Internationale Geldüberweisungen waren einst das Monopol von Banken und Überweisungsdiensten. Mit dem Internet entstand eine neue Art von Geldtransfer-Service, welcher sich in den letzten Jahren zu einer valablen und günstigen Alternative zu den etablierten Finanzinstituten entwickelt hat.
Wie funktionieren Peer-to-Peer-Geldtransfers?
Peer-to-Peer-Geldtransfers funktionieren im Prinzip wie Banken und Geldtransfer-Unternehmen seit über einem Jahrhundert und Hawala-Netzwerke seit Jahrhunderten. Dabei wird an einem Ort Geld in einen Finanzpool eingezahlt und an einem anderen Ort die entsprechende Summe aus einem anderen Finanzpool ausgezahlt. Das Geld wird nicht physisch transferiert.
Bei einer «ursprünglichen» Überweisung zwischen «Peers» (zu deutsch «Ebenbürtigen» oder «Gleichberechtigten») wird ohne Bank Geld zwischen Privatpersonen auf Vertrauensbasis getauscht.
Beispiel: Sie möchten Ihrer Schwester, welche in Brasilien lebt, 1000 Schweizer Franken überweisen. Sie zahlen einem brasilianischen Auswanderer, der in der Schweiz lebt, 1000 Franken. Dieser überweist den Gegenwert von 1000 Franken von seinem brasilianischen Bankkonto auf das brasilianische Bankkonto Ihrer Schwester. Der brasilianische Auswanderer berechnet dafür eine kleine Gebühr oder begnügt sich mit dem Umtausch einiger Reais in Schweizer Franken ohne Überweisungsgebühr oder Kursverlust.
Solche ursprünglichen Peer-to-Peer-Geldtransfers werden heute immer noch angewendet. Zum Beispiel im Rahmen des so genannten «Hawala», welches seit Jahrhunderten in weiten Teilen der Welt verbreitet ist.
Mit Aufkommen des Internets wurde dieses Geldtransfersystem der breiten Masse zugänglich gemacht. Es sind dabei Online-Plattformen entstanden, auf welchen Transferwillige und Transferhelfer zusammengebracht werden. Auf diese Weise gewährleisten Peer-to-Peer-Überweisungsdienste, welche Sicherheit in ein sonst riskantes Geschäft brachten, dass alle beteiligten Parteien wie versprochen ihr Geld bekommen.
Internationale Peer-to-Peer-Plattformen
Peer-to-Peer-Überweisungen wurden ursprünglich mit Hilfe von Chatrooms und sozialen Netzwerken abgewickelt. Die Nachfrage nach günstigen Alternativen zu konventionellen Überweisungsdiensten führte schliesslich dazu, dass sich mehrere Peer-to-Peer-Intermediärdienste etablierten.
Dienste wie das in Grossbritannien ansässige Wise (TransferWise) und das in Irland ansässige currencyfair bringen «Peers» auf der ganzen Welt zusammen, um die Abwicklung grösserer Transaktionen zu ermöglichen. Sie springen auch als Gegenpartei ein und stellen zusätzliche Barmittel bereit, um eine Überweisung zu ermöglichen.
Um zum vorherigen Beispiel zurückzukehren: Sie wollen Ihrer Schwester, welche in Brasilien lebt, 1000 Schweizer Franken überweisen. Sie zahlen die 1000 Franken auf das Konto eines Peer-to-Peer-Überweisungsdienstes in der Schweiz ein. Währenddessen will ein Elternpaar in Brasilien seiner Tochter, welche in der Schweiz studiert, den Gegenwert von 400 Franken überweisen und ein Kleinunternehmen einem Schweizer Produzenten 600 Franken für bestellte Ware. Der P2P-Überweisungsdienst zahlt Ihrer Schwester den Gegenwert von 1000 Franken von seinem Konto in Brasilien aus und zahlt der Studentin und dem Produzenten in der Schweiz 400 beziehungsweise 600 Franken von seinem Schweizer Konto aus. Für die Überweisung berechnet der P2P-Dienst eine Gebühr.
Im Allgemeinen verlangen P2P-Intermediäre, dass der zu überweisende Geldbetrag auf ein Bankkonto mit spezieller Referenznummer eingezahlt wird. Der an Sie überwiesene Geldbetrag wird vom Konto des Intermediärs auf Ihr Konto übertragen. Sowohl Currencyfair als auch Wise haben Bankkonti in der Schweiz.
Vorteile von P2P-Überweisungen
Der grösste Vorteil von Peer-to-Peer-Überweisungen sind die geringen Kosten. Dies gilt insbesondere für «echte» Peer-to-Peer-Überweisungen, bei denen zwei Personen Geld direkt ohne Intermediär tauschen.
Bei Nutzung eines P2P-Überweisungsdienstes zahlen Sie für die Sicherheit und den Service eine Gebühr. Diese ist oftmals günstiger als die Gebühr von Schweizer Banken und traditionellen Überweisungsdiensten wie Western Union oder Moneygram.
Im Allgemeinen erheben P2P-Überweisungsdienste keine zusätzliche Gebühr auf Interbanken-Wechselkursen, während die Spreads von Banken häufig gross sind. Das heisst, dass der Empfänger bei einem internationalen Geldtransfer häufig mehr Geld in der lokalen Währung mit einem P2P-Service als mit einem traditionellen Überweisungsdienst oder einer Bank erhält.
- Wise beispielsweise berechnet eine Mindestgebühr von 1.50 Franken pro Überweisung. Für Transaktionen von Schweizer Franken (CHF) in EUR oder USD ist eine Gebühr von 0.5% des überwiesenen Betrags fällig. Bei einer Geldüberweisung in ein Land mit einer weniger verbreiteten Währung zahlen Sie normalerweise eine höhere Gebühr. (Beispiele: CHF in THB = Gebühr von 1%, CHF in RUB = Gebühr von 1.5%, CHF in ZAR = Gebühr von 0.7%). Dabei kommt jeweils der Interbanken-Wechselkurs zur Anwendung.
- Currencyfair erhebt eine Transfergebühr von 3 Euro pro Überweisung, zuzüglich einer volumenabhängigen Gebühr von 0.15% der erfolgten Überweisungen. Das Besondere an Currencyfair ist der Umstand, dass Sie den Wechselkurs des Geldtransfers selbst bestimmen können und der Geldtransfer nur zustande kommt, wenn ein anderer Nutzer Ihr Angebot annimmt. Stehen keine «Peers» zur Verfügung, so können Sie den Geldtransfer zum Interbankenkurs vornehmen – was allerdings mit einer Gebühr von 0.4% bis 0.6% teurer ist.
Fazit:
Peer-to-Peer-Überweisungen sind eine interessante Alternative zu den konventionellen Geldtransferdiensten. Während bei Peer-to-Peer-Direktüberweisungen ohne Intermediäre überhaupt keine Überweisungsgebühr anfällt, ermöglichen P2P-Intermediäre wie spezialisierte Online-Plattformen einfache und sichere Peer-to-Peer-Überweisungen zu vorteilhaften Kursen.
Weitere Informationen:
Zahlungen ins Ausland
P2P: Währungen tauschen