Ob alternative Währungen oder Meme-Coins, Kryptowährungen haben in der Schweiz rasant an Bekanntheit gewonnen. Insbesondere der Preis von Bitcoin & Co. gibt regelmässig zu reden, wenn die Kurse von virtuellen Währungen neue Höchstwerte erreichen oder urplötzlich in sich zusammensacken.
Doch welche Faktoren beeinflussen die Kursentwicklungen von Kryptowährungen besonders stark? In dieser Übersicht von moneyland.ch erfahren Sie es.
Ob eine Kryptowährung einen Preis hat, ist grundsätzlich davon abhängig, ob man sie überhaupt für Geld kaufen und verkaufen kann. Welche und wie viele Möglichkeiten es gibt, mit Kryptowährungen zu handeln, beeinflusst auch deren Preis. Bei neuen beziehungsweise wenig verbreiteten Coins und Tokens ist dieser Effekt besonders ausgeprägt.
Wenn ein grosser Krypto-Marktplatz eine Währung neu zum Handel anbietet, signalisiert das möglichen Investorinnen und Investoren, dass sie für ein breites Publikum interessant ist. Gleichzeitig erhalten viele Menschen neu die Möglichkeit, diese Währung zu kaufen. Zudem wird es oft günstiger, mit einer Kryptowährung zu handeln, wenn grosse Marktplätze einsteigen.
Darum steigen die Kurse oft, wenn erste grosse Plattformen eine Währung ins Angebot nehmen. Das ist besonders dann der Fall, wenn es bereits bisher eine Nachfrage gab, die nicht erfüllt werden konnte – zum Beispiel weil in einem bestimmten Land kein Marktplatz die gewünschte Währung anbot oder weil es sehr umständlich war, die Tokens anderweitig zu kaufen. Aus dem gleichen Grund können Kurse steigen, wenn ein renommierter Finanzdienstleister neu eine Kryptowährung der breiten Masse auf unkomplizierte Weise zum Kauf anbietet – etwa in Form eines Exchange Traded Fund (ETF).
Hype ist bei Kryptowährungen ein besonderer Treiber der Nachfrage. Denn insbesondere sogenannte Meme-Coins bieten von sich aus eigentlich gar keinen Wert – ausser eben emotionaler Aspekte, die zu einem Hype führen können. Dann werden die Tokens oder Coins massenweise gekauft, weil gerade alle darüber reden. Mit steigender Nachfrage steigen auch die Preise.
Da bestimmte Kryptowährungen, allen voran Bitcoin, in der Vergangenheit wiederholt mit Kurssprüngen Schlagzeilen machten, werden steigende Kurse von Spekulanten oft als Zeichen dafür interpretiert, dass es später zu noch mehr Wachstum kommen wird. Darum sorgt ein Kurssprung bei einer Kryptowährung oft von sich aus für noch mehr Hype. Dann gibt es noch mehr Zukäufe und der Preis steigt weiter.
Allerdings besteht immer auch die Gefahr, dass Anlegerinnen und Anleger nach einem Kurssprung Gewinne mitnehmen und darum grosse Mengen an Tokens oder Coins verkaufen. In diesem Fall kann es mit dem Kurs auch sehr schnell wieder nach unten gehen. Hype ist also ein wichtiger Faktor bei der Preisentwicklung, aber kein zuverlässiges Signal, dass der Preis einer Währung weiter steigen wird.
Hype kann auch entstehen, wenn grosse Investorinnen oder Investoren – sogenannte Wale – viel Geld in eine Währung stecken. Als der Auto-Konzern Tesla Anfang 2021 bekannt gab, dass er Bitcoin im Wert von 1.5 Milliarden Dollar gekauft hatte, stieg der Kurs der Kryptowährung innert kurzer Zeit auf ein neues Rekordhoch. Umgekehrt können die Kurse aber auch fallen, wenn Wale eine grosse Menge an Tokens verkaufen.
- Ereignisse bei Krypto-Dienstleistern
Die Krypto-Szene ist von privaten Dienstleistern geprägt. Entsprechend beeinflussen Ereignisse im Zusammenhang mit diesen Firmen auch den Kurs von Kryptowährungen massiv.
Ein frühes Beispiel dafür ist der berüchtigte Hack der Trading-Plattform Mt. Gox. Sie verarbeitete 2013 rund 70 Prozent aller Bitcoin-Transaktionen. Hacker konnten im Verlauf von vier Jahren über 800’000 Bitcoin von Mt. Gox und deren Nutzern stehlen. Als dies 2014 bekannt wurde, ging nicht nur die Trading-Plattform konkurs, sondern der Bitcoin-Preis brach kurzzeitig auch um fast ein Drittel ein. Bereits zuvor hatten Gerüchte um Mt. Gox zu Kursstürzen geführt.
