Die steigenden Zinsen treiben nicht nur die Hypotheken, sondern auch die Kosten für Konsumkredite in die Höhe. moneyland.ch hat die Minimal- und Maximalzinssätze von Schweizer Privatkrediten analysiert und Schweizer Kreditanbieter zu den steigenden Kreditkosten befragt.
Das Ergebnis: «Verschiedene Schweizer Kreditanbieter haben die Zinsen bereits angehoben. Und es ist mit einer weiteren Verteuerung zu rechnen», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.
Die Entwicklung hat erst Mitte 2022 begonnen: In den ersten beiden Quartalen des Jahres bewegten sich die Zinssätze bei Privatkrediten kaum vom Fleck. Als die Schweizerische Nationalbank mit der schrittweisen Erhöhung des Leitzinses begann, kam jedoch Bewegung ins Spiel: So bestätigen etwa die Kreditanbieter Bob Finance und Good Finance gegenüber moneyland.ch, dass sich die durchschnittlichen Kosten für neu abgeschlossene Privatkredite in den letzten Monaten erhöht haben. Grund sind die steigenden Refinanzierungskosten für Kreditanbieter.
Steigende Minimal- und Maximalzinssätze
Nicht alle Anbieter geben über die tatsächlichen Durchschnittskosten von neuen Konsumkrediten Auskunft. Alle Anbieter publizieren aber eine Bandbreite von Richtzinssätzen mit einem Minimal- und einem Maximalzinssatz.
Der Minimalzinssatz ist derjenige, den Kreditnehmer, die eine sehr gute Kreditwürdigkeit vorweisen können und allenfalls weitere Kriterien erfüllen (zum Beispiel, wenn sie Eigenheimbesitzer sind) aktuell bestenfalls erhalten können. Umgekehrt ist der Maximalzinssatz der höchstmögliche Zinssatz, den ein Kreditgeber verlangt. moneyland.ch kontrolliert diese publizierten Zinssätze laufend und hat die Veränderungen ausgewertet.
Mittlerweile haben bereits vier von elf Schweizer Privatkreditanbietern die publizierten Zinssätze erhöht. In Tabelle 1 wird der Durchschnitt dieser Werte über alle Schweizer Privatkreditanbieter dargestellt – es gibt also einzelne Minimal- und Maximalzinssätze, die höher beziehungsweise niedriger sind als dieser Mittelwert.
Tabelle 1: Entwicklung der publizierten Zinssätze
Privatkredite |
Ungewichteter Durchschnitt der publizierten Zinssätze |
Minimalzinssätze |
Maximalzinssätze |
Januar 2023 |
5.17% |
8.66% |
Januar 2022 |
4.83% |
8.49% |
Derzeit beträgt der ungewichtete Durchschnitt aller publizierten Minimalzinssätze für neu abgeschlossene Privatkredite 5.17 Prozent, vor einem Jahr betrug dieser Durchschnitt noch 4.83 Prozent. Der ungewichtete Durchschnitt der publizierten Maximalzinssätze aller Anbieter beträgt aktuell 8.66 Prozent, vor einem Jahr waren es noch 8.49 Prozent.
Die meisten Kreditsuchenden erhalten in der Praxis aber einen Zinssatz, der zwischen dem Minimal- und Maximalzinssatz der einzelnen Anbieter zu liegen kommt. Dieser Zinssatz wird bei vielen Anbietern erst nach der erfolgten Bonitätsprüfung festgelegt und kann je nach Kreditwürdigkeit der kreditsuchenden Person variieren. Weitere mögliche zinsrelevante Faktoren sind Laufzeit und Betragshöhe des Konsumkredits. Ausserdem bieten einige Kreditanbieter speziell tiefe Zinssätze für Eigenheimbesitzer an. «Der Durchschnitt der tatsächlich vergebenen Zinssätze wird nicht publiziert, dürfte aber nahe bei den Maximalzinssätzen der einzelnen Kreditanbietern liegen», sagt Manz. «Die minimalen Zinssätze werden nur selten gewährt.»
