In den letzten Jahren haben sich immer mehr Vorsorgenehmer in der Säule 3a für eine Anlagelösung entschieden, anstatt Geld auf das traditionelle 3a-Sparkonto einzuzahlen. Langfristig ergeben 3a-Aktienlösungen tatsächlich Sinn, da die zu erwartende Performance markant besser ist als auf Schweizer Sparkonten. Dieser Trend wurde aber auch durch die Banken gefördert, die an den oft hohen Gebühren der Vorsorgefonds verdienen.
Teure Vorsorgefonds
moneyland.ch hat die Gesamtkosten von 85 Schweizer Vorsorgefonds berechnet. Neben den Produktkosten der einzelnen Fonds, die mit der sogenannten Total Expense Ratio (TER) gemessen werden, umfassen die Gesamtkosten weitere relevante Kosten wie Ausgabe-, Depot-, Pauschal- und Rücknahmegebühren.
Ergebnis: Im Durchschnitt belaufen sich die Gesamtkosten der untersuchten Vorsorgefonds auf 1.07 Prozent pro Jahr. Zwischen den einzelnen Fonds bestehen jedoch markante Kostenunterschiede. Eine tabellarische Übersicht finden Sie hier.
Im Vergleich zum Vorjahr sind die Gesamtkosten nur leicht gesunken. Bei den Ausgabe- und Rücknahmegebühren gab es vereinzelte Anbieter, die diese Gebühren gesenkt oder abgeschafft haben. Dabei handelt es sich um einmalige Kosten, die beim Kauf und Verkauf von Fondsanteilen anfallen.
«Insgesamt ist trotz erfolgreicher und günstiger Vorsorge-Apps noch wenig Bewegung in den klassischen Vorsorgefondsmarkt gekommen», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. So sind die durchschnittlichen Gesamtkosten gegenüber dem Vorjahr (1.09 Prozent) nur marginal gesunken. «moneyland.ch geht aber davon aus, dass sich das in Zukunft ändern wird, da immer mehr Kundinnen und Kunden Vorsorge-Apps nutzen».
Markante Kostenunterschiede
Mit durchschnittlichen Gesamtkosten von 1.07 Prozent pro Jahr sind klassische Vorsorgefonds insgesamt immer noch teuer. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Fonds sind jedoch markant.
Bei einer Anlage von 100’000 Franken über 10 Jahre hinweg betragen die Gesamtkosten für den teuersten untersuchten Aktienfonds auf ein Jahr gerechnet 1690 Franken – das entspricht einer jährlichen Kostenbelastung von fast 1.7 Prozent.
Im Gegensatz dazu kostet der günstigste Schweizer 3a-Aktienfonds der Basellandschaftlichen Kantonalbank für den gleichen Anlagebetrag nur 350 Franken pro Jahr, also 0.35 Prozent. Der teuerste Vorsorgefonds der Schweiz ist also mehr als viermal so teuer wie der günstigste.
«Bei derart grossen Kostenunterschieden sollten unbedingt die Gesamtkosten verglichen werden», sagt Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.
Aktive Fonds fast doppelt so teuer wie passive
Die Vorteile von passiv verwalteten Fonds, wie beispielsweise von ETF, sind allgemein bekannt: Passiv verwaltete Fonds sind meist günstiger, während es aktiven Fonds über längere Zeiträume nur selten gelingt, den Markt zu schlagen.
Dieses Bild zeigt sich auch bei den 85 untersuchten 3a-Vorsorgefonds. Die jährlichen Kosten der passiv verwalteten Fonds betragen im Durchschnitt 0.65 Prozent pro Jahr, während die aktiv verwalteten Fonds mit 1.15 Prozent pro Jahr fast doppelt so teuer sind. Auch bei der Performance schneiden die passiven Fonds besser ab, allerdings ist hier ein Vergleich schwierig, da es deutliche Unterschiede in der Asset Allocation von aktiven und passiven Fonds gibt.
«Aktiv verwaltete Fonds sind in der Säule 3a leider nach wie vor stark verbreitet», sagt Felix Oeschger von moneyland.ch. Denn gerade für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger in der Säule 3a fallen die Vorteile von passiven Vorsorgefonds stark ins Gewicht.
Anlage-Apps günstiger als klassische Fonds
Neben den klassischen Vorsorgefonds, die Gegenstand dieser Studie sind, gehören auch Vorsorge-Apps zu den Anlagelösungen in der Säule 3a. Auch für Vorsorge-Apps hat moneyland.ch die Kosten analysiert. Fazit: Vorsorge-Apps sind im Durchschnitt deutlich günstiger als klassische Vorsorgefonds. Die günstigsten Vorsorge-Apps haben, wie im Fall von True Wealth, Gesamtkosten von lediglich 0.15 Prozent pro Jahr. Damit ist True Wealth siebenmal günstiger als ein durchschnittlicher Vorsorgefonds.
