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Statistik: Jährlich 54 Millionen Gigabyte Datenroaming

25. Juli 2023 - Ralf Beyeler

Das Bundesamt für Kommunikation Bakom hat eine interessante Statistik zum Roaming veröffentlicht. Telekom-Experte Ralf Beyeler kommentiert die spannendsten Zahlen.

Seit knapp 25 Jahren beschäftige ich mich mit verschiedenen Themen aus dem Telekom-Bereich. Ein Dauerbrenner ist dabei das Thema Roaming. Also das Telefonieren und das Internet-Surfen im Ausland. Beim Roaming lässt man seine normale SIM-Karte im Smartphone und nutzt im Ausland die ausländische Mobilfunknetze. Das Roaming wird über die normale Telefonrechnung verrechnet.

Kürzlich hat das Bundesamt für Kommunikation die neueste Roaming-Statistik veröffentlicht. Als Telekom-Experte wühle ich mich gerne durch solche Statistiken. Erhoben wurden die Daten quartalsweise. Die letzten derzeit verfügbaren Daten betreffend das 4. Quartal 2022.

In diesem Blogbeitrag gehe ich auf die interessantesten Erkenntnisse ein.

Wie viele Kundinnen und Kunden nutzen Roaming?

Im Sommerquartal 2022 (Juli bis September) haben 42 Prozent der Kundinnen und Kunden Roaming genutzt. Die Statistik zeigt auch, dass im Winterquartal (Januar bis März) das Roaming weniger stark genutzt wird als in den anderen Quartalen. Im Winterquartal 2022 haben 25 Prozent aller Kundinnen und Kunden Roaming verwendet.

Ich finde diese Zahl erstaunlich hoch. Zumal nicht alle Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien im Ausland verbringen. Mitgezählt werden aber auch die Einkaufstouristinnen und -touristen, wenn sie dabei das Roaming nicht deaktiviert haben.

Wie viele haben ein Abo mit Inklusiv-Roaming?

In der Schweiz haben Mobilfunk-Kundinnen und -Kunden per Ende 2022 insgesamt knapp 3.8 Millionen Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming abgeschlossen. Daneben gab es mehr als 6.4 Millionen Handy-Abos ohne Inklusiv-Roaming. Oder anders gesagt: 37 Prozent aller Handy-Abos beinhalten Inklusiv-Roaming.

In die Statistik sind alle Abos mit Inklusiv-Roaming eingeflossen. Darunter auch viele Handy-Abos, die eine eher symbolische Menge Daten-Roaming enthalten.

Angesichts der Tatsache, dass die Mobilfunk-Provider die Handy-Abos mit Inklusiv-Roaming sehr stark bewerben, erstaunt die Tatsache, dass nur 37 Prozent aller Handy-Abos Inklusiv-Roamingenthalten. Oft sind die Abos mit viel Inklusiv-Roaming sehr teuer und rechnen sich für die typischen Ferienreisenden nicht. Anders kann es für Kundinnen und Kunden aussehen, die privat oder beruflich häufig im Ausland unterwegs sind. Auch wenn wieder mal ein Handy-Abo mit viel Inklusiv-Roamingzu einem Aktionspreis von ungefähr 25 Franken im Monat angeboten wird, rechnet sich ein solches Abo für Ferienreisende oft.

Wie stark wird das Datenroaming benutzt?

Im ganzen Jahr haben Kundinnen und Kunden von Schweizer Mobilfunk-Anbietern fast 54 Millionen Gigabyte Daten über ausländische Mobilfunknetze übertragen. Daten-Roaming wird vor allem in Europa – definiert als EU, EFTA und Grossbritannien – genutzt. In den restlichen Ländern wurden weniger als 3 Millionen Gigabyte Daten-Roaming übertragen.

54 Millionen Gigabyte sind eine imposante Datenmenge. Insbesondere wenn man bedenkt, dass nur eine Minderheit der Kundinnen und Kunden überhaupt Roaming nutzen. Dass Schweizerinnen und Schweizer das Datenroaming fast ausschliesslich in Europa nutzen, dürfte zwei wesentliche Gründe haben: Erstens ist das Inklusiv-Roaming von Handy-Abos vor allem in Europa gültig, zweitens sind Datenpakete in einigen europäischen Ländern wesentlich günstiger als in vielen anderen Ländern.

