In einer aktuellen Studie hat moneyland.ch Schweizerinnen und Schweizer, die bereits mindestens einmal Geld aufgenommen haben, gefragt, zu welchem Zweck dies geschah. 841 der 1500 Befragten geben an, dass sie bereits einmal einen Kredit aufgenommen haben. Das sind 56 Prozent. Mehr als die Hälfte davon sagen, dass sie dies für die Finanzierung des Autos taten. Der zweithäufigste Grund für einen Kredit ist eine Wohnung beziehungsweise ein Haus.
Diese beiden Verwendungszwecke sind zudem die einzigen, für die oft auch relativ hohe Kredite in Frage kommen: 15 Prozent geben an, dass sie insgesamt 25’000 bis 100’000 Franken für das Auto aufgenommen haben. Bei 23 Prozent der Befragten betrug die Gesamthöhe der Kredite für Haus oder Wohnung über 100’000 Franken. Der Grossteil der restlichen Kredite liegt unter 25’000 Franken. Bei diesen Beträgen geht es nicht um die Höhe einzelner Kredite, sondern darum, wie viel Geld eine Person bisher insgesamt für den jeweiligen Zweck aufgenommen hat.
Am häufigsten wird in der Schweiz Geld für ein Auto aufgenommen. «Oft ist der Autokauf mit Privatkredit eine günstigere Lösung als Auto-Leasing», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. Finanziell sinnvoll seien aber auch Autokredite nicht: «Ein Barkauf ist immer am günstigsten.»
Kredite in finanziellen Schwierigkeiten
Ausser Autos, Wohnungen sowie Häusern gehören auch Möbel, Reisen, Familie und Elektronik zu den meistgenannten Gründen, warum Schweizerinnen und Schweizer einen Kredit aufnehmen. Je knapp ein Viertel gibt zudem an, aufgrund allgemeiner finanzieller Schwierigkeiten, wegen Steuern und zur Begleichung von Rechnungen einen Kredit aufgenommen zu haben. In 14 Prozent der Fälle diente eine Geldaufnahme dazu, einen ausstehenden Kredit abzubezahlen.
«Einen Kredit aufzunehmen, nur um einen weiteren Kredit abzuzahlen, ist in der Regel keine gute Idee», sagt Manz von moneyland.ch. «Es besteht die Gefahr, dass die Kreditnehmer in eine Schuldenspirale geraten.» Ausnahme: Kreditablösungen können Sinn ergeben, wenn der neue Kredit deutlich günstiger als der alte ist.
Eher selten nehmen Schweizerinnen und Schweizer einen Kredit auf, um damit Aktien (11 Prozent), Kryptowährungen (11 Prozent) oder andere Wertschriften (10 Prozent) zu kaufen. Am ehesten kam das bisher für die jüngste Generation zwischen 18 und 25 Jahren in Frage. «Kredit aufzunehmen, um mit Wertschriften zu spekulieren, ist allerdings hochriskant», so Manz.
Tabelle 1: Gründe für die Kreditaufnahme
Auto |
55% |
Wohnung/Haus |
44% |
Inneneinrichtung/Möbel |
30% |
Reisen |
28% |
Familie |
28% |
Elektronik |
28% |
Begleichung von Schulden |
26% |
Ausbildung/Studium |
26% |
Allgemein finanzielle Schwierigkeiten |
24% |
Steuern |
24% |
Begleichung anderer Rechnungen |
24% |
Andere Dinge des persönlichen Gebrauchs |
23% |
Gesundheitskosten/Arztrechnungen |
21% |
Kleidung |
19% |
Geschäftliches (Firmenkredit) |
15% |
Motorrad |
15% |
Anderen Kredit abzahlen |
14% |
Kauf von Aktien |
11% |
Kauf von Kryptowährungen |
11% |
Kauf anderer Wertschriften als Aktien |
10% |
Lesebeispiel: Von den 841 Befragten, die bereits mindestens einmal Geld aufgenommen haben, sagen 55 Prozent, dass sie dies zur Finanzierung eines Autos taten. Mehrfachnennungen waren möglich.