Vergangene Performance im Vergleich
Neben den Gesamtkosten hat moneyland.ch auch die Performance der Schweizer Vorsorgefonds verglichen. Die Performance wurde dabei jeweils bis Ende Oktober 2023 berechnet, und zwar für ein Jahr (Ende Oktober 2022 bis Ende Oktober 2023) sowie für die vergangenen drei, fünf und zehn Jahre. In der Performance berücksichtigt werden TER-Gebühren und allfällige Ausschüttungen.
Im Durchschnitt stiegen die Schweizer Vorsorgefonds seit einem Jahr (Ende Oktober 2022 bis Ende Oktober 2023) um 0.4 Prozent. Die Performance der einzelnen Fonds lag zwischen -3.4 Prozent und 5.7 Prozent.
Zum Vergleich: Der Swiss Performance Index (SPI) sank in diesem Zeitraum um 1.4 Prozent. Der Swiss Bond Index (SBI) stieg um 3.0 Prozent, entwickelte sich also leicht besser. Da Schweizer Vorsorgefonds zu rund 90 Prozent in Aktien und Obligationen investieren, bietet sich ein solcher Vergleich an. Zu beachten ist allerdings, dass viele Fonds auch in ausländische Wertpapiere, vor allem US-Titel, investiert sind.
Die Performance über drei Jahre (Ende Oktober 2020 bis Ende Oktober 2023) lag je nach Fonds zwischen -13.6 Prozent und 24.3 Prozent. Im Durchschnitt lag sie bei 1.5 Prozent. Zum Vergleich: Der SPI legte im gleichen Zeitraum um 13.5 Prozent zu, der SBI fiel um 9.7 Prozent.
Die Performance über die letzten fünf Jahre lag im Durchschnitt bei 7.0 Prozent (bei einer Bandbreite zwischen -9.6 Prozent und 36.6 Prozent). Die Fonds, die es bereits vor 10 Jahren gab, hatten eine zehnjährige Performance von durchschnittlich 18.5 Prozent (bei einer Bandbreite von -8.7 Prozent und 54.2 Prozent).
Die historische Performance sollte jedoch bei der Wahl des richtigen Vorsorgefonds nicht überbewertet werden. Denn auch wenn ein Fonds in der Vergangenheit gut abgeschnitten hat, heisst das nicht, dass er dies auch in Zukunft tun wird. Wichtiger ist es, einen Vorsorgefonds mit möglichst günstigen Gesamtkosten und dem gewünschten Aktienprofil zu wählen.
Aktien rentierten besser als Anleihen
Mittel- bis langfristig rentierten Aktien in der Vergangenheit besser als Anleihen. Das zeigt sich auch bei Vorsorgefonds.
Beispiel: Über 3 Jahre hinweg erzielten aktienlastige Fonds eine durchschnittliche Performance von 12.2 Prozent, während Fonds mit hohem Anleihenanteil um 5.6 Prozent fielen.
Über 5 Jahre hinweg war der Unterschied noch ausgeprägter: Fonds mit hohem Aktienanteil erzielten im Durchschnitt eine Performance von 22.0 Prozent, während Fonds mit hohem Anleihenanteil um 0.6 Prozent fielen.
«Wer langfristig investieren möchte, sollte sich für möglichst aktienhaltige Vorsorgefonds entscheiden», sagt Felix Oeschger.
Weitere Informationen:
Tabellarische Übersicht über Kosten und Performance (PDF)
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Vorsorge-Apps für die zweite und dritte Säule
Methodik
moneyland.ch untersuchte 85 klassische Schweizer Vorsorgefonds bezüglich Kosten, Konditionen und Renditen. Im Unterschied zu Vorsorge-Apps handelt es sich dabei immer um Fonds mit ISIN.
Die Gesamtkosten werden anhand einer Modellrechnung unter der Annahme eines jährlich gleichbleibenden Anlagebetrages von 100'000 Franken berechnet. Annahme: Die Anleger kaufen zu Beginn Fondsanteile und verkaufen diese nach 10 Jahren wieder. Die Gesamtkosten umfassen neben den TER-Gebühren zusätzlich Ausgabegebühren, Depotgebühren, Pauschalgebühren und Rücknahmegebühren.
Die Performance wird nach Abzug der TER-Kosten angegeben. Bei ausschüttenden Fonds wird die Performance unter der Annahme berechnet, dass die Ausschüttungen reinvestiert werden (Total Return). Fonds «BLKB iQ Fund - Responsible Equity World ex Switzerland B USD»: Fondsanteile werden in USD gehandelt, publizierte Performance in CHF (wechselkursbereinigt).
Alle Kosten- und Performance-Angaben gemäss Anbietern (Stand: November 2023).
Es wird der aktuelle TER gemäss Anbietern angegeben. In der TER-Kennziffer sind laufende Produktkosten enthalten. Nicht in der TER (jedoch in den Gesamtkosten) enthalten sind Ausgabegebühren, Depotgebühren, Pauschalgebühren und Rücknahmegebühren. Falls ein TER KGAST oder ein synthetischer TER vorhanden ist, wird dieser angegeben. Die TER-Kennziffer wird ex post berechnet.