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Krankenkassen: Verdreifachung einzelner Prämien in zehn Jahren

15. Oktober 2024 - Felix Oeschger

moneyland.ch hat die Entwicklung einzelner Krankenkassenprämien in den letzten zehn Jahren untersucht. Um 38.2 Prozent ist die durchschnittliche Krankenkassenprämie in den letzten zehn Jahren gestiegen. Für einzelne Versicherte haben sich die Prämien in der Grundversicherung jedoch verdreifacht, wie eine Analyse von moneyland.ch zeigt.

Ende September 2024 hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bekannt gegeben, dass die durchschnittliche Prämie in der Grundversicherung im nächsten Jahr um 6.0 Prozent steigen wird. Die durchschnittliche Prämie über alle Versicherten für das Jahr 2025 beträgt gemäss BAG 378.70 Franken.

Zum Vergleich: Im Jahr 2015 lag die durchschnittliche Prämie noch bei 274.10 Franken, das entspricht einem Prämienanstieg von 38.2 Prozent innerhalb der letzten zehn Jahre. Dies, obwohl heute mehr Versicherte von Sparmöglichkeiten wie einer hohen Franchise oder einem günstigeren Sparmodell mit eingeschränkter Arztwahl Gebrauch machen als noch vor zehn Jahren.

Prämien entwickeln sich sehr unterschiedlich

Je nach Alter, Wohnort, Krankenkasse, Modell, Franchise und Unfalldeckung sind die tatsächlichen Prämien für die Versicherten in den letzten zehn Jahren sehr unterschiedlich stark gestiegen, wie die Untersuchung von moneyland.ch zeigt. Berücksichtigt wurden alle Prämien für das Jahr 2025 für erwachsene Versicherte ab 26 Jahren ohne Unfalldeckung, jeweils für die niedrigste Franchise (300 Franken) und die höchste Franchise (2500 Franken). 5928 dieser Einzelprämien wurden schon vor zehn Jahren angeboten, sodass moneyland.ch die individuelle Prämienänderung berechnen konnte.

Fazit: Die Prämienerhöhungen einzelner Versicherten weichen stark vom Durchschnitt ab. So beträgt der höchste prozentuale Anstieg einer einzelnen Prämie über zehn Jahre mehr als 200 Prozent – die entsprechenden Prämien haben sich also mehr als verdreifacht, wie Tabelle 1 zeigt.

Es lohnt sich also, Ende des Jahres nachzuschauen, um wie viel sich die eigene Prämie für das kommende Jahr erhöht. «Nur weil die eigene Versicherung beim Abschluss zu den günstigsten gehörte, muss dies nicht auch heute noch der Fall sein», sagt Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.

Wie stark die Prämien im Einzelfall gestiegen sind, lässt sich mit dem Krankenkassenvergleich von moneyland.ch herausfinden, der für alle Prämien in der Aufschlüsselung die genaue Entwicklung der letzten Jahre anzeigt. Die historischen Prämien aller Krankenkassen werden bis ins Jahr 2015 angezeigt, sofern das Modell gemäss Datenbank des BAG schon so lange besteht.

Die höchsten Prämienanstiege der letzten zehn Jahre

Am höchsten ist der Prämienanstieg aller untersuchten Prämien für Erwachsene mit 208 Prozent für Versicherte im Kanton Graubünden, wenn sie bei der SLKK im Standardmodell (2500er-Franchise, Prämienregion 3) versichert sind. Einen Anstieg von 204 Prozent verzeichnet die gleiche Versicherungsvariante in der zweiten Prämienregion des Kantons Graubünden. Es folgt mit 202 Prozent Erhöhung die Prämie für das Standardmodell der Assura im Kanton Nidwalden, die sich ebenfalls mehr als verdreifacht hat.

Tabelle 1: Grösste Prämienanstiege der letzten zehn Jahre

Kanton Prämienregion Franchise Krankenkasse
und Modell
Prämie
2015
Prämie
2025
Anstieg
GR 3 (z.B. Ilanz/Glion) CHF 2500 SLKK Grundversicherung CHF 129.40 CHF 398.50 208.0%
GR 2 (z.B. Davos) CHF 2500 SLKK Grundversicherung CHF 142.70 CHF 434.30 204.3%
NW - CHF 2500 Assura Grundversicherung CHF 129.40 CHF 391.00 202.2%

 

Die grössten Prämienreduktionen der letzten zehn Jahre

Vereinzelt gab es auch Prämien, die gegenüber 2015 sanken, wie Tabelle 2 zeigt. So ist das Hausarztmodell EGK-Care für Erwachsene im Kanton Waadt je nach Franchise und Prämienregion um 4 bis 14 Prozent gesunken.