Wie verbreitet sind Datenroaming-Pakete?

90.3 Prozent der im Ausland übertragenen Daten entfallen auf das im Vertrag enthaltene Inklusiv-Roaming. Die restliche Datenmenge wird in Paketen und Optionen übertragen. Nur ein «verschwindend geringes Datenvolumen» wird zum Standardtarif übertragen, wobei das Bakom diese Menge nicht genau beziffert. Es ist folglich davon auszugehen, dass etwa 9 Prozent der gesamten Datenmenge mit Datenroaming-Paketen übertragen werden.

9 Prozent erscheinen relativ niedrig, zeigt aber deutlich auf, dass viele Kundinnen und Kunden im Ausland keine Daten übertragen, wenn ihr Handy-Abo kein Roaming beinhaltet oder sie das vertraglich enthaltene Inklusiv-Roamingbereits aufgebraucht haben. Offensichtlich verzichten viele Kundinnen und Kunden darauf, im Ausland Datenroaming-Pakete zu kaufen. Sie weichen auf Alternativen wie Gratis-WLAN oder eine lokale SIM-Karte aus.

Wie viel wird im Ausland telefoniert?

Immer wieder werde ich darauf angesprochen, dass das Telefonieren immer weniger wichtig wird und praktisch keine Bedeutung mehr hat. Es ist sicher so, dass manche Kundinnen und Kunden gerne auf Telefongespräche verzichten. Wir sprechen hier nur von Telefongesprächen, die über die Telefonfunktion eines Smartphones geführt werden. Über Apps wie Whatsapp geführte Telefonate werden in dieser Statistik nicht mitgezählt.

Doch ein Blick in die Statistik zeigt, dass Telefongespräche immer noch beliebt sind: Im Ausland telefonierten Schweizer Kundinnen und Kunden im Jahr 2022 während 487 Millionen Minuten. Die Gesamtdauer war 2022 damit gar höher als im Jahr 2017.

Besonders erschreckend ist, dass fast ein Drittel der Kundinnen und Kunden immer noch zum Standardtarif im Ausland telefonieren. Gemäss Statistik betrug die Gesamtdauer der zum Standardtarif verrechneten Telefonate 36 Millionen Minuten. Bei vielen Anbietern ist der Standardtarif viel zu hoch und die Kundinnen und Kunden bezahlen viel mehr als notwendig. Ich rechne damit, dass die Schweizerinnen und Schweizer 2022 insgesamt etwa 30 Millionen Franken hätten sparen können, wenn sie statt zum Standardtarif mit einem günstigeren Optionstarif telefoniert hätten.

Seit Jahren wird von zahlreichen Expertinnen und Experten vom Standardtarif abgeraten. Dass trotzdem noch fast ein Drittel freiwillig viel zu hohe Preise bezahlen, ist für mich völlig unverständlich. Resignieren die Leute, weil sie im Tarifdschungel überfordert sind? Oder sind die Leute einfach gleichgültig und ihnen ist es egal, dass sie sich abzocken lassen?

Nutzen auch Prepaid-Kundinnen und Kunden das Roaming?

Die Statistik des Bundesamtes für Kommunikation zeigt deutlich, dass Kundinnen und Kunden, die ein Prepaid-Angebot nutzen, das Roaming kaum nutzen. Obwohl Ende 2022 noch 16 Prozent der Kundinnen und Kunden ein Prepaid-Angebot genutzt haben, wurde nur 1.1 Prozent des Datenroaming-Volumens von Prepaid-Kundinnen und Kunden übertragen. Und nur 1.1 Prozent der ausgehenden Roaming-Gespräche gehen von Kundinnen und Kunden aus, die mit einem Prepaid-Angebot telefonieren.

Weitere Informationen:

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Experte Ralf Beyeler
Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte bei moneyland.ch.