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Anlegen & Vorsorge

Diese Faktoren beeinflussen den Goldpreis

4. April 2024 - Raphael Knecht

Gold gehört zu den beliebtesten Anlagen für Investorinnen und Investoren. Der Online-Vergleichsdienst moneyland.ch gibt Ihnen eine Übersicht, welche Faktoren den Goldkurs nach oben oder unten treiben.

Gold ist besonders in Krisenzeiten ein beliebtes Gut. Kaum eine Wertanlage gilt als so sicherer Hafen für Investoren. Wer Anfang 1971 für 170 Franken eine Unze Gold kaufte, konnte damit bis Ende 2020 einen inflationsbereinigten Gewinn von 600 Franken erzielen.

Wer die 170 Franken stattdessen auf dem Sparkonto liegen liess, hat von 1971 bis Ende 2020 unter Berücksichtigung der Inflation knapp 3 Prozent dazugewonnen. Das sind grad mal rund 5 Franken Gewinn in 50 Jahren.

Im Vergleich zu Schweizer Aktien ist die Performance von Gold hingegen alles andere als beeindruckend: Die 170 Franken aus dem Jahr 1971 werden laut dem Renditerechner von moneyland.ch bis Ende 2020 zu 2700 Franken. Das ist ein inflationsbereinigter Gewinn von über 1500 Prozent.

Obwohl Gold nicht die lukrativste Anlage ist, bleibt sie an den Börsen weltweit populär. In diesem Artikel erfahren Sie die Gründe für diese Beliebtheit und welche Faktoren den Preis des Edelmetalls beeinflussen können.

Inflation

Gold gilt als Absicherung gegen steigende Inflation. Anleger versuchen, ihr Vermögen zu schützen, indem sie ihr Geld während Inflationsphasen in das Edelmetall investieren. Durch diese Strategie verstärkt sich bei hoher Inflation auch die Nachfrage nach Gold, was den Preis weiter nach oben drücken kann.

Die Theorie dahinter: Da Gold im Gegensatz zu Fiatgeld nicht an eine Notenbank gebunden ist und auch die Herstellung beziehungsweise Beschaffung von Gold sehr aufwändig ist, bleibt der Wert des Edelmetalls weitestgehend stabil. Die Folge ist, dass der Preis von Gold steigt, wenn sich eine Währung entwertet. Druckt die Notenbank beispielsweise zusätzliches Geld, wird automatisch mehr davon benötigt, um eine bestimmte Menge Gold zu kaufen.

Die historische Entwicklung zeigt allerdings keinen zuverlässigen Zusammenhang zwischen der Inflation und dem Goldpreis. Es ist also nicht garantiert, dass Gold auch wirklich teurer wird, wenn Währungen an Wert verlieren. Die Angst vor Inflation – unabhängig davon, ob sie auch wirklich eintritt – sorgt aber in der Regel für eine verstärkte Nachfrage.

Zinsen

Abgesehen von wenigen Ausnahmen wirft Gold weder Zinsen noch Dividenden ab. Im Gegenteil: Gold zu lagern, kann je nach Methode viel Geld kosten. Darum verliert das Edelmetall bei hohem Zinsniveau an Beliebtheit. Dann lohnt es sich für viele Anleger mehr, ihr Geld in gewinnbringende Anlagen zu investieren. Somit wird Gold teils billiger, wenn Zinsen steigen.

Umgekehrt steigt der Goldpreis vor allem bei negativen Realzinsen – also wenn die Inflation die Zinsen der Banken komplett wegfrisst. Es kann auch vorkommen, dass der Goldpreis bereits steigt, wenn Anlegerinnen und Anleger mit Zinssenkungen der Notenbanken rechnen. Auch hier zeigt sich somit, dass Anlegerinnen und Anleger vor allem dann auf Gold setzen, wenn die Inflation ihr Geld entwertet.

Dollarkurs

Gold wird international in US-Dollar gehandelt. Auch die London Bullion Market Association setzt den Preis für eine Feinunze Gold zweimal pro Handelstag in Dollar fest. Für Schweizer Anlegerinnen und Anleger ist darum der Dollar-Franken-Kurs ein Faktor, wenn sie mit Gold handeln wollen – ähnlich wie bei anderen Fremdwährungsanlagen.

Sinkt der Dollar-Wechselkurs, wird indirekt auch Gold billiger. Ein schwacher Dollar kann darum aber den Preis des Edelmetalls auch wieder nach oben treiben, weil die internationalen Händler in dieser Situation vermehrt Gold kaufen.

Aktienmarkt

Wer Angst hat, setzt auf Gold: Da das Edelmetall bei vielen Anlegern als sicherer Hafen gilt, steigt die Nachfrage und damit der Preis meist dann, wenn es an den internationalen Märkten eher düster aussieht – sei es aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen. So hat der Goldpreis beispielsweise in den Jahren nach der Finanzkrise 2008 oder während des Ukraine-Kriegs Höchststände erreicht.