Tabelle 2: Grösste Prämienreduktionen der letzten zehn Jahre

Kanton Prämienregion Franchise Krankenkasse
und Modell
Prämie
2015
Prämie
2025
Reduktion
VD 1 (z.B. Lausanne) CHF 300 EGK-Care CHF 591.00 CHF 565.40 -4.3%
VD 2 (z.B. Yverdon-les-Bains) CHF 2500 EGK-Care CHF 409.50 CHF 376.90 -8.0%
VD 2 (z.B. Yverdon-les-Bains) CHF 300 EGK-Care CHF 574.60 CHF 497.20 -13.5%

 

Höchste und tiefste Prämienanstiege nach Prämienregion

moneyland.ch hat die grössten prozentualen Prämienänderungen der letzten zehn Jahre für die Kantone Basel-Stadt und Genf sowie für die Hauptregionen (Prämienregion 1) der Kantone Bern, Luzern, St. Gallen, Tessin, Waadt und Zürich berechnet. Auswahlkriterium war, dass Prämien aus allen Grossregionen der Schweiz berücksichtigt werden. Auch hier wurden alle Prämien für Versicherte ab 26 Jahren ohne Unfalldeckung jeweils für die tiefste und die höchste Franchise berücksichtigt. Das PDF zeigt die Prämien mit den grössten Prämienänderungen für diese Regionen.

Tabelle 3: Höchste Prämienanstiege in der Stadt Zürich für 2500er-Franchise

Krankenkasse und Modell Prämie 2015 Prämie 2025 Anstieg
Assura Grundversicherung CHF 217.50 CHF 452.70 108.1%
Assura Hausarzt-Modell CHF 190.60 CHF 381.30 100.1%
Atupri FlexCare CHF 218.90 CHF 424.80 94.1%

 

Für erwachsene Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher ist die Prämie im Standardmodell der Assura mit der 2500er-Franchise am stärksten gestiegen, nämlich um 108 Prozent. Die Prämien für das Hausarzt-Modell der Assura sind um 100 Prozent gestiegen und die Prämien von FlexCare der Atupri um 94 Prozent.

Tabelle 4: Tiefste Prämienanstiege in der Stadt Zürich für 2500er-Franchise

Krankenkasse und Modell Prämie 2015 Prämie 2025 Anstieg
ÖKK CASAMED HMO CHF 292.30 CHF 372.70 27.5%
Helsana Premed-24 CHF 306.90 CHF 390.60 27.3%
Concordia MyDoc CHF 295.10 CHF 375.10 27.1%
KPTwin.win CHF 291.30 CHF 370.10 27.1%

 

Am wenigsten stark gestiegen für erwachsene Zürcherinnen und Zürcher mit der 2500er-Franchise sind die Prämien von ÖKK Casamed HMO mit 28 Prozent, gefolgt von Helsana Premed-24, Concordia MyDoc und KPTwin.win mit jeweils 27 Prozent.

Tabelle 5: Höchste Prämienanstiege in Genf für 2500er-Franchise

Krankenkasse und Modell Prämie 2015 Prämie 2025 Anstieg
Galenos Grundversicherung CHF 382.00 CHF 758.90 98.7%
Assura Grundversicherung CHF 250.50 CHF 494.80 97.5%
Klug Grundversicherung CHF 368.30 CHF 725.55 97.0%

 

Für erwachsene Genferinnen und Genfer ist die Prämie im Standardmodell der Galenos mit der 2500er-Franchise am stärksten gestiegen, nämlich um 99 Prozent. Es folgen die Prämien der Standardmodelle von Assura und der Krankenkasse Klug mit einem Anstieg von 98 Prozent beziehungsweise 97 Prozent.

Tabelle 6: Tiefste Prämienanstiege in Genf für 2500er Franchise

Krankenkasse und Modell Prämie 2015 Prämie 2025 Anstieg
Sympany casamed hausarzt CHF 406.40 CHF 453.20 11.5%
Sympany Grundversicherung CHF 464.80 CHF 516.90 11.2%
EGK-Care CHF 425.30 CHF 470.00 10.5%

 

Die geringsten Prämienanstiege für erwachsene Genferinnen und Genfer mit der 2500er-Franchise verzeichneten die Prämien von Sympany Casamed Hausarzt, Sympany Grundversicherung und EGK-Care mit rund 12 beziehungsweise 11 Prozent.

Prämienanstieg für Versicherte mit höchster Franchise besonders hart

Für Versicherte mit der tiefsten Franchise (300 Franken) fielen die maximalen Prämienanstiege in Prozent geringer aus, wie die Auswertung von moneyland.ch zeigt: «Versicherten mit der höchsten Franchise (2500 Franken) mussten in den letzten zehn Jahren die höchsten prozentualen Prämienerhöhungen hinnehmen», so Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.

Dass die Prämien für hohe Franchisen oftmals stärker gestiegen sind, dürfte auch an einer Regulierung zum maximal erlaubten Prämienrabatt für Wahlfranchisen liegen. So darf beim Wechsel zu einer höheren Franchise maximal ein Prämienrabatt von 70 Prozent des zusätzlichen Risikos gewährt werden. Wenn Versicherte beispielsweise von der tiefsten auf die höchste Franchise wechseln, können sie nicht mehr als 1540 Franken pro Jahr beziehungsweise 128.35 Franken pro Monat einsparen. Je stärker die Prämien für die 300er-Franchise steigen, desto geringer ist der prozentuale Rabatt für die Wahlfranchise.

 

 

Weitere Informationen:
Krankenkassen-Vergleich von moneyland.ch
Krankenkassen-Rechner: Franchisen
Tabellen zur Analyse (PDF)

Experte Felix Oeschger
Felix Oeschger ist Analyst und Experte bei moneyland.ch.