Im Januar 2015 hatte die Schweizerische Nationalbank SNB Negativzinsen für Geschäftsbanken eingeführt. Schrittweise hatten seither diverse Schweizer Banken begonnen, von ihren Kunden Negativzinsen einzufordern.
Zu den ersten Banken, die Negativzinsen von ihren Kunden verlangt hatten, gehörten Schweizer Privatbanken (wie zum Beispiel Lombard Odier). Es handelte sich um Banken, die mit der Vermögensverwaltung für reiche Kunden Geld verdienen. Privatbanken schafften mit Negativzinsen auf Bargeldbeständen zusätzlich den Anreiz, dass ihre Kunden ihre Anlagegelder in Vermögensverwaltungsmandate verschoben.
Eine Wende gab es erst wieder mit dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom 16. Juni 2022, den SNB-Leitzins von –0.75 Prozent um einen halben Prozentpunkt auf –0.25 Prozent anzuheben. Nach diesem Entscheid gaben mehrere Banken bekannt, dass sie die Negativzinsen ebenfalls auf –0.25 Prozent reduzieren oder sogar ganz streichen würden.
Der nächste Wendepunkt kam mit dem Entscheid der SNB am 22.9.2022, die Leitzinsen wieder in den positiven Bereich auf 0.5 Prozent anzuheben. Damit waren Negativzinsen in der Schweiz – zumindest vorläufig – wieder Geschichte.
Nicht immer wurden Negativzinsen publiziert
Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über historische Negativzinsen von Schweizer Retailbanken. Aufgeführt werden in der Regel nur Negativzinssätze, die publiziert wurden.
Einige Banken verlangten für grosse Kontobeträge ebenfalls Negativzinsen, publizierten diese aber nicht explizit. Häufig hiess es dann auf der Webseite der Banken, dass Zinsen ab einem bestimmten Betrag «auf Anfrage» bekannt gegeben würden. Je nach Bank und Kunde wurden Negativzinsen auf unterschiedlichen Beträgen individuell erhoben. Manchmal waren sie sogar Verhandlungssache.
Häufig galten die Negativzinsen für den Gesamtbetrag aller Einlagen auf Spar- und Privatkonten eines Bankkunden. Viele Banken sprachen statt von Negativzinsen von «Guthabengebühren».
Historische Negativzinsen im Juli 2022
- Aargauische Kantonalbank: Keine Negativzinsen mehr.
- Alternative Bank (Sparkonto): Zinssatz von –0.25% ab CHF 0, –0.75% ab CHF 50’000 (auf Sparkonten, bei Privatkonten noch mehr Negativzinsen).
- Baloise Bank SoBa: Zinssatz von –0.25%, Schwellenwert variabel, mit Hypothek und/oder Anlagen konnte der Schwellenwert angehoben werden.
- Bank Cler: –0.25% ab CHF 500'000, aber individuelle Ausnahmen je nach Kunde möglich.
- Basellandschaftliche Kantonalbank: Zinssatz von –0.25% ab CHF 500'000, mit Hypothek und/oder Anlagen konnte der Schwellenwert angehoben werden.
- Berner Kantonalbank: Individuell, wobei Kunden mit Kredit und Anlagen erst ab höheren Schwellwerten Negativzinsen zahlen mussten.
- Crédit Agricole next bank: Keine Negativzinsen.
- Credit Suisse: Keine Negativzinsen.
- Genfer Kantonalbank: Negativzinsen ab CHF 1.5 Millionen bis 2.5 Millionen, je nachdem, ob mit Vermögensverwaltung.
- Glarner Kantonalbank: Keine Negativzinsen mehr.
- Migros Bank: Zinssatz von –0.25% ab CHF 1 Mio.
- Neon: Von CHF 100'000 bis CHF 125'000: –0.25% pro Jahr. Ab CHF 125'000: –0.5% pro Jahr.
- Nidwaldner Kantonalbank: Zinssatz von –0.25% ab CHF 1 Mio. (bestehende Kunden). Bei Neugeldern ab CHF 100'000 möglich.
- Raiffeisen Schweiz: Empfehlung von –0.25% für Kunden mit Neugeldzuflüssen ab CHF 250'000 (Erhöhung des Freibetrags um Finanzierungen und Anlagen). Empfehlung auf Verzicht der Negativzinsen für langjährige Kunden.
- UBS: –0.25% ab CHF 250'000, mit Hypotheken/Anlagen gab es einen Freibetrag bis maximal CHF 1 Mio.
- Urner Kantonalbank: –0.25% ab CHF 1 Mio. (bestehende Kunden), Neugelder wurden individuell geprüft.
