Teure Mobilfunk-Anbieter werden noch teurer

Für Konsumentinnen und Konsumenten ist es nicht einfach, sich einen Überblick über die mehr als 100 verschiedenen Handy-Abos und Prepaid-Angebote in der Schweiz zu verschaffen. moneyland.ch hat die Angebote umfassend analysiert. Als Datengrundlage diente der eigene Handy-Abo-Vergleich. 

Anhand von drei Profilen – «Wenignutzer», «Normalnutzer» und «Vielnutzer» – hat Telekom-Experte Ralf Beyeler die Kosten aller in der Schweiz erhältlichen Handy-Abos und Prepaid-Angebote berechnet. Die folgende Analyse basiert auf den jeweils günstigsten Prepaid- und Abo-Angeboten aller Mobilfunk-Provider.

Drei Trends

Ralf Beyeler macht drei aktuelle Trends im Schweizer Mobilfunkmarkt aus:

• Preiserhöhungen: Mit Ausnahme eines Prepaid-Angebots sind nur Handy-Abos betroffen. Keine Preiserhöhung gab es bei Anbietern, die sich 2022 im oberen Drittel der Vergleichstabelle platziert hatten. Oder anders gesagt: Im Vergleich eher teure Anbieter erhöhten die Preise gegenüber dem Vorjahr. Meist beträgt die Erhöhung nur wenige Prozent, es gibt aber auch deutlichere Preisaufschläge. 

• Preissenkungen: Bei einigen Schweizer Mobilfunkanbietern ist das günstigste Abo beziehungsweise das günstigste Prepaid-Angebot deutlich günstiger als bei der letzten Analyse von moneyland.ch im Oktober 2022. Auch einige im Vergleich eher günstige Mobilfunkanbieter haben ihre Preise nochmals reduziert.

• Normalpreise statt Aktionen: Seit etwa sechs Jahren werben zahlreiche Schweizer Mobilfunkanbieter mit Aktionsangeboten um neue Kundinnen und Kunden. Doch die Provider verabschieden sich zunehmend von Aktionen und setzen stattdessen auf günstige Normalpreise. 

«Bereits seit einigen Jahren sind Handy-Abos von Zweit- und Drittmarken der drei grossen Mobilfunkbetreiber sowie der unabhängigen Anbieter für die Kundschaft oft wesentlich günstiger», sagt Beyeler. «Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind enorm. Mit einem Wechsel zu einem günstigen Angebot können Kundinnen und Kunden meist mehrere hundert Franken sparen.»

Preiserhöhungen bei Coop, Lebara, M-Budget, Salt, Sunrise, Wingo und Yallo

Kürzlich haben viele Telekom-Anbieter ihre allgemeinen Geschäftsbedingungen so abgeändert, dass die Telekom-Anbieter in Zukunft einmal im Jahr die Preise entsprechend dem Anstieg des Konsumentenpreisindexes erhöhen dürfen, ohne den Kundinnen und Kunden deshalb ein Sonderkündigungsrecht einzuräumen. Bereits im Verlaufe des Jahres 2023 haben einige Anbieter ihre Preise erhöht. 

Wenignutzerinnen und -nutzer bezahlen bei den sechs Anbietern Coop Mobile, Lebara, M-Budget Mobile, Salt, Sunrise und Wingo für das jeweils günstigste Handy-Abo als Neukunden mehr als bei der letzten Erhebung von moneyland.ch im Oktober 2022. Für Wenignutzer ist nur ein Prepaid-Angebot teurer geworden: Das günstigste Prepaid-Angebot von Salt kostet im ersten Jahr neu 735.80 Franken statt 127.40 Franken im Vorjahr. Der Grund ist, dass die günstigen Datenpakete mit einer konkreten Datenmenge aus technischen Gründen vorübergehend nicht mehr verfügbar sind. Salt arbeitet daran, dass die Kundinnen und Kunden diese Datenpakete in Zukunft wieder kaufen können.

