Digital-Konzerne wie Facebook, Amazon und Google versuchen stetig, neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Das dürfte auch den Banken zu denken geben, denn Finanzdienstleistungen sind ein Bereich, in dem Unternehmen mit digitaler Affinität gewisse Vorteile haben. Grosse Sorgen müssen sich die Banken aber noch keine machen, wie eine repräsentative Umfrage von moneyland.ch zeigt: Schweizerinnen und Schweizer können sich kaum vorstellen, bei Unternehmen ausserhalb des Finanzbranche ein Bankkonto zu eröffnen.
Die 1500 Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben auf einer Skala von 1 (gar nicht) bis 10 (sehr gut) an, wie gut sie sich vorstellen könnten, ein Konto bei verschiedenen Firmen zu eröffnen. Ein Bankkonto ausserhalb der Finanzbranche will nur eine Minderheit: Von den Nicht-Banken kommen die Schweizer Detailhändler Migros (27 Prozent) und Coop (20 Prozent) am ehesten in Frage. In der Westschweiz ist der Vorsprung der Migros (23 Prozent) gegenüber Coop (22 Prozent) merklich kleiner als im Schweizer Durchschnitt. Am besten schneiden die beiden Firmen bei den 26- bis 49-Jährigen ab. Auf die Detailhändler folgen Schweizer Pensionskassen (19 Prozent) und Versicherungen (18 Prozent).
Smartphone-Banken auf dem Vormarsch
17 Prozent können sich gut vorstellen, ein Konto bei einer Schweizer Smartphone-Bank zu eröffnen. Allerdings geben auch 60 Prozent an, dass das kaum oder gar nicht in Frage kommt. Selbst beim Finanzdienstleister Revolut, der bereits seit mehreren Jahren in der Schweiz aktiv ist, können sich nur 15 Prozent der Bevölkerung gut vorstellen, ein Konto zu haben. Dieser Wert ist im Vergleich zu 2019, als moneyland.ch diese Umfrage zum ersten Mal durchführte, allerdings deutlich gestiegen: Damals waren es 6 Prozent.
«Neobanken sind in der Schweiz stark im Kommen, allerdings weiterhin noch eher wenig bekannt. Immer mehr Personen können sich ein Bankkonto bei einer Smartphone-Bank vorstellen», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. «In den kommenden Jahren wird die Bekanntheit dieser Anbieter weiter wachsen und Neobanken werden ernstzunehmende Konkurrenten für die klassischen Banken sein.»
Sowohl Schweizer Smartphone-Banken als auch Revolut können vor allem bei Männern punkten: 23 beziehungsweise 20 Prozent der Schweizer geben an, dass sie sich ein Konto bei diesen Unternehmen gut vorstellen könnten. Bei den Frauen sind es lediglich je 10 Prozent.
Tech-Konzerne stehen schlecht da
Besonders schlecht schneiden Facebook, Uber und Amazon ab. Jeweils rund 80 Prozent der Befragten geben an, dass sie ein Konto bei diesen Firmen kaum oder gar nicht in Betracht ziehen würden. Auch bei einer Airline würden Schweizerinnen und Schweizer eher kein Konto wollen.
Tabelle: Bei diesen Firmen will die Schweiz (k)ein Konto
Wie gut können Sie sich vorstellen, Ihr Bankkonto bei den folgenden Anbietern zu haben? |
Gut bis sehr gut |
Gar nicht bis eher schlecht |
Migros |
27% |
48% |
Coop |
20% |
55% |
Schweizer Pensionskasse |
19% |
52% |
Schweizer Versicherung |
18% |
59% |
Schweizer Smartphone-Bank |
17% |
61% |
Revolut |
15% |
57% |
Swisscom |
14% |
68% |
Apple |
12% |
74% |
Ikea |
11% |
75% |
Google |
10% |
77% |
Samsung |
10% |
75% |
Amazon |
9% |
79% |
Zalando |
9% |
77% |
Microsoft |
9% |
76% |
Tesla |
9% |
75% |
Schweizer Telekom-Firma |
9% |
75% |
Facebook |
8% |
81% |
Airline |
7% |
79% |
Uber |
5% |
80% |
Auffällig ist, dass die Werte für die genannten Firmen ausserhalb der Bankenbranche sehr ähnlich sind wie vor zwei Jahren. Der einzige Ausreisser ist Google, wo die Zahl der Personen, die sich gut ein Bankkonto vorstellen könnten, im Vergleich zu 2019 um rund 5 Prozentpunkte abgenommen hat. Ein merklicher Anstieg beim Interesse an Bankkonten von Tech-Konzernen ist bisher ausgeblieben.
Auch Schweizer Versicherungen und Pensionskassen kommen wesentlich schlechter weg als noch vor zwei Jahren. Bei der diesjährigen Umfrage gaben jeweils weniger als 20 Prozent an, dass sie sich ein Konto bei einer Versicherung oder Pensionskasse gut vorstellen könnten. 2019 waren es in beiden Fällen noch über 30 Prozent.
Jüngste Generation besonders offen
Beim Alter zeigen sich einige Unterschiede. Besonders Personen zwischen 49 und 74 Jahren sind nicht bereit, sich auf ein neuartiges Bankkonto einzulassen: Die überwältigende Mehrheit gibt in dieser Altersgruppe an, dass ein Konto bei Firmen wie Facebook (88 Prozent), Zalando (87 Prozent) und Amazon (87 Prozent) nicht oder kaum in Frage käme.
Im Gegensatz dazu sind junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren tendenziell etwas offener: Bei sämtlichen genannten Firmen ist diese Altersgruppe etwas eher interessiert, ein Konto zu eröffnen, als der Schweizer Durchschnitt. Die einzigen Ausnahmen sind die Detailhändler.
Verglichen mit dem Schweizer Schnitt kommen besonders Zalando und Apple bei jungen Menschen als Finanzdienstleister etwas besser an: 22 Prozent können sich ein Bankkonto bei Apple gut vorstellen – bei Zalando sind es 19 Prozent. Unabhängig von der Altersgruppe sind es schweizweit lediglich 12 beziehungsweise 9 Prozent.
Zalando und Ikea in der Romandie
In der Westschweiz schneiden Zalando und Ikea leicht besser ab. Zwar können sich auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Romandie kaum vorstellen, ein Konto bei diesen Firmen zu eröffnen. Immerhin sind es aber lediglich 73 Prozent (Zalando) und 71 Prozent (Ikea), die das so sehen. In der Deutschschweiz sagen 79 beziehungsweise 77 Prozent, dass sie sich kaum oder gar nicht für ein Bankkonto bei Zalando oder Ikea interessieren.
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