Im Schweizer Krankenkassen-System hat der Wohnort einen massgeblichen Einfluss auf die Prämienhöhe. Relevant für die Versicherten ist dabei, in welche der schweizweit 42 Prämienregionen die Wohngemeinde eingeteilt ist.
Das System sorgt immer wieder für Diskussionen. Zwar variieren die Gesundheitskosten je nach Wohnort tatsächlich. Allerdings gibt es bei der Einteilung der Prämienregionen zwangsläufig eine gewisse Willkürlichkeit. Eine Alternative wären zum Beispiel landesweit einheitliche Prämien. Eine solche geographische Einheitsprämie würde aber natürlich die Versicherten in allen Ortschaften verärgern, die im jetzigen System von unterdurchschnittlichen Prämien profitieren.
Wie gross die Unterschiede tatsächlich sind, hat der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch anhand der günstigsten Prämien für Erwachsene und junge Erwachsene je nach Prämienregion untersucht. Pro Wohnort hat moneyland.ch jeweils die günstigsten Krankenkassen-Modelle für die tiefste und höchste Franchise (ohne Unfalldeckung) herausgesucht.
Fazit: Tatsächlich gibt es erhebliche Prämienunterschiede zwischen den Wohnorten – auch wenn man nur die günstigsten Krankenkassen berücksichtigt. «Erwachsene Versicherte mit Grundfranchise zahlen für die günstigste Krankenkasse rund 2400 Franken mehr pro Jahr in Basel-Stadt als in Appenzell-Innerrhoden», so Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.
Appenzell Innerrhoden am günstigsten, Basel-Stadt am teuersten
Im Kanton Appenzell Innerrhoden kostet das günstigste Krankenkassen-Modell für erwachsene Versicherte (ab 26 Jahren) mit einer 300er-Franchise (ohne Unfalldeckung) 253.10 Franken. Das ist günstiger als in allen anderen Prämienregionen der Schweiz.
In Basel-Stadt hingegen kostet das günstigste Krankenkassen-Modell für das gleiche Profil 452.30 Franken. So teuer sind die Prämien für dieses Kundenprofil sonst nirgends. Im Vergleich zu Appenzell Innerrhoden zahlen die erwachsenen Basler mit Grundfranchise also 199.20 Franken mehr pro Monat für die günstigste Krankenkasse. Das sind fast 2400 Franken pro Jahr.
Ein ähnliches Bild ergibt sich mit der höchsten 2500er-Franchise (ohne Unfalldeckung). Erwachsene Versicherte in Appenzell Innerrhoden zahlen Prämien in der Höhe von 166.40 pro Monat, während es in Basel-Stadt 333 Franken pro Monat sind. In Basel-Stadt zahlen die erwachsenen Versicherten mit der höchsten Franchise also rund doppelt so viel für die Prämien der günstigsten Krankenkasse.
Für junge Erwachsene im Alter zwischen 19 und 25 Jahren sind die Unterschiede ebenfalls beträchtlich. Am günstigsten ist für die untersuchten 300er- und 2500er-Franchisen ebenfalls Appenzell-Innerrhoden, wobei Genf noch etwas teurer ist als Basel-Stadt.
Benachbarte Gemeinde mit unterschiedlichen Prämien
Versicherte in bestimmten Gemeinden sind oft erstaunt, wie viel tiefer oder höher die Prämien in unmittelbar benachbarten Ortschaften sind. Das ist häufig dann der Fall wenn die angrenzende Gemeinde einer anderen Prämienregion zugeordnet wird.
Ein Beispiel kann das verdeutlichen: In der Gemeinde Oberengstringen im Kanton Zürich (Prämienregion 3) zahlen die Versicherten mit einer 2500er-Franchise (ohne Unfalldeckung) 203.60 Franken pro Monat für die günstigste Krankenkasse.
In Frankental in der Stadt Zürich (Prämienregion 1), das unmittelbar an Oberengstringen angrenzt, zahlen Versicherte mit dem gleichen Profil hingegen 274.90 Franken pro Monat. Versicherte zahlen also für die günstigste Krankenkasse rund 856 Franken mehr pro Jahr, wenn sie etwas weiter stadteinwärts wohnen.
«Solche Prämiendifferenzen werden oft als ungerecht empfunden», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Sie sind auf die unterschiedlich hohen Prämien in den Prämienregionen zurückzuführen.
Ein weiteres Beispiel aus dem Kanton Bern, der in drei Prämienregionen aufgeteilt wird. Je nach Region zahlen die erwachsenen Versicherten mit der höchsten Franchise hier für die günstigste Prämie zwischen 226.10 und 287.70 Franken pro Monat. Je nachdem, wo die Berner Versicherten wohnen, zahlen sie also fast 740 Franken pro Jahr mehr für die günstigste Kasse.
Assura für Erwachsene am häufigsten die günstigste Kasse
moneyland.ch hat analysiert, welche Krankenkassen in allen 42 Prämienregionen für Erwachsene (ab 26 Jahren) am häufigsten am günstigsten sind.
Resultat: Für erwachsene Versicherte mit der tiefsten 300er-Franchise (ohne Unfalldeckung) hat die Billigkasse Assura in 13 Prämienregionen die günstigsten Prämien, gefolgt von der Swica in 9, der Atupri in 6, der Helsana und Progrès in je 4 und der CSS in 3 Prämienregionen.
Für erwachsene Versicherte mit der höchsten 2500er-Franchise ist die Assura in 15 Prämienregionen die günstigste Wahl, gefolgt von der Atupri in 9, der Helsana in 5, der Progrès in 4, der Arcosana in 4 und der Swica in 2 Prämienregionen.
Sanitas und Atupri für junge Erwachsene die günstigsten Kassen
In der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (im Alter zwischen 19 und 25 Jahren) sind andere Krankenkassen als für Erwachsene am günstigsten. Für junge Erwachsene mit der 300er-Franchise ist Atupri in 9 Prämienregionen am günstigsten, gefolgt von Assura in 6, Sanagate in 5 und Sanitas in 4 Prämienregionen.
Entscheidender ist für junge Erwachsene allerdings das Profil mit der höchsten 2500er-Franchise. Hier führt Sanitas mit grossem Abstand: In 28 Prämienregionen ist Sanitas am günstigsten. Weit abgeschlagen folgen Sanagate und Atupri mit je 4 Prämienregionen und die EGK mit 2 Prämienregionen. Assura ist für junge Erwachsene mit 2500er-Franchise nur in einer Prämienregion am günstigsten. Assura möchte bei den Erwachsenen offenbar stärker wachsen als bei den jungen Erwachsenen.
Weitere Informationen:
Individueller Vergleich aller Krankenkassenprämien