Die schweizerische PostFinance beklagt bereits seit einiger Zeit das herrschende Negativzins-Umfeld. Ausserdem stört es die «Postbank», dass sie nicht selbst Hypotheken vergeben darf.
Nun führt die PostFinance ab 1. Januar 2019 verschiedene neue Gebühren ein. Die wichtigsten Änderungen finden Sie hier im Überblick:
- Das Privatkonto war bislang für Kunden mit einem Vermögen bei der PostFinance von mehr als 7500 Franken kostenlos. Neu müssen auch diese Kunden Kontoführungsgebühren von 5 Franken pro Monat (also 60 Franken pro Jahr) zahlen.
- Das Privatkonto Plus war bislang für Kunden mit einem Vermögen bei der PostFinance von mehr als 25'000 Franken kostenlos. Neu müssen diese Kunden Kontoführungsgebühren von 5 Franken pro Monat (also 60 Franken pro Jahr) zahlen. Kunden mit weniger als 25'000 Franken müssen weiterhin 12 Franken pro Monat (also 144 Franken pro Jahr) zahlen.
- Ausnahme: Privatkonto und Privatkonto Plus sind weiterhin kostenlos für alle Kunden, die eine Hypothek oder eine Lebensversicherung bei der PostFinance gekauft haben. Ausgenommen von der Kontoführungsgebühr sind auch alle Kunden, die mindestens 25'000 Franken Vermögen bei der PostFinance in Anlageprodukte investiert haben. Zu den Anlageprodukten gehören auch Vorsorgefonds oder Wertpapiere im Online-Trading der PostFinance.
- Die Kontoauszüge kosten neu 1 Franken (inklusive Post-Porto) pro Auszug und Monat, das sind also 12 Franken pro Jahr. Das gilt auch für jugendliche Kunden und solche in Ausbildung. Die neue Gebühr gilt nicht für Online-Kontoauszüge.
- Saldo-Auskünfte per Telefon und am Schalter (ohne PostFinance Card) kosten neu 4 Franken pro Anfrage. Online ist die Auskunft weiterhin kostenlos.
- Kunden mit einem Geschäftskonto oder Vereinskonto bei der PostFinance zahlen neu je 30 Franken pro Jahr für die ersten beiden PostFinance-Debitkarten. Bislang waren die ersten beiden Karten kostenlos.
- Das Freizügigkeitskonto kostet neu 9 Franken im Quartal, das sind also 36 Franken im Jahr. Bisher war das Freizügigkeitskonto kostenlos.
- Beim 3a-Konto kostet der Vorbezug von Wohneigentum neu 200 Franken.
Wie viele Kunden sind betroffen?
Von der zusätzlichen Konto-Gebühr in der Höhe von 60 Franken sind gemäss PostFinance fast 1 Million Kunden betroffen (ungefähr 250'000 Kunden im Rahmen des Privatkontos Plus und rund 700'000 Kunden im Rahmen des Privatkontos). Von der neuen Gebühr für Kontoauszüge per Post sind rund 700'000 Kunden betroffen, von der neuen Kartengebühr für Geschäftskunden rund 220'000 Kunden.
PostFinance im Vergleich mit anderen Banken
moneyland.ch hat die neuen Gebühren ab 1. Januar 2019 bereits in die interaktiven Vergleiche integriert. Dabei fällt auf, dass die PostFinance für erwachsene Privatkunden mit ihren Privatkonten nicht mehr so häufig an erster Stelle steht, wie es früher der Fall war. Häufig gehören die Privatkonten der PostFinance aber immer noch zu den günstigeren Angeboten. Es lohnt sich ein individueller Vergleich der Privatkonten beziehungsweise der Bankpakete.
Auch für Firmenkunden steht die PostFinance nun etwas schlechter da. Kommt hinzu, dass die PostFinance in letzter Zeit bei ihren Geschäftskunden die Zinsschraube weiter angezogen hat. Weniger aktive Firmenkunden müssen bereits ab tiefen Kontobeträgen Negativzinsen in der Höhe von -1% bezahlen.
In anderen Bereichen schneidet die PostFinance noch schlechter ab. Das gilt auch für 3a-Konten, Sparkonten, Freizügigkeitskonten oder das Trading. Es lohnt sich ein separater Vergleich.
Fazit von Benjamin Manz, Banken-Experte bei moneyland.ch
Die neue Gebührenerhöhung schmerzt im Portemonnaie. Die PostFinance möchte auf diese Weise nicht nur zusätzliche Einnahmen generieren, sondern wohl auch ein weiteres politisches Signal senden. Erklärtes Ziel der PostFinance ist es seit einigen Jahren, Hypotheken vergeben zu dürfen (bislang ist die PostFinance bloss eine Vermittlerin von Hypotheken anderer Banken).
Ausserdem möchte die PostFinance ihre Kunden zu einem aktiveren Investieren bewegen. So erlässt die «Postbank» die Kontoführungsgebühren für Kunden, die mindestens 25'000 Franken in Anlageprodukte investieren. Die Absicht dahinter ist klar: Mit aktiven Investments verdient die PostFinance mehr Geld. Allerdings sind Anlageprodukte wie Aktien und Fonds für Anlagekunden häufig riskanter. Insofern ist dieser Anreiz – zumindest für einen Staatsbetrieb – eher problematisch. Ausserdem gehört die PostFinance im Bereich Trading nicht zu den günstigsten Anbietern, sondern bewegt sich eher im Mittelfeld.
Weitere Informationen:
Privatkonto: Vergleich
Bankpakete: Vergleich
Firmenkonto: Vergleich
Trading: Vergleich