Aktuelle Zinssätze im Vergleich
Tabelle 2 zeigt die aktuell publizierten Minimal- und Maximalzinssätze der Schweizer Privatkreditanbieter (die meisten Schweizer Banken bieten keine Privatkredite an). Drei Anbieter haben seit einem Jahr ihre Minimalzinssätze erhöht, zwei Anbieter die Maximalzinssätze. Bei den Extremwerten hat sich seit einem Jahr nichts verändert: Der günstigste Minimalzinssatz aller Anbieter beträgt wie bis anhin 3.5 Prozent, der höchste Maximalzinssatz 9.95 Prozent (gesetzlich erlaubt sind bis zu 10 Prozent).
Tabelle 2: Aktuell publizierte Zinssätze von Schweizer Kreditanbietern
Kreditanbieter |
Minimalzinssatz |
Maximalzinssatz |
Bank-Now |
5.9% |
9.9% |
Bob Finance |
4.9% |
9.9% |
Cashgate |
5.9% |
9.9% |
Cembra Money Bank |
7.95% |
9.95% |
Eny Finance |
4.5% |
9.9% |
Genfer Kantonalbank |
3.9% |
6.9% |
Good Finance |
5.8% |
8.2% |
Jurassische Kantonalbank |
3.9% |
5.9% |
Lend |
3.5% |
9.81% |
Migros Bank |
4.7% |
5.9% |
Walliser Kantonalbank |
5.95% |
8.95% |
Ungewichteter Durchschnitt |
5.17% |
8.66% |
Neue Höchstzinssätze zu erwarten
Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) legt den gesetzlich erlaubten Höchstzinssatz für Konsumkredite mindestens einmal pro Jahr fest. Für die Ermittlung des Höchstzinssatzes werden auf den über drei Monate aufgezinsten Saron (dem sogenannten SAR3MC) 10 Prozentpunkte aufgeschlagen. Bei Kredit- und Kundenkarten sind es 12 Prozentpunkte. In den letzten Jahren war der entsprechende Zinssatz negativ – es galten Höchstzinssätze von 10 Prozent für Privatkredite und 12 Prozent für Kreditkarten-Kredite.
Mit dem jetzigen Saron ist eine Anpassung des Höchstzinssatzes auf neu 11 Prozent für Privatkredite (13 Prozent im Fall von Kreditkarten) zu erwarten. Wenn der Saron noch weiter ansteigt, sind sogar noch höhere Höchstzinssätze möglich.
Wann der Höchstzinssatz angepasst wird, kann das EJPD auf Anfrage von moneyland.ch noch nicht sagen. Das EJPB teilt aber mit: «Wir sind uns der laufenden und wahrscheinlich noch bevorstehenden Anpassungen auf den Märkten und somit der Anpassungen bei den Zinsen bewusst.» Es kann also gut sein, dass es nächstens zu einer Erhöhung kommen wird.
«Sobald der Bund die Höchstzinssätze nach oben anpasst, werden zahlreiche Kreditanbieter die publizierten Kreditzinssätze ebenfalls nochmals anheben», so Manz. «Angesichts der aktuellen Schweizer Geldpolitik ist allgemein davon auszugehen, dass Kredite in den kommenden Monaten noch teurer werden.»
Strengere Kreditvergabe möglich
Wird es mit den steigenden Kreditzinsen auch schwieriger, einen Konsumkredit zu bekommen? Zumindest einige der angefragten Kreditanbieter bestätigen, dass es bei steigenden Zinsen in Zukunft schwieriger werden kann, einen Kredit zu erhalten. Der Grund: Die Zinskosten haben einen Einfluss auf die Berechnung der Kreditfähigkeit.
Methodik
Die Analyse basiert auf Daten aller Schweizer Anbieter von Privatkrediten, die moneyland.ch jeweils zu Beginn jeden Monats erhebt. Minimal- und Maximalzinssätze reflektieren das allgemeine Angebot, nicht die Zinssätze der tatsächlich vergebenen Kredite. Stand der Daten: Januar 2023.
Weitere Informationen:
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