Sollzinsen – auch Überziehungszinsen genannt – sind die Zinsen, die Sie an die Bank zahlen müssen, wenn Sie mehr Geld ausgeben, als Sie auf Ihrem Konto haben. In Deutschland ist dafür der Begriff Dispokredit – oder kurz Dispo – weit verbreitet. In diesem Ratgeber beantwortet moneyland.ch die wichtigsten Fragen und vergleicht die Sollzinssätze der Schweizer Banken.
Wann fallen Sollzinsen auf Privatkonten an?
Je nach Bank und Konto sind bestimmte Transaktionen auch dann möglich, wenn sich kein Geld auf dem Privatkonto befindet. Dadurch wird verhindert, dass eine Zahlung unbezahlt bleibt, auch wenn sie zu einem negativen Kontostand führt.
Beispiele für Transaktionen, die zu einem negativen Saldo auf dem Privatkonto führen können, sind:
- Gebühren für Bankdienstleistungen
- Zahlungen mit Debitkarten
- Überweisungen
- Lastschriftverfahren
- Daueraufträge
In der Regel sind Zahlungen mit Debitkarten nur möglich, wenn genügend Guthaben auf dem Konto ist oder es eine Vereinbarung zum Überziehen des Kontos gibt. Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge werden in der Regel nicht ausgeführt, wenn nicht genügend Geld auf dem Konto ist oder der Überziehungsrahmen nicht ausreicht. Ausnahmen gibt es zum Beispiel bei der Belastung einer Kreditkarte derselben Bank über das Lastschriftverfahren. Eine solche Transaktion wird bei den meisten Banken auch ausgeführt, wenn das Konto nicht gedeckt ist.
Gut zu wissen
Von den Sollzinsen zu unterscheiden sind Gebühren, die bei der Nichteinhaltung der Rückzugsbedingungen bei Sparkonten und Privatkonten verlangt werden. Diese heissen auch Nichtkündigungskommissionen.
Sind Kontoüberziehungen bei allen Schweizer Banken möglich?
Kontoüberziehungen sind in der Schweiz nicht üblich. In der Regel können Sie Ihr Konto bei Schweizer Banken nur dann überziehen, wenn Sie mit der Bank eine entsprechende Vereinbarung getroffen haben. Anschliessend können Sie das Konto bei Bedarf im Rahmen der gewährten Limite überziehen. Nur bei wenigen Schweizer Banken ist eine Überziehung ohne eine separate Vereinbarung möglich, bei einigen Banken nur im Rahmen von bestimmten Konten oder Bankpaketen.
Aber auch wenn Sie Ihr Konto grundsätzlich nicht überziehen können, können bestimmte Transaktionen zu einem negativen Saldo führen, für den Sollzinsen anfallen.
Wie hoch sind die Sollzinssätze?
Die Sollzinssätze sind von Bank zu Bank unterschiedlich. Der Höchstzinssatz, den die Banken verlangen dürfen, entspricht dem gesetzlichen Höchstzinssatz für Kreditkarten, wie er im Konsumkreditgesetz festgelegt ist.
Vergleich der Sollzinssätze für Privatkonten bei Schweizer Banken:
Bank |
Sollzins pro Jahr |
Migros Bank |
8.00% |
Berner Kantonalbank |
9.00% |
Regiobank Solothurn |
9.00% (plus 0.25% pro Quartal) |
Glarner Kantonalbank |
9.50% |
Jurassische Kantonalbank |
9.50% |
Postfinance |
9.50% |
Graubündner Kantonalbank |
9.75% |
Baloise Bank Soba |
10.00% |
Bank WIR |
10.00% |
Basellandschaftliche Kantonalbank |
10.00% |
Freiburger Kantonalbank |
10.00% |
Raiffeisen (Zürich) |
10.00% |
Schwyzer Kantonalbank |
10.00% |
Sparkasse Schwyz |
10.25% |
Bank Cler |
11.50% |
Credit Agricole Nextbank |
11.50% |
Genfer Kantonalbank |
11.50% |
Basler Kantonalbank |
12.00% |
Valiant |
12.00% |
UBS |
13.00% |
Wie werden Sollzinsen berechnet?
Wie bei Kreditkarten werden Sollzinsen für Überziehungskredite auf der Grundlage des Zeitraums berechnet, in dem Sie einen negativen Saldo haben.
Wenn Sie zum Beispiel während einem Jahr insgesamt während 30 Tagen mit jeweils 1000 Franken im Minus sind, bezahlen Sie bei einem Sollzinssatz von 10 Prozent total 8.33 Franken Zinsen. Die Berechnung erfolgt in der Regel nach folgender Formel: 30 Tage / 360 Tage * Betrag 1000 Franken * Zinssatz 10 Prozent.
Ist ein Überziehungskredit dasselbe wie ein Kontokorrentkredit?
Nein. Die Zinssätze in der obigen Tabelle gelten für die Überziehung eines Privatkontos.
Viele Schweizer Banken bieten Kontokorrentkonten an. Kontokorrentkonten richten sich vor allem an Firmen sowie an Privatpersonen, die einen sehr intensiven Zahlungsverkehr benötigen. Beim Kontokorrent wird oft ein Kreditrahmen (eine «Kreditlinie») zwischen der Bank und dem Kunden vereinbart. Sie können bis zur Höhe des Kreditrahmens ins Minus gehen und dieses so lange wie nötig aufrechterhalten.
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