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News: Banken

Entwicklung der Sparzinsen: Wie schlimm stehen wir im historischen Vergleich da?

28. Juli 2020 - Benjamin Manz

Der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat die Entwicklung der Sparzinsen seit 1933 untersucht. Fazit: Die Sparzinsen sind heute so tief wie noch nie – allerdings nur ohne Berücksichtigung der Inflation. Mit Berücksichtigung der Inflation ging es den Sparerinnen und Sparern in der Vergangenheit in vielen Jahren schon schlechter.

Im derzeitigen Tief- und Negativzinsumfeld sind die historisch tiefen nominalen Zinsen für Schweizer Sparerinnen und Sparer ein wiederkehrendes Thema. Seltener werden die realen Sparzinsen thematisiert – also die Zinsen mit Berücksichtigung der Inflation.

Für die Berechnung der realen Zinsen hat moneyland.ch für die jeweiligen Jahre die Inflation – also die Teuerung – mit eingerechnet. Diese realen Zinsdaten berücksichtigen den Umstand, dass das Preisniveau in der Schweiz in vielen Jahren deutlich gestiegen ist. Reale Daten geben ein besseres Bild davon ab, wie viel das Geld beziehungsweise die Zinsen tatsächlich wert sind.

moneyland.ch hat die Entwicklung der realen inflationsbereinigten Sparzinsen seit 1933 untersucht und mit den nominalen Zinsen in der Schweiz verglichen. Als Grundlage diente dabei der Rechner für historische Zinsen und Renditen auf moneyland.ch.

Resultat: In den letzten 87 Jahren gab es über den ganzen Zeitraum betrachtet auf Schweizer Sparkonten kaum etwas zu holen, wenn man die Inflation berücksichtigt. «Die Teuerung hat die Sparzinsen laufend wieder weggefressen», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.

Auch interessant: Zwar sind nominale negative Zinsen auf Schweizer Sparkonten ein neues Phänomen. «Mit Berücksichtigung der Teuerung hingegen gab es auch in der Vergangenheit schon oft negative reale Verzinsungen», so Silvan Wehrli, Analyst bei moneyland.ch.

Genauer: In 36 der vergangenen 87 Jahre gab es bereits reale Negativzinsen auf Schweizer Sparkonten. Sparer haben während dieser Jahre also faktisch Geld auf dem Sparkonto verloren, weil die Kaufkraft gleichzeitig abgenommen hat.

Eine Übersicht über die historischen Zinsen von Schweizer Sparkonten können Sie sich in der untenstehenden Box zustellen lassen.

Entwicklung der nominalen Sparzinsen

Wenn man von Sparzinsen spricht, meint man im Alltag nominale Sparzinsen ohne Berücksichtigung der Inflation. Das sind auch die Zinssätze, welche die Banken selbst kommunizieren und wie sie im Sparkonto-Vergleich auf moneyland.ch publiziert werden.

Über die ganze untersuchte Periode von 1933 bis 2019 liegen die nominalen Sparzinsen im Durchschnitt bei 2.45% pro Jahr.

Die nominalen Zinsen auf Spareinlagen bewegten sich im Zeitraum von 1934 bis 1992 (gemäss Zahlen der Schweizer Nationalbank SNB) zwischen minimalen 2.10% pro Jahr (1979) und maximalen 5.10% (1992). Im Durchschnitt lagen die nominalen Sparzinssätze in diesem Zeitraum bei 3.1% pro Jahr.

Ab 1992 sind die nominalen Zinssätze (mit kleinen Gegenbewegungen) im Sinken begriffen. Ein historisches Tief der Sparzinssätze wurde 2019 mit 0.04% erreicht (im Jahr 2020 wird wohl ein neues Tief erreicht).

«Betrachtet man nur die nominalen Zinsen, ist es tatsächlich so, dass es Sparerinnen und Sparern in der Schweiz noch nie so schlecht gegangen ist wie heute», so Silvan Wehrli.

Entwicklung der realen Sparzinsen

Anders sieht es aus, wenn man zusätzlich die Inflation – also die Teuerung – berücksichtigt. Für eine gesamtheitliche Betrachtung ist die Inflation (beziehungsweise Deflation als «negative Inflation») ein entscheidender Faktor. «Schliesslich ist das Geld nur so viel wie seine Kaufkraft wert. Und über die Jahre hat das Geld massiv an Wert verloren», so Wehrli.

Ergebnis: Zwischen 1933 und 2019 gab es in 51 Jahren positive und in 36 Jahren negative Realzinsen für Sparer. Im Durchschnitt über den ganzen Zeitraum von 87 Jahren betrug der reale Zinssatz gerade einmal 0.07% pro Jahr.

Auch interessant: Seit 1933 gab es zahlreiche Jahre, in welchen die realen Sparzinsen noch tiefer waren als in der Gegenwart. Am tiefsten waren die Realzinsen aufgrund der hohen Inflation mit rund –11% im Jahr 1941.