Junge Menschen brauchen Geld für Elektronik und Ausbildung
Ob das neueste iPhone oder ein Fernseher: Von denjenigen Personen in der jüngsten Altersgruppe, die bereits Geld aufgenommen haben, geben überdurchschnittlich viele an, dass sie bis zu 25’000 Franken für Elektronik benötigten (44 Prozent). Darauf folgt bei den 18- bis 25-Jährigen die Finanzierung der Ausbildung: 43 Prozent geben an, dafür bis zu 25’000 Franken aufgenommen zu haben. Kredite über 25’000 Franken sind in dieser Altersgruppe besonders selten.
Sowohl bei den 26- bis 49-Jährigen als auch bei der Altersgruppe von 50 bis 74 Jahren kommen hohe Darlehen eher in Frage. So geben 35 Prozent der ältesten Generation an, dass sie bereits über 100’000 Franken aufgenommen haben, um eine Wohnung oder ein Haus zu finanzieren. Bei der mittleren Altersgruppe sind es 18 Prozent.
Auch für Autos haben die älteren beiden Gruppen wesentlich mehr Kredit aufgenommen. Je rund 15 Prozent geben an, Beträge in einer Gesamthöhe zwischen 25’000 und 100’000 Franken aufgenommen zu haben. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es lediglich 9 Prozent.
Geld kommt meist von der Familie
Die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gaben auch an, auf welchem Weg sie Geld aufgenommen haben. Die Antworten stammen dabei von sämtlichen 1500 Befragten und sind repräsentativ für die Schweiz. Am häufigsten nehmen Schweizerinnen und Schweizer Kredite bei Familienangehörigen auf: 37 Prozent der Befragten geben an, dass sie schon einmal ein privates Darlehen von Verwandten erhalten haben. Darauf folgen Hypotheken (32 Prozent) und Privatkredite von Banken (28 Prozent).
Ebenfalls über ein Viertel der Bevölkerung (27 Prozent) hat via Teilzahlung im Rahmen einer Kreditkarte Geld aufgenommen. «Da Kreditkarten-Firmen Zinsen von bis zu 12 Prozent verlangen, sind Kreditkarten-Schulden keine gute Idee», gibt Manz zu bedenken. Ein weiteres Viertel der Befragten hat bereits einmal ein Auto via Leasing finanziert.
Tabelle 2: So nimmt die Schweiz Kredite auf
Privates Darlehen von Verwandten |
37% |
Hypothek |
32% |
Privatkredit von einer Bank |
28% |
Teilzahlung, Kreditkarte |
27% |
Auto-Leasing |
25% |
Mietkautionsbürgschaft |
22% |
Ratenzahlung im Geschäft |
18% |
Privates Darlehen nicht von Verwandten |
17% |
Privatkredit von einem Kredit-Vermittler |
12% |
Geschäftskredit |
8% |
Andere Form von Finanzierung |
8% |
Motorrad-Leasing |
6% |
Online-Privatkredit, anderer Anbieter |
6% |
Online-Privatkredit, Crowdlending-Plattform |
6% |
Anderes Leasing |
5% |
Weniger Kredite für Frauen
Männer nehmen eher Geld auf als Frauen. Bei sämtlichen Arten der Kreditaufnahme geben Frauen öfter an, dass sie davon noch nie Gebrauch gemacht haben. Am grössten ist der Unterschied bei Privatkrediten von Banken: Fast 70 Prozent der Frauen sagen, dass sie noch nie einen solchen aufgenommen haben. Bei den Männern sind es lediglich 52 Prozent.
Mietkautionsbürgschaften in der Romandie
In der Romandie sind Mietkautionsversicherungen besonders populär. Streng genommen handelt es sich dabei allerdings nicht um Kredite, sondern um Bürgschaften. Ein Drittel der Westschweizerinnen und Westschweizer geben an, bereits Mietkautionsbürgschaften bis zu 25’000 Franken abgeschlossen zu haben. In der Deutschschweiz sind es nur 13 Prozent. Auch Auto-Leasing, Kreditkarten-Teilzahlungen und Privatkredite von Banken werden in der Westschweiz merklich mehr genutzt als ennet des Röstigrabens.
In der Deutschschweiz werden Kredite besonders häufig für die Ausbildung und fürs Reisen aufgenommen. Dafür geben etwas mehr Personen aus der Romandie an, dass sie über 100’000 Franken für die Wohnung oder das Haus aufgenommen haben (26 Prozent).
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