Retrozessionen

Retrozessionen, auch Retros, Kickbacks oder Soft Dollars genannt, sind Provisionen durch eine dritte Instanz – zum Beispiel eine Bank oder einen Fondsmanager – an den Beauftragten – zum Beispiel einen Vermögensverwalter.

Beispielsweise zahlen Banken häufig Entschädigungen an angeschlossene Vermögensverwalter als «Belohnung» dafür, dass sie die entsprechende Bank und nicht eine andere für den Auftrag ausgewählt haben.

Bei Börsenaufträgen betragen die Retrozessionen in der Regel 30 bis 50 Prozent der Courtagen, die dem Kunden für die Börsentransaktion abgerechnet werden.

Auch Banken können wiederum Retrozessionen erhalten von dritten Instanzen wie Anlagefonds, zum Beispiel für den Vertrieb bestimmter Finanzprodukte.

Wird die Retrozession «intern» ausgezahlt, zum Beispiel von der Fondsabteilung innerhalb einer Bank an die Vermögensverwaltung derselben Bank, spricht man von «internen» Retrozessionen.

Als Provisionierungsmodell sind Retrozessionen umstritten, da durch sie falsche Anreize für die Beauftragten wie Banken oder Vermögensverwalter entstehen können, die nicht im Interesse des Kunden sind.

Gemäss Bundesgericht gehören Retrozessionen deshalb grundsätzlich dem Kunden, es sei denn, dieser verzichtet explizit darauf. Das kann der Kunde allerdings nur dann tun, wenn er vollständig und wahrheitsgetreu informiert wird, worauf er verzichtet.

Retrozessionen und entsprechende Verzichtserklärungen zwischen Vermögensverwaltern und Kunden sind weiterhin weit verbreitet.

Als Retrozessionen werden häufig wiederkehrende Kickbacks bezeichnet, während einmalige Entschädigungen je nach Kontext in der Regel als Abschlussprovision oder Finder's Fee umschrieben werden.

Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten von Retrozessionen:

  1. Retrozessionen aus dem Depotgeschäft
    Beispiel: Der Vermögensverwalter bringt der Depotbank neue Kundengelder und erhält dafür eine Entschädigung. Durch häufige Umschichtungen kann der Vermögensverwalter missbräuchlich Retrozessionen generieren, die nur ihm, aber nicht dem Kunden nützen.
     
  2. Retrozessionen aus dem Handelsgeschäft
    Hier handelt es sich um Entschädigungen für verschiedene Handelstransaktionen, beispielsweise aus dem Wertschriftengeschäft. Je mehr Transaktionen abgewickelt werden, desto höher fallen auch die Retrozessionen aus (und damit auch die Courtagen, die der Kunde bezahlen muss).
     
  3. Retrozessionen aus dem Verkauf von Finanzprodukten
    Wenn in der Öffentlichkeit von Retrozessionen gesprochen wird, sind in der Regel Produkt-Retrozessionen gemeint. Bei den Finanzprodukten handelt es sich häufig um Anlagefonds. Beispiel: Ein Teil der Fonds-Gebühren (so genannte TER), die der Kunde wiederkehrend bezahlen muss, gelangt als Retrozession wieder «zurück» an den Vermittler. Da die TER jährlich gezahlt wird, fallen solche Retrozessionen als Bestandspflege-Kommissionen jedes Jahr wieder von neuem an.
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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.