Sie öffnen Ihre Banking-App und trauen Ihren Augen kaum: Auf Ihrem Bankkonto ist deutlich weniger oder sogar gar kein Geld mehr vorhanden. Möglicherweise sind Sie Opfer von Skimming geworden.
Was ist Skimming?
Betrüger manipulieren einen Bancomaten oder ein Zahlterminal so, dass sie die Kartendaten auf dem Magnetstreifen auslesen und kopieren können. Um an den PIN-Code der Karte zu gelangen, verwenden die Betrüger eine Tastatur-Attrappe oder filmen die Eingabe des PIN-Codes mit einer Videokamera.
Die so gestohlenen Daten kopieren die Betrüger auf eine Karte. Mit dieser Karte beziehen sie Geld an Bancomaten oder kaufen ein, in der Regel ausserhalb Europas.
Die betroffenen Kundinnen und Kunden bemerken den Schaden oft erst, wenn sie den Kontoauszug anschauen oder sie kein Geld mehr abheben können, weil das Konto leer ist.
Skimming beim Online-Shopping
Beim sogenannten «Digital Skimming» versuchen Betrüger bei Online-Einkäufen den Datenverkehr zwischen Käufer, Online-Shop und Zahlungsabwickler abzugreifen. Für Konsumentinnen und Konsumenten ist es schwierig, Digital Skimming zu erkennen. Sie sollten die Sicherheitsmassnahmen gegen Phishing beachten.
Digital Skimming ist auch unter anderen Bezeichnungen wie Web Skimming, Online Card Skimming, E-Skimming, Formjacking oder Magecart bekannt.
Sind auch Bankkunden aus der Schweiz von Skimming betroffen?
Ja, auch Kundinnen und Kunden von Schweizer Banken können von Skimming betroffen sein.
An Schweizer Bancomaten können Betrüger mit den durch Skimming erlangten Kartendaten und dem PIN-Code aus Skimming kein Bargeld beziehen. Denn mit Schweizer Debit- und Kreditkarten ist der Bargeldbezug an Schweizer Bancomaten ohne den Chip auf der Karte nicht möglich. Bisher sind keine Fälle bekannt, in denen der Chip auf der Karte durch Skimming kopiert wurde. Auch in vielen verschiedenen europäischen Ländern ist der Bargeldbezug ohne Karte mit Chip nicht möglich.
Trotzdem können auch Kundinnen und Kunden aus der Schweiz Opfer von Skimming werden: Die Betrüger kopieren die Daten und übermitteln sie blitzschnell via Internet an Partner, die diese Daten auf einer Karte speichern und damit auf einem anderen Kontinent an einem Bancomaten Bargeld beziehen oder einkaufen. Vor allem in Afrika, Asien sowie Nord- und Südamerika können Bancomaten und Terminals die Chipkarten auf europäischen Karten nicht lesen. Daher werden in vielen Ländern Transaktionen über den Magnetstreifen der Karte abgewickelt.
Was wird gegen Skimming unternommen?
Banken, Kartenherausgeber und Kreditkartenfirmen versuchen mit verschiedenen Massnahmen, Skimming zu erschweren. Schweizer Banken und Kartenherausgeber geben Karten mit der Chip-Technologie heraus. Diese Chips können bisher nicht kopiert werden.
Eine weitere Massnahme der Schweizer Banken und Kreditkarten-Herausgeber ist das sogenannte Geoblocking. Dabei wird die Karte für den Einsatz in bestimmten Ländern gesperrt. Bei einigen Banken und Kartenherausgebern können Kundinnen und Kunden über das Online-Banking oder eine App einstellen, in welchen Ländern eine Karte eingesetzt werden kann.
Schweizer Banken und Kreditkartenherausgeber haben Betrugserkennungssysteme installiert, die bei verdächtigen Transaktionen Alarm schlagen und die Kundinnen und Kunden kontaktieren.
Wie kann ich mich vor Skimming schützen?
