 12.99 EUR 17.99
USA USD 9.99 USD 15.49 USD 19.99

 

In den vergangenen Jahren haben die Anbieter ihre Preise in der Schweiz bereits kontinuierlich erhöht. «Es ist durchaus denkbar, dass die Streaming-Preise weiter steigen», sagt Experte Beyeler. Ob dafür wirklich die Lex Netflix ausschlaggebend sein wird, ist jedoch fraglich. Denn Preiserhöhungen gab es bei Streaming-Anbietern wie Netflix in den vergangenen Jahren in anderen Ländern ebenfalls – auch in den Nachbarländern der Schweiz. Zudem gibt es eine ähnliche Investitionspflicht in Ländern wie Frankreich bereits heute – doch ein Netflix-Abo ist dort trotzdem wesentlich günstiger als hierzulande.

Weitere Informationen:
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Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte bei moneyland.ch.