Umgekehrt können Ereignisse bei Dienstleistern die Kurse auch nach oben treiben: Als etwa der Börsen-Anbieter CME 2017 Bitcoin-Termingeschäfte ankündigte, erreichte der Bitcoin-Kurs sofort ein neues Allzeithoch. Auch der Börsengang der Trading-Plattform Coinbase katapultierte den Bitcoin 2021 zu einem erneuten Rekordhoch. Anfang 2024 trug die Lancierung mehrerer Bitcoin-ETF in den USA zu rekordhohen Krypto-Preisen bei.
Kurzfristiger Hype reicht nicht, um den Wert einer Kryptowährung langfristig zu erhalten. Der Kurs ist auch davon abhängig, wie gross und engagiert die entsprechende Community ist. Insbesondere viele Meme-Coins können ihren Wert halten und sogar steigern, weil sie eine grosse Fan-Gemeinde haben, die das Interesse an der entsprechenden Währung hochhält.
Bei eher technisch orientierten Kryptowährungen spielt zudem die Entwickler-Community eine grosse Rolle. Als beispielsweise Mike Hearn, ein prominenter Bitcoin-Entwickler, 2016 plötzlich bekannt gab, dass er sich künftig nicht mehr am Projekt beteiligen werde, verlor die Kryptowährung rund 10 Prozent an Wert. Hearn veröffentlichte damals einen Blog-Post, in dem er schrieb, das «Bitcoin-Experiment» sei gescheitert.
Wenn eine Kryptowährung mehr als nur Spekulationsgut sein soll, stellt sich nicht nur die Frage, was man damit tun kann – ausschlaggebend ist auch, wie weit verbreitet eine Währung effektiv ist. Eine Kryptowährung wie Bitcoin etwa kann theoretisch eine Alternative für Fiat-Währungen (wie dem Schweizer Franken oder US-Dollar) sein. Dafür muss sie allerdings in Läden, Onlineshops und an anderen Points of Sale (POS) akzeptiert werden.
Je mehr Akzeptanz eine Währung findet, umso grösser ist der Mehrwert, den sie bieten kann, und umso besser sind ihre Chancen, sich durchzusetzen. Wenn eine Kryptowährung breiter genutzt werden kann, steigert das die Nachfrage nach dieser Währung.
Hierbei geht es aber nicht nur wie im Beispiel Bitcoin um die Akzeptanz einer Kryptowährung als alltägliches Zahlungsmittel. Wenn sich beispielsweise ein bestimmter Non-fungible Token (NFT) als Standard für digitale Kunst etablieren kann, wäre ebenfalls zu erwarten, dass der Wert der damit verbundenen Kryptowährung zunimmt.
Der Preis wird bekanntlich durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Je nach Kryptowährung ist die Anzahl verfügbarer Coins oder Tokens und die Art, wie sie in Umlauf kommen, unterschiedlich geregelt. Darum sind auch die Effekte, die das Angebot auf den Kurs hat, von Währung zu Währung unterschiedlich.
Bei Bitcoin beispielsweise gibt es eine konkrete Obergrenze, wie viele neue Tokens hergestellt werden können (englisch «Mining»). Die Menge an Bitcoin, die Miner für die Verarbeitung von Transaktionen erhalten können, wird ungefähr alle vier Jahre halbiert. Das reduziert die Anzahl neu verfügbarer Bitcoins. Darum kann dieses sogenannte «Halving» (englisch für «Halbierung») dazu führen, dass der Preis der Kryptowährung steigt. Bei anderen Kryptowährungen gibt es bei der möglichen Anzahl Coins teils eine viel höhere oder gar keine Begrenzung.
Ein weiterer Aspekt, der das Angebot massgeblich beeinflusst, ist das sogenannte «Burning» (englisch für «Verbrennen») von Tokens: Ein Besitzer der Kryptowährung zahlt eine bestimmte Menge an Coins oder Tokens in eine Wallet, auf die niemand, auch nicht der ursprüngliche Besitzer, Zugriff hat. Damit sind sie effektiv aus dem Umlauf gezogen und das Angebot an Tokens wurde um den entsprechenden Betrag reduziert. Wenn eine vertrauenswürdige Person oder Firma angibt, auf diese Weise Coins einer Währung zerstört zu haben, kann das ebenfalls den Preis nach oben treiben.