Am höchsten waren die realen Sparzinsen aufgrund der hohen Deflation im Jahr 1933 mit 5.4%.

Reale Sparzinsen in den letzten 20 Jahren

In den letzten 20 Jahren im Zeitraum zwischen 2000 und 2019 gab es einen durchschnittlichen Realzins von 0.05% pro Jahr. Nur in 11 Jahren gab es einen positiven Realzins, in weiteren 9 Jahren einen negativen Realzins. Das Minimum der letzten 20 Jahre war im Jahr 2007 mit -1.35% festzustellen, das Maximum von 1.4% im Jahr 2015.

Was wäre aus 1000 Franken auf dem Sparkonto geworden?

Wenn Sie im Jahr 1933 1000 Franken auf ein durchschnittliches Schweizer Bankkonto eingezahlt hätten, hätten Sie im Jahr 2019 einen Betrag von 8214 Franken auf dem Konto gehabt. Das entspricht einem durchschnittlichen nominalen Zinssatz von 2.45% pro Jahr. Das klingt nicht schlecht. Das Problem: Die Teuerung war ähnlich hoch wie die nominalen Sparzinsen.

Mit Berücksichtigung der Inflation hätten Sie während dieser Zeit nur von einem durchschnittlichen realen Zinssatz von 0.07% pro Jahr profitiert. Sie hätten also real gesehen fast keinen Zinsgewinn gemacht.

Nicht wirklich besser sähe es aus, wenn Sie diese 1000 Franken im Jahr 1980 einbezahlt hätten. Aus 1000 Franken wären dann bis 2019 2107 Franken geworden, was einem durchschnittlichen Zinssatz pro Jahr von 1.88% entspricht. Mit Berücksichtigung der Inflation bliebe bei einem realen durchschnittlichen Zinssatz von 0.3% allerdings nur ein geringer realer Zinsgewinn übrig.

Vergleich der Schweizer Sparzinsen mit Schweizer Aktien

Der Vergleich der vergangenen Renditen von Schweizer Aktien mit den Sparkonto-Zinsen zeigt es deutlich: «Aktien rentieren langfristig markant besser als Sparzinsen», so Silvan Wehrli.

Nominal – also ohne Berücksichtigung der Teuerung – zeigt sich folgendes Bild: Der durchschnittliche Sparzins seit 1933 beträgt 2.45% pro Jahr im Fall von Sparzinsen, aber 8.29% pro Jahr im Fall von Schweizer Aktien (gemäss Pictet-Index). Insgesamt haben Sparzinsen eine Gesamtperformance von 721% zu verzeichnen, während es bei den Aktien 101‘856% sind.  

Oder anders ausgedrückt: Wenn Sparer Anfang 1933 1000 Franken auf ein Sparkonto eingezahlt hätten, wären Ende 2019 rund 8214 Franken auf dem Konto. Im Fall von Aktien hätten die Anleger Ende 2019 mehr als 1 Million Franken auf dem Depotkonto und damit die Investition seit 1933 mehr als vertausendfacht.

Mit Berücksichtigung der Inflation zeigen sich die Unterschiede ebenfalls: Inflationsbereinigt hätten Sparkunden gerade mal einen Zinsgewinn von rund 63 Franken seit 1933 zu verzeichnen. Investoren in Schweizer Aktien hingegen könnten sich über einen inflationsbereinigten Kursgewinn von mehr als 130‘000 Franken freuen.

Zukünftige Entwicklung der Sparzinsen

Die zukünftige Entwicklung des Zinsumfelds steht in den Sternen. Trotzdem geht die Mehrheit der Marktbeobachter mit einem weiterhin tiefen Zinsumfeld aus. Ausserdem rechnen viele Ökonomen – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Krise – mittelfristig mit einer höheren Inflation. «Für Sparerinnen und Sparer sind das düstere Aussichten», so Manz. «In der mittelfristigen Zukunft werden Sparzinsen vielleicht nicht einmal mehr die Inflation ausgleichen können.»

Trotzdem sollte man Sparkonten, Festgelder oder Kassenobligationen noch nicht abschreiben: Im Fall von Aktien kann es schliesslich sein, dass sich Anleger jahrelang in der Verlustzone bewegen. Für konservative Sparer, die keine Schwankungen bei ihrer Einlage und kurz- und mittelfristig keine Verluste einfahren möchten, ist ein Schweizer Sparkonto oder Festgeld-Konto weiterhin die richtige Wahl.

Weitere Informationen:
Rechner für historische Zinsen und Renditen auf moneyland.ch
Aktuelle Sparzinsen im Vergleich

Wünschen Sie eine Übersicht über die historische Entwicklung von Schweizer Sparzinsen und Aktien-Renditen? Dann können Sie sich diese hier kostenlos als PDF zuschicken lassen.

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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.