Auch 2019 werden die Prämien für die obligatorische Grundversicherung aufgrund der zunehmenden Gesundheitskosten wieder ansteigen – wenn auch etwas moderater als im Vorjahr. Die allgemeine Zufriedenheit mit der eigenen Krankenkasse ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr rückläufig.
«Wenn die Kostenexplosion im Schweizer Gesundheitswesen nicht bald konsequenter bekämpft wird, dürfte die Stimmung bei den Versicherten endgültig kippen», warnt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. «Dann können auch freundliche Krankenkassen-Mitarbeitende nicht mehr viel bewirken.»
Krankenkassen-Zufriedenheit in der Analyse
moneyland.ch hat die Zufriedenheit im Rahmen einer repräsentativen Umfrage bei 1518 Versicherten anhand von elf Faktoren untersucht. Zu den analysierten Zufriedenheitsfaktoren gehören Freundlichkeit und Einsatzbereitschaft des Versicherungspersonals, Erreichbarkeit, Schnelligkeit der Antworten bei Fragen, Preis-Leistungsverhältnis, Kulanz bei Zahlungen, Schnelligkeit der Auszahlungen, Verständlichkeit von Kundeninformationen sowie allgemeine Zufriedenheitsfaktoren.
Im Durchschnitt sind die Versicherten mit ihrer Krankenkasse weniger zufrieden als noch 2017. «Das ist nicht erstaunlich, wenn man an die kontinuierlich steigenden Prämien denkt», so Michael Burkhard, Analyst bei moneyland.ch. Betont werden muss auch, dass die durchschnittliche Zufriedenheit immer noch verhältnismässig hoch ist. Je nach Kasse, Altersgruppe und Region gibt es allerdings erhebliche Unterschiede.
Junge Versicherte am unzufriedensten
Die jüngste der befragten Altersgruppen ist am unzufriedensten. Die Befragten im Alter zwischen 19 und 25 Jahren vergeben gerade einmal durchschnittliche 6.85 von 10 Punkten. Bei den 26- bis 49-Jährigen sind es 7.37 Punkte, bei den 50- bis 74-Jährigen überdurchschnittliche 8.12 Punkte.
Je älter die Versicherten sind, desto zufriedener sind sie mit ihrer Krankenversicherung. «Junge Versicherte nehmen die Leistungen der Krankenkassen deutlich seltener in Anspruch als ältere Versicherungsnehmer», so Benjamin Manz. «Jüngere Versicherte sehen noch weniger als ältere Versicherte ein, weshalb sie die stetig steigenden Prämien zahlen müssen. Viele würden am liebsten aus dem Obligatorium aussteigen».
Am schlechtesten wird von allen Altersgruppen der Faktor «Preis-Leistung» bewertet, gefolgt von den Faktoren «Kulanz bei Zahlungen» und «Schnelligkeit bei Auszahlungen». Am positivsten wird die allgemeine Zufriedenheit, die Freundlichkeit und Erreichbarkeit der Krankenkassen-Mitarbeitenden beurteilt. Weibliche Versicherte sind etwas zufriedener mit ihren Krankenkassen als männliche Versicherte – allerdings ist der Unterschied nicht markant.
Westschweizer unzufriedener als Deutschschweizer
Versicherte in der Romandie sind deutlich unzufriedener mit ihren Krankenkassen als Versicherte in der Deutschschweiz. Zum einen liegt das an den Prämien, die im Durchschnitt in der Romandie noch höher sind als in der Deutschschweiz. Zum anderen ist die Westschweizer Bevölkerung gegenüber dem jetzigen Krankenkassen-System skeptischer eingestellt und liebäugelt noch immer mit einer Einheitskassen-Lösung.
Krankenkassen erreichen in der Westschweiz nur einen durchschnittlichen Zufriedenheitswert von 7 von 10 Punkten, während es in der Deutschschweiz 7.83 von 10 Punkten sind. Am zufriedensten sind die Deutschschweizer in der Region «Alpen und Voralpen», gefolgt vom Westmittelland und Ostmittelland. Dass Romands unzufriedener mit ihren Krankenkassen sind, war bereits in den Vorjahren der Fall. Die Zufriedenheit hat allerdings gegenüber dem Vorjahr nochmals abgenommen.
Erhebliche Zufriedenheitsunterschiede je nach Anbieter
Bezüglich Kundenzufriedenheit haben die folgenden Krankenkassen in der Gesamtwertung am besten abgeschlossen: Swica (8.4 von 10 Punkten), EGK (8.3 Punkte), Agrisano (8.3 Punkte), ÖKK (8.1 Punkte), Sympany (8.1 Punkte), Sanitas (8 Punkte), KPT (8 Punkte), Atupri (7.9 Punkte), Helsana (7.8 Punkte) und Concordia (7.8 Punkte). Am schlechtesten abgeschnitten haben Groupe Mutuel (6.5 Punkte) und Assura (6.4 Punkte).
Die tiefste Note überhaupt bei einer Einzelbewertung stammt ebenfalls von Assura für das Kriterium «Dauer von Rückerstattungen». Die Billigkasse Assura ist bekannt dafür, dass sie sich lange für Rückzahlungen von Rechnungsbeträgen Zeit lässt.
Die Auswertung nach Anbieter zeigt auch, dass nicht nur die Prämienhöhe ausschlaggebend für die Zufriedenheit ist. So schneidet die Billigkasse Assura trotz tiefen Prämien im Umfragetest am schlechtesten ab.
Die detaillierten Zufriedenheitsnoten pro Kasse sind im Krankenkassenvergleich auf moneyland.ch abrufbar.
Weitere Informationen:
Krankenkassen im neutralen Schweizer Vergleich