Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am 22. September 2022 den Leitzins auf 0.5 Prozent erhöht. Damit ist er erstmals seit acht Jahren wieder im positiven Bereich. moneyland.ch hat bei grossen Schweizer Banken nachgefragt, ob es nun auf Sparkonten endlich wieder mehr Zins geben wird.
Eine gute Neuigkeit vorab: Alle angefragten Banken geben an, dass sie künftig keine Negativzinsen mehr verrechnen werden. Effektive Zinserhöhungen im positiven Bereich gibt es jedoch erst bei wenigen Anbietern.
Diese Banken erhöhen den Zins:
- Bank Wir: Ab dem 1. Dezember 2022 gibt es bei Wir auf Vorsorge- und Sparkonten mehr Zins. Bei Sparkonten sind es 0.15 Prozent, bei Seniorensparkonten 0.25 Prozent. Beim Bonussparkonto beträgt der Zins 0.2 bis maximal 0.6 Prozent. Beim 3a-Konto sind es neu 0.4 Prozent.
- Graubündner Kantonalbank: Die GKB hat einige Zinssätze für langfristige Sparguthaben erhöht. Ab dem 1. Oktober 2022 erhalten Kundinnen und Kunden in der Sparpyramide (Zinsstufenkonto) auf der vierten Stufe sowie mit dem 3a-Vorsorgeprodukt Sparen 3 neu 0.25 Prozent Zins.
- Luzerner Kantonalbank: Auf herkömmlichen Sparkonten der LUKB gibt es ab dem 1. Oktober neu 0.3 Prozent Zins (bis 100’000 Franken, danach neu 0.25 Prozent). Beim Jugendsparkonto Blu sind es neu 0.5 Prozent (bis 20’000 Franken), 0.3 Prozent (20’000 bis 100’000 Franken) und 0.25 Prozent (ab 100’000 Franken). Beim Vorsorgekonto Sparen 3 gibt es neu 0.2 Prozent Zins.
- Valiant: Kundinnen und Kunden erhalten ab dem 1. Oktober 2022 auf Spar- und Vorsorgekonten neu bis zu 0.25 Prozent Zins.
- Yuh: Bei der Finanz-App Yuh kam die Zinserhöhung sogar schon am 1. September, fast ein Monat vor der Ankündigung der SNB. Auf bis zu 25’000 Franken Guthaben zahlt Yuh 0.25 Prozent Zins. Bei maximal 25’000 Euro sind es ebenfalls 0.25 Prozent. Auf bis zu 25’000 US-Dollar gibt es sogar 0.5 Prozent Zins.
Diese Banken erhöhen die Zinsen noch nicht:
- Aargauische Kantonalbank: Eine Zinserhöhung ist noch nicht bekannt, aber die Bank will am 29. September 2022 mitteilen, wie es mit den Zinsen für Kundinnen und Kunden weitergeht.
- Basellandschaftliche Kantonalbank: Die BLKB hebt lediglich ab dem 1. Oktober 2022 die Negativzinsen auf.
- Basler Kantonalbank: Die BKB hat noch keine Zinserhöhungen angekündigt.
- Bank Cler: Noch hat die Bank Cler keine Zinserhöhung beschlossen. Aber sie schreibt auf Anfrage, dass es in absehbarer Zeit soweit sein könnte.
- Berner Kantonalbank: Eine mögliche Zinserhöhung ist derzeit zwar in Abklärung, aber noch nicht offiziell beschlossen.
- Credit Suisse: Die CS hat zwar bereits im Juli die Negativzinsen angepasst, bisher aber noch keine Erhöhung im positiven Bereich vorgenommen. Die Bank gibt an, dass die Zinskonditionen womöglich kurzfristig angepasst würden.
- Migros Bank: Die Migros Bank plant derzeit keine Erhöhung der Sparzinsen.
- Postfinance: Die Bank will gegenüber moneyland.ch noch keine Zinserhöhung ankündigen.
- Raiffeisen: Raiffeisen geht zwar davon aus, dass der steigende Leitzins künftig bessere Konditionen für Kundinnen und Kunden zur Folge haben wird. Abgesehen von der Abschaffung von Negativzinsen gibt es aber noch keine Zinserhöhung.
- St. Galler Kantonalbank: Die Bank hat keine Zinserhöhung angekündigt, werde aber in den kommenden Tagen kommunizieren, wie sich die Konditionen für Kundinnen und Kunden verändern werden.
- UBS: Die UBS hebt lediglich ab dem 1. Oktober 2022 die Negativzinsen auf.
- Zürcher Kantonalbank: Die ZKB schreibt, dass eine Zinserhöhung erst in Betracht gezogen werde, wenn die Nationalbank den Leitzins noch weiter erhöht. Kundinnen und Kunden können also bis Ende Jahr kaum mit mehr Zins rechnen.
Mittelfristig dürften praktisch alle Anbieter wieder positive Zinsen zahlen – zumindest auf Sparkonten. Als der Leitzins in der Schweiz zuletzt gestiegen war, erhielten Sparerinnen und Sparer in der Regel ebenfalls vorzu mehr Zins.
Allerdings stiegen die Sparzinsen nur verzögert und viel weniger stark als der Leitzins. Beides kann man auch jetzt schon bei den Schweizer Banken beobachten: Mehrere Anbieter sagen, dass sie zuerst weitere Zinsschritte abwarten werden. Und die Banken, die sofort nach Ankündigung der SNB ihre Sparzinsen erhöht haben, bleiben vorerst unter der Leitzins-Marke von 0.5 Prozent.
Allerdings gibt es auch viele Sparkonten, auf denen es bereits vor der Leitzinserhöhung etwas Zins gab. Sie müssen also nicht unbedingt zu einer der Banken wechseln, die jetzt die Sparzinsen neu erhöhen. Welche Banken aktuell wie viel Zins geben, sehen Sie im Vergleich von moneyland.ch.
Teuerung frisst Zinsen weg
Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch, gibt zu bedenken, dass selbst Zinsen von 0.5 Prozent für Konsumentinnen und Konsumenten unter dem Strich einen Verlust darstellen würden: «Die hohe Teuerung frisst solche niedrigen Wertsteigerungen derzeit komplett weg.» Die reale Verzinsung – also die Verzinsung abzüglich der Teuerung – bleibt weiterhin negativ.
Keine der angefragten Banken gibt an, dass es auf Privatkonten künftig mehr Zins geben wird. «Wenn man bedenkt, dass auch die Sparzinsen nur zögerlich angehoben werden, dürften Zinsen bei Privatkonten noch um einiges länger eine Seltenheit bleiben», so Manz. Er empfiehlt darum, fürs Sparen möglichst ein Sparkonto statt eines Privatkontos zu verwenden.
Weitere Informationen:
Schweizer Sparkonten im grossen Vergleich