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News: Versicherungen

Krankenkassen-Sparpotenzial von 3.2 Milliarden Franken

2. November 2021 - Felix Oeschger

Obwohl die Prämien im Jahr 2022 leicht sinken, können Versicherte in der obligatorischen Grundversicherung mit einem Wechsel zur günstigsten Kasse durchschnittlich 368 Franken pro Person und Jahr sparen. Wenn die ganze Bevölkerung der Schweiz zur günstigsten Krankenkasse wechseln würde, könnte sie damit rund 3.2 Milliarden Franken einsparen.

Im kommenden Jahr verändert sich die durchschnittliche Krankenkassenprämie kaum. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) verbilligt sich diese gerade einmal um 0.2 Prozent. Für die Sparmöglichkeiten der einzelnen Versicherten ist dieser vom BAG berechnete Durchschnittswert jedoch zweitrangig. Ausschlaggebend sind die individuellen Einsparmöglichkeiten beim Wechsel zu einer günstigeren Krankenkasse und allenfalls in ein günstigeres Sparmodell.

Stattliches Sparpotenzial bei Krankenkassenwechsel

moneyland.ch, der unabhängige Online-Vergleichsdienst der Schweiz, hat für das Prämienjahr 2022 das Sparpotenzial für alle Versicherten in der Schweiz hochgerechnet. Dafür hat moneyland.ch mehr als 260‘000 Prämiendaten nach der Anzahl Versicherten pro Anbieter, Modell, Franchise, Prämienregion und Altersgruppe gewichtet.

Resultat: «Wenn jede versicherte Person zur günstigsten Krankenkasse wechseln würde, so könnten insgesamt rund 3.2 Milliarden Franken pro Jahr eingespart werden, sogar ohne einen Wechsel der Franchise oder des Versichertenmodells», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Dies entspricht einer Kostenersparnis von 368 Franken pro Person und Jahr.

Noch grösser wäre das Sparpotenzial, wenn die Versicherten zusätzlich zum Wechsel der Krankenkasse auch noch zum günstigsten Sparmodell wechseln würden. Insgesamt ergäbe das dann eine durchschnittliche Sparmöglichkeit von 618 Franken pro Person für das Jahr 2022. Das wären mehr als 5.3 Milliarden Franken für die ganze Bevölkerung.

Da in der Realität nur verhältnismässig wenige Versicherte ihre Krankenkasse wechseln, handelt es sich bei der Hochrechnung von moneyland.ch natürlich um eine hypothetische Grösse. Trotzdem: «Die Analyse zeigt auf, dass ein Grossteil der Versicherten mit einem Wechsel der Krankenkasse oder des Modells auch nächstes Jahr wieder massiv Prämien einsparen könnte», so Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.

Einsparungen je nach Altersgruppe

In der Schweizer Grundversicherung gibt es drei Altersgruppen: Kinder (Personen bis ins Alter von 18 Jahren), junge Erwachsene (zwischen 19 und 25 Jahren) und Erwachsene (ab 26 Jahren). Je nach Altersgruppe unterscheiden sich die Prämienhöhe und auch die Sparmöglichkeiten deutlich.

Insbesondere für die Gruppen der jungen Erwachsenen und Erwachsenen lohnt sich ein Kassenwechsel. Erwachsene könnten 2022 mit einem Wechsel zur günstigen Krankenkasse, ohne das Modell zu ändern, im Durchschnitt 400 Franken einsparen. Bei jungen Erwachsenen sind es durchschnittlich 479 Franken, bei Kindern 192 Franken.

Einsparungen mit einem Modell-Wechsel

Beim teureren Standard-Modell haben die Versicherten eine freie Arztwahl, während bei den günstigeren Sparmodellen die erste Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen vorgeschrieben ist. Zu den Sparmodellen mit tieferen Prämien gehören Hausarzt-, HMO- und Telmed-Modelle.

Viele Schweizer Versicherte haben nicht das günstigste Versicherungsmodell gewählt. Pro Person könnte die Schweizer Bevölkerung im Durchschnitt 318 Franken einsparen, wenn sie im Jahr 2022 bei ihrer bestehenden Krankenkasse zum günstigsten Modell wechseln würde. Wenn alle Versicherten in der Schweiz zum günstigsten Modell wechseln würden, ergäbe das eine Prämienersparnis von insgesamt 2.7 Milliarden Franken.

Auch beim Wechsel des Modells ist ein Blick auf die Altersgruppen interessant. Bei den Erwachsenen ist die Einsparmöglichkeit mit dem Wechsel zum günstigsten Modell bei der bestehenden Krankenkasse mit 392 Franken pro Person fast so gross wie bei einem Wechsel zur günstigsten Krankenkasse (ohne das Modell zu wechseln) mit 400 Franken.

Bei den jungen Erwachsenen zeigt sich ein ganz anderes Bild. Eine versicherte Person im Alter zwischen 19 und 26 Jahren kann bei einem Wechsel zum günstigsten Sparmodell durchschnittlich nur 217 Franken einsparen, während das Sparpotenzial beim Kassenwechsel mit 479 Franken mehr als doppelt so hoch ausfällt. Dies hängt damit zusammen, dass junge Erwachsene zu rund 80 Prozent in Sparmodellen versichert sind – wesentlich mehr als ältere Versicherte. Personen zwischen 19 und 26 Jahren können beim Wechsel zum günstigsten Sparmodell also keine oder nur wenig Kosten sparen.

Bei den Kindern sieht es ähnlich aus. So beträgt die durchschnittliche Ersparnis bei einem Modell-Wechsel nur 62 Franken, während es bei einem Kassenwechsel im Durchschnitt 192 Franken pro Kind sind.

Grosse kantonale Unterschiede

Wie auch schon im Vorjahr ist das Sparpotenzial für Erwachsene bei einem Krankenkassen-Wechsel im Kanton Genf am grössten. Die Genfer Versicherten können im Jahr 2022 im Durchschnitt 585 Franken sparen, wenn sie zur günstigsten Kasse wechseln, gefolgt von Basel-Stadt mit 531 Franken.

Am geringsten ist die durchschnittliche Sparmöglichkeit für Erwachsene in den beiden Halbkantonen Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden mit 170 beziehungsweise 254 Franken pro Person und Jahr.

Persönliche Prämienunterschiede

Das von moneyland.ch berechnete Sparpotenzial ist eine theoretische Durchschnittsgrösse, welche auf die grossen Prämienunterschiede in der Schweiz hinweist. Für die einzelnen Versicherten ist jedoch das persönliche Sparpotenzial wichtig. Dieses Sparpotenzial kann je nach Alter, Prämienregion, Franchise, Kasse und dem Modell ganz unterschiedlich hoch sein. 

Manche Versicherte können auch im nächsten Jahr mehrere Tausend Franken sparen, wenn sie die Kasse und das Modell wechseln. Ein Vergleich lohnt sich also trotz durchschnittlich sinkenden Prämien.

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Felix Oeschger ist Analyst und Experte bei moneyland.ch.