Die Blockchain ist eine noch relativ junge Technologie, die sich schnell weiterentwickelt. Verbesserungen der Technologie können dazu beitragen, dass Kryptowährungen künftig eine breitere Akzeptanz geniessen, was weitere Investorinnen und Investoren vom Kauf überzeugen könnte.
Technische Entwicklungen und Anpassungen bei einzelnen Kryptowährungen können aber auch für Unsicherheit sorgen. Ein Beispiel dafür sind sogenannte Forks. Bei einem Fork (englisch für «Gabelung») wird eine Kryptowährung in zwei aufgespalten. Dies dient oft dazu, neue Technologien auf der Blockchain zu lancieren.
Solche Forks führen nicht nur zu grosser Unsicherheit und Debatten in der Community. Manche Investorinnen und Investoren versuchen auch, mit speziellen Taktiken von der Aufspaltung zu profitieren. Das verursacht in der Regel erhöhte Volatilität rund um den Fork-Zeitpunkt.
Viele Kryptowährungen sind sich vom Konzept her sehr ähnlich oder wollen ähnliche Nischen besetzen. Damit stehen sie miteinander in Konkurrenz. Sie können beispielsweise auch mit Fiat-Währungen im Wettbewerb sein.
Entwicklungen bei der Konkurrenz wirken sich auf den Kurs einer Kryptowährung aus. So besteht beispielsweise die Chance, dass eine neue Kryptowährung dank technischer Weiterentwicklung bestimmte Schwächen von Platzhirschen wie Bitcoin oder Ethereum nicht mehr hat. Wenn das dazu führt, dass der neue Herausforderer die gleichen Funktionen der etablierten Währungen besser erfüllen kann, ist denkbar, dass die Beliebtheit von Bitcoin oder Ethereum zu schrumpfen beginnt – und damit auch deren Preis. Der Kurs dieser neuen Währung dürfte gleichzeitig in die Höhe schiessen.
Die Entwicklung der Fiat-Kurse spielt bei Kryptowährungen ebenfalls eine Rolle. Insbesondere wenn ein Token oder Coin als Zahlungsmittel dienen soll, reagieren dessen Kurse auf die Inflation und Deflation. Manche Investorinnen und Investoren halten Kryptowährungen für eine Wertanlage, die der Inflation standhalten kann. Da dezentrale Währungen nicht an eine Wirtschaft oder Zentralbank gebunden sind, sollten sie ihren Realwert zumindest theoretisch auch in starken Inflations- und Deflationsphasen halten können.
Teils wird gar spekuliert, dass Kryptowährungen – Bitcoin im Speziellen – künftig ähnlich wie Gold als Absicherung gegen Inflation dienen soll. Ob das langfristig wirklich möglich sein wird, ist allerdings unklar.
Als relativ neues Anlageinstrument sind Kryptowährungen noch nicht so stark reguliert wie andere Finanzprodukte. Das hat zur Folge, dass die Spekulation mit solchen Währungen weniger stark eingeschränkt ist. Das kann deren Volatilität erhöhen. Es ist zu erwarten, dass verstärkte Regulierung dazu beitragen wird, dass die Kurse von Kryptowährungen künftig weniger volatil sind.
Allerdings können gesetzliche Einschränkungen bei Kryptowährungen auch zu Kursschwankungen führen. Als beispielsweise die chinesische Zentralbank 2021 bekannt gab, dass Transaktionen mit Kryptowährungen als illegal erachtet werden, knickte der Bitcoin-Kurs ein.
Falls Staaten statt Verboten Kryptowährungen einfach grundsätzlich stärker regulieren, könnte das dazu beitragen, dass es künftig mehr institutionelle Produkte mit Kryptowährungen gibt – zum Beispiel in Form von neuen ETF. Die Nachfrage nach solchen Produkten würde dann wiederum die Kurse der Währungen beeinflussen.
- Politische und wirtschaftliche Unsicherheit
Ob Präsidentschaftswahlen in den USA, eine globale Pandemie oder die Angst vor einem Bürgerkrieg: Politische Unruhen oder wirtschaftliche Unsicherheit können Inflationsängste ankurbeln. Das beeinflusst generell das Verhalten von Anlegerinnen und Anlegern. Diejenigen, die Kryptowährungen als stabile und inflationsresistente Wertanlage ansehen, könnten sich dann in Krypto-Anlagen flüchten. Diese erhöhte Nachfrage würde Kurse in die Höhe treiben.
Meist ist es jedoch umgekehrt: Investorinnen und Investoren ziehen sich in unsicheren Zeiten aus riskanten Anlagen zurück. Da Kryptowährungen oft als besonders riskant angesehen werden, sinken die Kurse daraufhin.
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