Der unabhängige Internet-Vergleichsdienst moneyland.ch hat für die vorliegende Untersuchung die Verwaltungskosten der schweizerischen Krankenversicherungen anhand der Daten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) unter die Lupe genommen. Gemäss Bundesamt für Gesundheit ist unter «Verwaltungsaufwand» der gesamte Betriebsaufwand gemeint. Dazu gehören Personalkosten, Provisionen und Werbung.
Gemäss den neusten BAG-Zahlen kostete die Verwaltung im Rahmen der obligatorischen Grundversicherung im Jahr 2017 rund 1.44 Milliarden Franken. «Das ist eine Steigerung von rund 76 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr», so Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch. Das gesamte Prämienvolumen in der Grundversicherung ist 2017 gegenüber 2016 um rund 1.5 Milliarden Franken angestiegen und betrug 2017 rund 30.3 Milliarden Franken.
166 Franken Verwaltungsaufwand pro Person
Pro Person lag der Verwaltungsaufwand im Jahr 2017 für die Grundversicherung im Anbieter-gewichteten Durchschnitt bei 166 Franken. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 3 Franken pro Person (Sie können sich eine PDF-Tabelle mit den Verwaltungskosten pro Kasse in der untenstehenden Box zustellen lassen).
Am höchsten waren die Verwaltungskosten im Jahr 2017 pro Person bei der Krankenkasse Ingenbohl mit 492 Franken. Am geringsten war der Wert bei der Sumiswalder Krankenkasse mit 86 Franken, gefolgt von Sanagate (91 Franken), Krankenkasse Luzerner Hinterland (92 Franken), Sanavals (101 Franken) und Sodalis (103 Franken). Die Kosten pro Kasse sind auch im Krankenkassenvergleich auf moneyland.ch aufgeführt.
Krankenkassen sind unterschiedlich effizient
Neben dem Verwaltungsaufwand pro Person ist das Verhältnis von Verwaltungsaufwand (plus Abschreibungen) zu den Prämien (abzüglich Risikoausgleich) eine aufschlussreiche Kennzahl. Im Anbieter-Durchschnitt lag dieses Verhältnis im Jahr 2017 bei 5.06%. Sprich: Rund 5% der Prämien in der Grundversicherung werden für die Verwaltung durch die Krankenkassen ausgegeben.
Am «effizientesten» waren im Jahr 2017 die Krankenkassen Luzerner Hinterland (2.9%), Sumiswalder Krankenkasse (3.2%), CSS (3.3%), Visana (3.4%), Atupri (3.4%), Easy Sana (3.5%), Sodalis (3.5%), Philos (3.6%), Avenir (3.6%), Groupe Mutuel (3.6%) und Galenos (3.7%). «Die einzelnen Werte können im Krankenkassenvergleich auf moneyland.ch pro Angebot transparent eingesehen werden», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.
Hohe Provisionen im Krankenversicherungsgeschäft
In der Grundversicherung gab es im Jahr 2017 gemäss BAG Provisionen (ans eigene und fremde Personal) in der Höhe von rund 50 Millionen Franken. Das ist eine deutliche Zunahme gegenüber 2016 – damals waren es noch 33 Millionen Franken. Die von der BAG erfassten Zusatzversicherungen weisen für 2017 Provisionen in der Höhe von rund 56 Millionen Franken aus. Insgesamt beträgt der Anteil der Provisionen an den Verwaltungskosten im Bereich Zusatzversicherungen, die vom BAG beobachtet werden, rund 24%.
Allerdings werden die relevanten Anbieter von Zusatzversicherungen vom BAG nicht erfasst. Diese werden von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA reguliert. Im Bereich Zusatzversicherungen betrugen die Verwaltungskosten der von der FINMA beobachteten Kassen im Jahr 2017 1.566 Milliarden Franken. Insgesamt betrugen die Verwaltungskosten in der Zusatzversicherung damit rund 1.8 Milliarden Franken. Bezüglich Versicherungsprovisionen gab die FINMA keine Zahlen mehr bekannt. Diese dürften aber gemäss Schätzungen von moneyland.ch ähnlich hoch wie im Vorjahr liegen und rund 30% der Verwaltungskosten betragen.
Insgesamt geht moneyland.ch damit von Abschlussprovisionen der Schweizer Krankenkassen in der Höhe von mehr als einer halben Milliarde Franken im Jahr 2017 aus. Das ist insofern problematisch, als die Kosten der Bereiche Grund- und Zusatzversicherungen nicht immer sauber getrennt werden können. Ausserdem können Abschlussprovisionen an Makler und Agenten zu Fehlanreizen und damit einer schlechten Beratungsqualität führen.
Obligatorische Grundversicherung: Marketingausgaben
Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit haben Schweizer Krankenkassen im Jahr 2017 55 Millionen Franken für Werbung in der Grundversicherung ausgegeben – das sind rund 3.8% des ganzen Verwaltungsaufwands. Dazu kommen 9.5 Millionen Franken für Werbung von Zusatzversicherungen, die vom BAG beaufsichtigt werden. Viele Zusatzversicherungen unterstehen allerdings der FINMA, nicht dem BAG.
Die Werbeausgaben mögen auf den ersten Blick nicht sonderlich hoch erscheinen. Allerdings gibt es Abgrenzungsschwierigkeiten: Ein hoher Werbeanteil dürfte bei den Zusatzversicherungen verbucht werden, für welche das BAG nicht zuständig ist.
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