Normalnutzerinnen und -nutzer bezahlen bei den sechs Anbietern Coop Mobile, Lebara, M-Budget Mobile, Salt, Sunrise und Yallo für das jeweils günstigste Handy-Abo mehr. Die Erhöhung beträgt bis zu rund 2 Prozent, wesentlich stärker ist der Preisanstieg lediglich bei Sunrise. Für Normalnutzer kostet kein einziges günstiges Prepaid-Angebot mehr als im Vorjahr. 

Schliessen Vielnutzerinnen und -nutzer heute ein neues Handy-Abo ab, bezahlen sie bei den sechs Anbietern Coop Mobile, Lebara, M-Budget Mobile, Salt, Sunrise und Yallo mehr für das jeweils günstigste Abo. Besonders markant ist die Kostensteigerung bei M-Budget Mobile um 129 Franken auf nun 766 Franken im ersten Jahr. Dies entspricht einer Preiserhöhung um 22 Prozent. Auch für Vielnutzer gibt es unter den günstigsten Prepaid-Angeboten kein einziges, das im Vergleich zum Vorjahr teurer geworden ist.

«Auffällig ist, dass nur jene Anbieter die Preise erhöht haben, die bereits im letzten Jahr zu den teureren gehörten. Kein einziger Anbieter im oberen Tabellendrittel hat seine Preise beim jeweils günstigsten Angebot erhöht», fällt Telekom-Experte Ralf Beyeler auf. Viele Preiserhöhungen begründen die Mobilfunk-Anbieter mit der Inflation. «Mir fällt es schwer, das zu glauben. Warum ausgerechnet die teuren Angebote stärker von der Inflation betroffen sein sollen als die günstigeren Angebote, leuchtet mir nicht ein», sagt Beyeler. 

Preissenkungen bei Galaxus Mobile, Mucho, Swisscom, Sunrise und Wingo

Während gewisse Anbieter ihre Preise erhöhten, senkten andere Anbieter ihre Preise um bis zu 61 Prozent. Insbesondere die neuen Abos von Galaxus Mobile sind bedeutend günstiger geworden als die im Vorjahr noch unter dem Namen Digitec Connect verkauften Abos. Vorbildlich: Alle bestehenden Kundinnen und Kunden von Digitec Connect profitieren automatisch von den neuen, niedrigeren Tarifen.

Wenignutzerinnen und -nutzer bezahlen für das jeweils günstige Handy-Abo der drei Anbieter Galaxus Mobile (verglichen mit Digitec Connect), Mucho und Swisscom weniger als im Vorjahr. Der Marktführer Swisscom hat ein neues Abo eingeführt, mit dem Wenignutzer im ersten Jahr 16.80 Franken beziehungsweise 4 Prozent weniger bezahlen als im Vorjahr. Günstiger geworden sind auch die Prepaid-Angebote von Sunrise und Wingo.

Für Normalnutzerinnen und -nutzer ist das jeweils günstigste Handy-Abo im Oktober 2023 bei den vier Anbietern Galaxus Mobile (verglichen mit Digitec Connect), Mucho, Swisscom und Wingo günstiger als im Oktober 2022. Die Preissenkungen sind beachtlich: 48 Prozent bei Galaxus Mobile, 27 Prozent bei Mucho, 26 Prozent bei Wingo und 25 Prozent bei Swisscom. Bei den Prepaid-Angeboten ist das jeweils günstigste Angebot von Sunrise und Wingo für Normalnutzer günstiger geworden.

Vielnutzerinnen und -nutzer bezahlen für das günstigste Handy-Abo bei Galaxus Mobile (verglichen mit Digitec Connect) und Wingo heute weniger als vor einem Jahr: minus 61 Prozent bei Galaxus Mobile und minus 45 Prozent bei Wingo. Bei Wingo und Sunrise ist das günstigste Prepaid-Angebot heute ein Viertel günstiger als vor einem Jahr.

«Die Analyse zeigt: Es gibt bei den jeweils günstigsten Handy-Abos mehr Preiserhöhungen als Preissenkungen. 17 Preiserhöhungen stehen zwölf Preissenkungen gegenüber. Ganz anders sieht es bei den Prepaid-Angeboten aus: Auf eine einzige Preiserhöhung kommen sechs Preissenkungen», sagt Telekom-Experte Ralf Beyeler. 