Mit diesen Tipps können Sie sich vor Skimming schützen:
- Aufmerksam sein: Wenn Sie an der Kasse bezahlen oder am Bancomat Bargeld beziehen, sollten Sie aufmerksam sein. Überprüfen Sie das Terminal oder den Bancomaten kurz auf verdächtige Geräte und Tastaturen.
- Auf Manipulationen achten: Ist das Siegel am Zahlungsterminal aufgebrochen? Sind am Automaten Klebereste zu finden? Ist eine zusätzliche Tastatur über die eigentliche Tastatur installiert? Das sind alles mögliche Alarmzeichen.
- PIN-Code verdeckt eingeben: Geben Sie den PIN-Code verdeckt ein.
- Nicht ablenken lassen: Lassen Sie sich nicht von Drittpersonen ablenken, während Sie bezahlen oder Bargeld beziehen.
- Keine Hilfe annehmen: Nehmen Sie keine Hilfe von Unbekannten an, zum Beispiel wenn Ihre Bankkarte im Bancomaten verschwunden ist.
- Drinnen ist sicherer: Beziehen Sie Bargeld wenn möglich an Bancomaten, die sich im Innenraum einer Bank befinden. Zum Öffnen der Türe zum Bancomaten müssen Sie nie einen PIN-Code eingeben.
- Mehrere Karten nutzen: Nutzen Sie zum Öffnen der Tür zum Bancomat-Raum eine andere Karte als zum Bargeldbezug.
- Geoblocking aktivieren: Lassen Sie bei Ihrer Bank Geoblocking aktivieren. Bei manchen Banken ist das über das Online-Banking oder die App möglich, ansonsten über Ihre Kundenberaterin oder Ihren Kundenberater. Bevor Sie allerdings in die Ferien gehen, sollten Sie die entsprechenden Ferienländer wieder freischalten, damit Sie dort bezahlen und Bargeld beziehen können.
- Magnetstreifen und Bancomaten sperren: Bei manchen Anbietern können Sie via Online-Banking oder in der App die Nutzung von Magnetstreifen und Bancomaten sperren. Wenn Sie in Europa unterwegs sind, wird der Magnetstreifen der Karte in der Regel nicht gebraucht. Bei Bedarf können Sie in der App den Bancomat-Bezug wieder zulassen und anschliessend wieder sperren.
- Notfallnummern speichern: Speichern Sie die Notfallnummern Ihrer Bank beziehungsweise Ihrer Kartenherausgeber im Smartphone, sodass Sie bei einem Verdacht auf Skimming den Anbieter sofort anrufen können und nicht wertvolle Zeit mit der Suche nach der Nummer verschwenden.
Was muss ich tun, wenn ich den Verdacht habe, dass meine Daten kopiert wurden?
Informieren Sie sofort Ihre Bank oder Ihren Kartenherausgeber über die Notfall-Telefonnummer über Ihren Verdacht. In der Regel ist die Notfall-Telefonnummer rund um die Uhr erreichbar. Die Bank und der Kartenherausgeber sperren die Karte sofort, sodass die Betrüger mit einer kopierten Karten nichts mehr anfangen können.
Melden Sie Ihren Verdacht ebenfalls sofort der Polizei, am besten über die Notrufnummer 117 (im Ausland mit dem Smartphone über die Notrufnummer 112).
Was muss ich tun, wenn ich Opfer von Skimming geworden bin?
Melden Sie sich sofort bei Ihrer Bank oder Ihrem Kartenherausgeber.
Sofern Sie Ihre Sorgfaltspflichten eingehalten haben, übernehmen Banken und Kartenherausgeber in der Regel den Schaden und Sie erhalten das gestohlene Geld wieder von der Bank oder dem Kartenherausgeber zurück.
Stellen Sie bei der Polizei einen Strafantrag. Im Zusammenhang mit Skimming kommen typischerweise folgende Straftatbestände in Betracht:
- Diebstahl
- Unbefugte Datenbeschaffung
- Betrügerischer Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage
- Urkundenfälschung
Diese Straftaten sind Antragsdelikte, es muss also ein Strafantrag bei der Polizei gestellt werden.
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