Im Herbst interessiert sich die Schweizer Bevölkerung wieder vermehrt für Vorsorgethemen. Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Faktoren bei der Wahl eines Vorsorgeanbieters?
Das Wichtigste ist, dass der Anbieter absolut transparent ist. Warum sage ich das? Meine Erfahrung zeigt, dass die allermeisten Bankkundinnen und -kunden nicht wissen, wie viel sie für Bankprodukte überhaupt bezahlen. Würden alle für die Bankkosten eine Rechnung erhalten, dann würde es einen grossen Aufschrei geben. Davon bin ich überzeugt.
Was war der grösste Aha-Moment in Ihrer Karriere, der Ihre Sicht auf Finanzen und Vorsorge verändert hat?
Ein grosser Aha-Moment war: Viele Banken bieten Vorsorgefonds an, die gar keine echten Vorsorgefonds sind. Was meine ich damit? Viele Banken haben eigene Fonds mit je einer Tranche für die Vorsorge und einer fürs freie Vermögen. Das Problem an dieser Struktur ist, dass die beiden Fondstranchen sich dasselbe Wertschriftenportfolio teilen. Dies führt dazu, dass Vorsorgegelder und Gelder aus dem freien Vermögen vermischt werden. Im Gegensatz zu echten Vorsorgefonds können solche Pseudo-Vorsorgefonds nicht von den steuerlichen Privilegien von Vorsorgegeldern profitieren.
Was sind die häufigsten Fehler bei der Vorsorge?
Viele Schweizerinnen und Schweizer wissen gut Bescheid über die steuerlichen Vorteile der Vorsorge. Andere legen die Säule 3a zusätzlich in Wertschriften an, mit dem Ziel, über die Zeit noch mehr herauszuholen. Daher sehe ich, dass viele Leute vieles richtig machen.
Vielleicht ist der häufigste Fehler, dass man sich zu wenig zutraut und auf Verkäufer reinfällt, die sich als Berater ausgeben, was oft bei Versicherungen passiert. Da möchte ich den Leuten Mut machen. Wenn man sich ein bisschen informiert, dann ist es möglich, sich selbst um die eigene Vorsorge zu kümmern.
Gibt es weitere Mythen, die Sie aus der Welt schaffen wollen?
Der grösste Mythos ist aus meiner Sicht die Meinung, dass man mit Trading Geld verdienen kann. Ich sehe immer wieder Werbung im Internet, die das einfache Geld versprechen durch eine ganz simple Strategie, oder dass man Trading lernen kann. Das ist leider nicht so und mir tun die Leute leid, die darauf reinfallen.
Wichtig zu verstehen ist Folgendes: Wer Geld an der Börse gewonnen hat, der erzählt es überall weiter. Wer aber Geld an der Börse verloren hat, der erzählt es aus Scham niemandem weiter. Sollten Sie sich also fragen, warum alle anderen immer Geld an der Börse gewinnen und Sie selbst nicht, dann wissen Sie nun, woran das liegt.
Was ist Ihr grösster finanzieller Fehler und was haben Sie daraus gelernt?
Mein grösster finanzieller Fehler waren Anlagen in ein paar wenige Aktien, und zwar aus zwei Gründen. Einerseits habe ich mit einer Aktie einen grossen Verlust gemacht und andererseits habe ich zu viel Lebenszeit dafür verschwendet.
Heute habe ich Familie und mir ist die Zeit viel zu wichtig, als dass ich mich emotional mit Einzeltiteln herumschlagen möchte. Deshalb nutze ich die Anlagestrategien von finpension, die mir sowohl administrativ als auch emotional viel Arbeit abnimmt – und das zu einem Bruchteil dessen, was Banken verlangen.
Gibt es neue Trends oder Produkte, die für Ihre Kundinnen und Kunden interessant sein könnten?
Der Trend geht ganz klar in Richtung digitale Angebote. Und da sehen wir einen gewissen Popcorn-Effekt. Zuerst sind nur wenige bereit, zu einem digitalen Anbieter zu wechseln. Viele sind noch skeptisch, ob sie sich halten werden. Doch über die Zeit sehen auch die Skeptiker, dass es die digitalen Anbieter immer noch gibt und sie sehr erfolgreich wirtschaften. Immer mehr Personen sind deshalb nicht mehr bereit, einem Bankberater überrissene Gebühren zu zahlen.
Wie wichtig ist das Feedback Ihrer Kundinnen und Kunden?
Durch unsere flachen Hierarchien sind wir sehr nahe am Puls. Es gibt kein abgehobenes Management, das Entscheide fällt, die widersprüchlich zu den Kundeninteressen sind. Und trotzdem können wir nicht immer alle Kundenbedürfnisse befriedigen. Manche Kundenbedürfnisse können das Produkt auch komplizierter machen. Dann gilt es abzuwägen, was wichtiger ist. Wir wollen der Anbieter sein, den man jedem mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann.
Was unterscheidet finpension von anderen Fintechs?
finpension hat sich eine einzigartige Position erarbeitet. Kein anderes Schweizer Fintech im Privatkundengeschäft kann von sich behaupten, rentabel geworden zu sein, ohne seine Unabhängigkeit aufgegeben zu haben.
Alle anderen Fintechs sind früher oder später Kooperationen mit etablierten Banken eingegangen. Diese Bindungen führen aber unweigerlich zu Interessenskonflikten, die dann oft eine kundenorientierte Weiterentwicklung verlangsamen oder gänzlich verhindern. In diesem Sinne ist das, was finpension bereits geleistet hat, weniger spannend als die Perspektiven, die sich finpension und den Kundinnen und Kunden von finpension daraus ergeben.
Wohin geht die Reise, welches sind die nächsten Ziele von finpension? Sind neue Produkte geplant?
Wir sehen viel Potential im Hypothekargeschäft. Aus unserer Sicht herrscht bei Banken eine Zweiklassengesellschaft. Solange man auf der Suche nach einer neuen Hypothek ist, wird man wie ein König behandelt. Sobald der Hypothekarvertrag aber abgeschlossen ist, bekommt man rasch die Machtposition der Bank zu spüren. Das möchten wir ändern und den Kunden mehr Flexibilität und vor allem mehr Fairness bei den Zinsen bieten.
Um Hypotheken anbieten zu können, braucht es zwei Dinge. Einerseits braucht es eine Banklizenz. Die möchten wir im nächsten Jahr beantragen. Zweitens müssen wir die Hypotheken mit viel Eigenkapital unterlegen.
Nehmen wir ein Beispiel mit einem Vermögen von einer Million Franken. Wenn diese Million bei uns angelegt wird, müssen wir die daraus generierten Einnahmen über mehr als zehn Jahre als Eigenkapital anhäufen, um in derselben Summe eine Hypothek vergeben zu können. Es ist deshalb gut möglich, dass die Nachfrage nach einer finpension-Hypothek das Angebot bei weitem übersteigen wird. Deshalb überlegen wir uns, Hypotheken nur langjährigen Kundinnen und Kunden anzubieten, die bereits genügend zum Erfolg von finpension beigetragen haben.
Weitere Informationen zu finpension:
Finanz- und Vorsorgeprodukte von finpension