Umdenken bei den Aktionen

Seit etwa fünf Jahren setzen zahlreiche Mobilfunkanbieter auf Aktionsangebote. Provider wie Salt, Yallo, Wingo und Lebara verkaufen Handy-Abos immer wieder zu stark reduzierten Preisen. Angebote, bei denen ein Handy-Abo für ein Drittel des regulären Preises beworben wird, gibt es regelmässig.

Jetzt setzt in der Branche langsam ein Umdenken ein. So haben sich Digitec Galaxus, Digital Republic und Teleboy komplett von Aktionsangeboten verabschiedet. Stattdessen senkt Digitec Galaxus die Preise für seine Handy-Abos radikal. Im September 2023 hat auch Wingo ein neues Handy-Abo mit einer Flatrate für unlimitiertes Telefonieren und Surfen in der Schweiz zum Monatspreis von 27.90 Franken lanciert. Dieser Normalpreis liegt nur wenige Franken über den attraktivsten Aktionspreisen für eine Flatrate. Bei den anderen Abos setzt Wingo jedoch weiterhin auf die bisherige Strategie mit einem hohen Normalpreis und Aktionen mit hohen Rabatten. Die Angebote der Sunrise-Marke Swype haben einen günstigen Normaltarif und verzichten auf Aktionspreise.

Wenignutzer: Ab 53.80 Franken pro Jahr

moneyland.ch geht beim Profil «Wenignutzer» von einer Person in der Schweiz aus, die pro Monat fünf durchschnittlich zweiminütige Telefonate führt und 500 MB mobile Daten nutzt. 

Ein Prepaid-Angebot von Mucho liegt mit 53.90 Franken an erster Stelle (siehe Tabelle), gefolgt von den Prepaid-Angeboten der Detailhändler Lidl (73.80 Franken) und Coop (87 Franken). Aktionsangebote sind hier nicht berücksichtigt. Im Vergleich zur Analyse von moneyland.ch im Oktober 2022 gab es bei den sieben günstigsten Angeboten keine Änderungen. 

Prepaid-Angebote sind für Wenignutzerinnen und -nutzer preislich deutlich attraktiver als Handy-Abos. Das günstigste Handy-Abo von Talk Talk kostet mit 117.75 Franken im ersten Jahr mehr als doppelt so viel wie das günstigste Prepaid-Angebot. Das zweitplatzierte Abo ist mit 168 Franken noch einmal deutlich teurer.

Die Preisunterschiede sind bei Angeboten für Wenignutzer besonders ausgeprägt. Mit 735.80 Franken ist das günstigste Prepaid-Angebot des teuersten Anbieters fast 14-mal so teuer wie das günstigste Angebot im Vergleich. Vergleicht man die Angebote der drei Hauptmarken Salt, Sunrise und Swisscom, ist ein Angebot von Swisscom am günstigsten. Der Befund überrascht, wie Beyeler erklärt: «Swisscom gilt sonst eigentlich eher als teure Telekom-Marke.» 

Mit Aktionsangeboten werben Schweizer Mobilfunk-Anbieter stark um neue Kunden. Doch die Auswertung von moneyland.ch zeigt, dass sich die Aktionsangebote für Wenignutzer derzeit nicht lohnen. Beim günstigsten Aktionsangebot bezahlt der Wenignutzer im ersten Jahr 124 Franken.

Normalnutzer: Ab 128.70 Franken pro Jahr

Das Profil «Normalnutzer» geht von einer Person in der Schweiz aus , die monatlich 5 GB Daten überträgt und 30 Mal durchschnittlich drei Minuten lang im Inland telefoniert. «5 GB Daten sind für viele Kundinnen und Kunden mehr als ausreichend. Dies ist insbesondere der Fall, wenn sie keine Videos und Musik über das Mobilfunknetz streamen», findet Ralf Beyeler. 

