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Interviews

Social Media: «Schweizer Banken und Versicherungen machen nicht genug»

Die Moneyland-Redaktion befragte den Social-Media-Experten Manuel P. Nappo zu den Social-Media-Strategien von Schweizer Banken und Versicherungen.

Manuel P. Nappo ist Leiter Center for Digital Business sowie Leiter Fachstelle Social Media an der HWZ Hochschule für Wirtschaft in Zürich.

Moneyland-Redaktion: Wie gut gehen Schweizer Banken mit Social-Media um?

Manuel P. Nappo: Viele Schweizer Banken beschäftigen sich bereits mit dem Thema Social Media, in meinen Augen aber noch nicht genug. Die meisten tummeln sich zurzeit «nur» auf Facebook.

Dabei gäbe es etliche Plattformen wie Pinterest oder Instagram, die grossen Spielraum für Kreativität und innovative Kampagnen bieten. Ich wünschte mir hier ein wenig mehr Initiative.

Wie souverän sind Schweizer Versicherungen in sozialen Netzen unterwegs?

Bei den Versicherungen sieht es mehr oder weniger gleich aus. Man setzt hauptsächlich auf Facebook – wenn überhaupt.

Finanzen spielen allgemein eine untergeordnete Rolle auf Facebook. Muss eine Bank oder Versicherung überhaupt auf Facebook präsent sein?

Nein, nicht zwingend. Facebook bietet jedoch einige Vorteile bezüglich Marketing, Imageaufbau, Employer Branding oder auch der Kundenbindung. Natürlich bleibt die persönliche Beziehung in dieser Branche besonders wichtig.

Dies ist aber keine Entschuldigung mehr, keine digitale Markenführung zu betreiben. Wer nicht auf einem sozialen Netzwerk vertreten ist, verpasst zu viele interessante Möglichkeiten und Chancen.

Gibt es schon Schweizer Finanzanbieter, die es «richtig machen»?

Ja klar. Grossbanken wie die UBS, Credit Suisse und auch Raiffeisen sind bereits sehr aktiv, betreiben gutes Storytelling und pflegen die diversen Plattformen.

Doch für die Privatbanken wird es höchste Zeit, auch auf den Social-Media-Zug aufzuspringen; sie müssen noch so einiges aufholen. Es ist ein Trugschluss, dass High-Net-Worth-Individuals sich nicht für Social Media interessieren.

Wo sehen Sie die interessantesten Schnittpunkte oder Synergien zwischen Social Media und Finanzwesen?

Interessante Schnittpunkte sehe ich eindeutig beim Crowdfunding. Projekte, Produkte, Startups und vieles mehr lassen sich dabei durch die «Crowd» finanzieren.

Mittlerweile gib es auch in der Schweiz eine Vielzahl an Plattformen, über welche Finanzierungen abgewickelt werden können. Ein Beispiel ist C-Crowd, bei der ich mich selbst im Verwaltungsrat engagieren darf.

Auch verschiedene Payment-Modelle bieten definitiv eine spannende Kombination der Bereiche Social und Finance. Ich denke da zum Beispiel an Peer-to-Peer-Lending, bei dem Kleinkredite nicht mehr via Banken, sondern direkt von User zu User vergeben werden.

Geldüberweisungen über Social Media sind seit einiger Zeit ein Thema. Wie gross ist hier das Potenzial?

Dieses Potenzial schätze ich als sehr gross ein, gerade wenn es sich um kleinere Beträge handelt. Auch Bargeld, Kredit- und Bankomatkarten könnten bald von Mobile-Payment-Methoden abgelöst werden.

In einer aktuellen Umfrage habe ich gelesen, dass 35% der Konsumenten bereit wären, ihr Handy als E-Wallet einzusetzen. Das Interesse ist auf jeden Fall da. Die Tatsache, dass Apple ein eigenes System eingeführt hat, könnte diese Entwicklung endlich beschleunigen.

Ist die digitale Zurückhaltung von Schweizer Finanzdienstleistern nicht auch verständlich, wenn digitale Giganten wie Apple, Amazon und Facebook Schritt für Schritt in «ihre» Finanzwelt einzudringen drohen?

Wenn es so wäre, dann wäre Zurückhaltung der grösste Management-Fehler, den die Finanzdienstleister begehen könnten. Wenn bestehende Players nicht aktiv werden und innovieren, wird es ein «Newcomer» machen. Wie schnell das geht, können Sie Kodak oder Nokia fragen. Digital Disruption macht keine Gefangenen.

Moneyland-Redaktion, 11. November 2014

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