- Valiant: Keine Negativzinsen mehr.
- Vontobel: Keine Negativzinsen mehr.
- Zürcher Kantonalbank: Negativzinsen in der Höhe von –0.25%, Freibetrag konnte je nach Kunde unterschiedlich hoch sein.
Historische Negativzinsen auf Privatkonten und Sparkonten im Mai 2022
- Aargauische Kantonalbank: Individuelle Negativzinsen.
- Alternative Bank (Sparkonto): Zinssatz von –0.25% ab CHF 0, –0.75% ab CHF 50’000.
- Alternative Bank (Alltagskonto): Zinssatz von –0.375% ab CHF 0, –0.75% ab CHF 50’000.
- Baloise Bank SoBa: Zinssatz von –0.75%, Schwellenwert variabel, mit Hypothek und/oder Anlagen konnte der Schwellenwert angehoben werden.
- Basellandschaftliche Kantonalbank: Zinssatz von –0.75% ab CHF 500'000, mit Hypothek und/oder Anlagen konnte der Schwellenwert angehoben werden.
- Credit Suisse: Zinssatz von –0.75%, standardmässig ab CHF 500'000, mit Hypothek und/oder Anlagen konnte der Schwellenwert bis 2 Mio. Franken angehoben werden.
- Credit Suisse CSX: Zinssatz von –0.1% ab CHF 100'000.
- Genfer Kantonalbank (BCGE): Negativzinsen ab CHF 2 Mio./3 Mio.
- Glarner Kantonalbank: Standardmässig Zinssatz von –0.75% ab CHF 250'000, Schwellenwert konnte aber variieren.
- Graubündner Kantonalbank: Zinssatz von –0.75% ab CHF 250’000 für Neukunden (mit Anlagen/Krediten), für bestehende Kunden individuell.
- Migros Bank: Zinssatz von –0.75% ab CHF 1 Mio.
- Neon: Zinssatz von –0.75% ab CHF 100'000, –1% ab CHF 125'000.
- Nidwaldner Kantonalbank: Zinssatz von –0.75% ab CHF 1 Mio. (bestehende Kunden). Bei Neugeldern ab CHF 100'000 möglich.
- Postfinance: Zinssatz von –0.75% ab CHF 100'000 ohne weitere Produkte
- Raiffeisen Schweiz: Empfehlung an Genossenschaften und Niederlassungen, Negativzinsen für kurzfristige und grosse Geldbeträge zu verlangen (nicht aber für langjährige Sparkunden).
- UBS: Negativzinsen ab CHF/EUR 250'000: –0.75% (–0.6% bei EUR). Für Anlage- und Hypotheken-Kunden konnten höhere Schwellenwerte gelten.
- Urner Kantonalbank: –0.75% ab CHF 1 Mio. (bestehende Kunden), Neugelder wurden individuell geprüft.
- Valiant: Zinssatz von –0.5% ab CHF 250'000 (für Neukunden, bei bestehenden Kunden individuell).
- Walliser Kantonalbank: Negativzins von -0.75% war je nach Fall bereits ab CHF 0 möglich.
- Yapeal: Zinssatz von –0.8% ab CHF 10'000/25'000 (je nach Konto).
- Yuh: Zinssatz von –0.75% ab CHF 100'000
- Zuger Kantonalbank: Individuelle Negativzinsen ab CHF 0 möglich.
- Zürcher Kantonalbank: Negativzinsen je nach Betrag möglich.
Historische Negativzinsen für Firmenkunden im Mai 2022
Diverse Banken verlangten bei Firmenkonten ab bestimmten Kontobeständen Negativzinsen. Die meisten Banken publizierten allerdings die genauen Konditionen nicht. Häufig waren diese auch individuell oder Verhandlungssache. Am häufigsten waren Schwellenwerte ab 250'000, 1 oder 2 Millionen Franken.
Einige Beispiele:
- Aargauische Kantonalbank: Individuelle Negativzinsen sind je nach Firma möglich.
- Migros Bank: Zinssatz von –0.75% ab CHF 5 Mio.
- Postfinance: Hier konnte es für weniger lukrative Firmenkunden bereits ab CHF 0 Negativzinsen in der Höhe von –0.75% geben. Ausserdem gab es für manche Postfinance-Firmenkunden ein mehrstufiges Schwellenwertsystem.
Negativzinsen: was konnten Kunden tun?
Von Negativzinsen betroffene Privatkunden hatten unter anderem die folgenden Ausweichmöglichkeiten:
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