Ein vor wenigen Tagen lanciertes Handy-Abo der Salt-Billigmarke Gomo schneidet im Vergleich am besten ab. Ohne Berücksichtigung von Aktionspreisen ist dieses Angebot mit 195.35 Franken im ersten Jahr am günstigsten. Auf den zweiten Platz schafft es ein Prepaid-Angebot von Mucho mit Kosten von 209.80 Franken. Rang drei geht an ein Angebot von Galaxus mit 228 Franken. Erwähnenswert ist, dass es sich bei den Angeboten von Gomo und Galaxus sogar jeweils um ein Flatrate-Abo mit unlimitiertem Internet und Telefongesprächen innerhalb der Schweiz handelt. Schlusslicht ist Salt: Mit 882.80 Franken kostet das günstigste Angebot des Providers mehr als viermal so viel wie das günstigste Angebot im Vergleich. 

Im Vergleich zur Analyse von moneyland.ch im Oktober 2022 gab es bei den günstigsten Angeboten ein paar Änderungen. Das Abo von Gomo hat mit einem Normalpreis von 195.35 Franken im ersten Jahr die Führung übernommen. Das neue Abo von Galaxus ist neu auf Position drei vorgerückt. Und Swype wurde um 5 Rappen pro Monat günstiger.

Für Normalnutzer bieten Schweizer Mobilfunk-Provider insgesamt elf Aktionsangebote an, die günstiger sind als das günstigste Abo des entsprechenden Anbieters zum Normalpreis. Das günstigste Aktionsangebot ist rund 70 Franken billiger als das günstigste Angebot auf dem Markt. Normalnutzer erhalten ein Aktionsangebot für 128.70 Franken im ersten Jahr.

Vielnutzer: Ab 195.35 Franken pro Jahr

Als «Vielnutzer» stuft moneyland.ch Personen ein, die unlimitiert surfen und telefonieren möchten. Deshalb wurden ausschliesslich Angebote mit Daten- und Telefonie-Flatrate in den Vergleich einbezogen. 

Ein vor wenigen Tagen neu lanciertes Abo von Gomo geht mit 195.35 Franken im ersten Jahr als günstigstes Angebot hervor. Den zweiten Platz belegt Galaxus Mobile mit 228 Franken. Digital Republic und das Swype-Angebot von Yallo teilen sich mit je 240 Franken den dritten Platz. Die Angebote der drei grossen Provider Sunrise (742.80 Franken), Swisscom (838.80 Franken) und Salt (923.35 Franken) sind im ersten Jahr erheblich teurer. Im Vergleich zum Oktober 2022 hat sich Gomo an die Spitze gesetzt. (Im Vorjahr war der Normalpreis für das Gomo-Abo nicht bekannt. Der Aktionspreis von Gomo im Jahr 2022 war mit 159.35 Franken jedoch niedriger als der seit dem 2. Oktober 2023 gültige Normalpreis.) Bei den günstigsten Angeboten gibt es ansonsten kaum Änderungen. Einige Anbieter im Mittelfeld wie Wingo und das Prepaid-Angebot von Sunrise haben sich mit Preissenkungen von 24 bis 45 Prozent wesentlich verbessert, bleiben aber erheblich teurer als die günstigsten Angebote.

«Salt wird von vielen Konsumentinnen und Konsumenten als günstiger Anbieter wahrgenommen. Doch der Vergleich zeigt, dass das jeweils günstigste Handy-Abo mit einer Flatrate nirgends teurer ist als bei Salt», sagt Telekom-Experte Ralf Beyeler. 

Für Vielnutzer gibt es momentan (Stand: 2. Oktober 2023) kein einziges Aktionsangebot, das günstiger ist als das günstigste Abo im Markt zum Normalpreis. Vier Angebote zum Normalpreis sind günstiger als das günstigste Aktionsangebot.

Individueller Vergleich ist ratsam

Die Auswertungen wurden anhand von drei Kundenprofilen durchgeführt. Die tatsächliche persönliche Nutzung kann von den Profilen abweichen. «Je nach individueller Nutzung können die Kosten deutlich variieren», weiss Ralf Beyeler. «Ein individueller Kostenvergleich ist deshalb zu empfehlen.» Der umfassende, interaktive Mobilfunkvergleich von moneyland.ch berücksichtigt auch individuelle Nutzungsprofile. Zudem erhalten Nutzerinnen und Nutzer Auskunft über die genauen Kosten für Roaming und Telefonate ins Ausland. Die verglichenen Angebote lassen sich auch nach Kundenzufriedenheit sortieren.