Viele Investoren versuchen in dieser Situation, sich in weniger spekulative Anlagen zu retten. Darum bleibt Gold oft stabil oder wird sogar teurer, wenn grosse Unsicherheit herrscht und die Börsenindizes weltweit schwächeln. Obwohl Gold langfristig als verhältnismässig stabile Anlage gilt, kann der Preis des Edelmetalls aufgrund der vielen Einflüsse auf dem Weltmarkt aber stark schwanken.

Rohstoffbedarf

Da Gold nicht nur als Wertanlage gehandelt, sondern auch für die Herstellung von Produkten verwendet wird, hat die Realwirtschaft ebenfalls einen Einfluss auf die Preise für Anleger. Rund die Hälfte der jährlichen Nachfrage nach Gold stammt nicht etwa von Investoren, sondern sie kommt aus dem Schmuckmarkt – insbesondere aus Indien und China. In bestimmten Technologiesektoren braucht es ebenfalls Gold, zum Beispiel bei der Herstellung von Elektronik und in der Medizin.

Die Hochzeitsaison in Indien, die im Herbst beginnt und jeweils bis Ende Jahr dauert, gilt als einer der Hauptfaktoren, die in diesem Zeitraum die Nachfrage steigern. Schmuckhersteller kaufen ihr Gold aber nicht unbedingt dann, wenn die Nachfrage gross ist, sondern vor allem auch, wenn die Preise gerade günstig sind. Darum sorgt die erhöhte Nachfrage nicht automatisch zu riesigen Kursanstiegen in der zweiten Hälfte des Jahres. Stattdessen tragen die antizyklischen Einkäufe der Branche zu einer Stabilisierung des Goldmarkts bei.

Kryptowährungen

Manche Analysten sehen einen Zusammenhang zwischen dem Goldkurs und der Nachfrage bei Kryptowährungen – insbesondere dem Bitcoin. Der Grund: Sie glauben, dass eine Kryptowährung genau wie Gold gegen die Inflation schützen könnte, da im Gegensatz zu Fiatwährungen nur eine begrenzte Menge davon existieren kann.

Banken haben in der Vergangenheit beobachtet, dass Anleger ihre Vermögen von Gold zu Bitcoin umgeschichtet haben und umgekehrt. Die Währung wird auch als «digitales Gold» bezeichnet. Dadurch könnte es zu einer Wechselwirkung kommen: Wenn Anleger das Edelmetall gegenüber der Kryptowährung bevorzugen, steigt der Goldkurs und der Bitcoin wird billiger. Umgekehrt kostet Gold weniger, wenn Investoren sich lieber via Kryptowährung absichern.

Die Schwankungen des Goldpreises aufgrund von Kryptowährungen dürften aber relativ klein sein. Zum einen ist die Marktkapitalisierung von Gold mit rund 15 Billionen Dollar mehr als 10-mal so hoch wie die des Bitcoins. Grosse Bewegungen bei der Kryptowährung entsprechen somit im Verhältnis wesentlich kleineren Bewegungen bei Gold. Zum anderen werden Anlagen wie Bitcoin vor allem auch als Spekulationsgut gekauft und längst nicht nur, weil sich Investorinnen und Investoren von Gold abwenden möchten.

Wechselwirkungen

Da der Goldpreis von diesen, teils sehr unterschiedlichen Faktoren abhängig ist, kann es zu komplexen Wechselwirkungen kommen. Analysten haben in der Vergangenheit beispielsweise festgestellt, dass der Preis von Gold selbst dann in die Höhe schiessen kann, wenn die Nachfrage des Schmuckmarkts im Keller ist – obwohl diese normalerweise die Hälfte des weltweiten Goldhandels ausmacht. Wie bei vielen Anlagegütern reicht es auch bei Gold nicht, lediglich einen einzelnen preisbestimmenden Faktor zu verfolgen.

Dazu kommt, dass der direkte Einfluss der Faktoren teils schwierig zu belegen ist. So ist die Korrelation zwischen Inflation und Goldpreis zwar schwach. Trotzdem kaufen viele Anlegerinnen und Anleger das Edelmetall aus Angst vor Inflation.

Des Weiteren gibt es zahlreiche, teils umstrittene Spekulationen zu anderen Wechselwirkungen. Beispielsweise mutmassen Marktbeobachter, dass der Goldpreis mit dem Ölpreis zusammenhängen könnte. Die Kurse der beiden Güter verlaufen oft ähnlich. Viele andere Analysten glauben hingegen, dass das daran liegt, dass beide Rohstoffe von ähnlichen politischen und wirtschaftlichen Faktoren beeinflusst werden – nicht dass sich der eine Preis direkt auf den anderen auswirkt. Wenn beispielsweise in Öl produzierenden Ländern Krieg herrscht, kann das gleichzeitig die Ölversorgung behindern sowie die Angst vor Inflation verstärken.

Weitere Informationen:
Tipps, wenn Sie Gold kaufen möchten
So investieren Sie in Gold

Redaktor Raphael Knecht
Raphael Knecht war bis Ende Februar 2023 Analyst und Fachredaktor bei moneyland.ch. Seither unterstützt er die Redaktion gelegentlich als Freelancer.
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