Replay-TV Aufpreis Init7 2022
News: Telekom

Erster Anbieter verrechnet Replay-TV separat

17. Januar 2022 - Ralf Beyeler

Replay-TV ist eine der beliebtesten Funktionen beim digitalen Fernsehen. Als erster Anbieter bietet Init7 das Feature nur noch gegen einen Aufpreis an. Weitere Telekom-Anbieter werden mit ähnlichen Massnahmen folgen.

Sie kommen am Abend nach Hause und möchten eine Sendung vom Vortag anschauen – dank Replay-TV ist dies auf Knopfdruck möglich. Die TV-Sender verlangen neu aber höhere Abgaben von den Anbietern, damit deren Kundinnen und Kunden Replay-TV nutzen dürfen.

Die Replay-TV-Abgabe steigt von bisher 2 auf neu 7 Franken pro Monat. Hintergrund ist, dass die Fernsehsender im sogenannten «Gemeinsamen Tarif 12» (kurz GT12) eine massive Erhöhung durchsetzen konnten. Die Abgabe wird zwar von den TV-Sendern nicht direkt den Konsumentinnen und Konsumenten verrechnet. Die Telekom-Anbieter werden diese Abgabe aber an ihre Kundinnen und Kunden weiterverrechnen. Bei einem ersten Telekom-Anbieter bekommt die Kundschaft die Veränderung bereits zu spüren.

Replay-TV kostet neu 11 Franken pro Monat

Der Internet-Provider Init7 bot Kundinnen und Kunden im Rahmen seines Internet-Abos bisher gratis TV mit Replay-TV-Funktion an. Wer auch künftig Replay nutzen will, muss allerdings dafür zahlen. Die Funktion wird bei Init7 neu separat für 11 Franken pro Monat angeboten. Das Fernsehangebot ohne Replay-TV können Kundinnen und Kunden weiterhin kostenlos nutzen.

Berücksichtigt man in der Berechnung auch die Mehrwertsteuer, so gibt es eine Differenz von 3.20 Franken zwischen dem Verkaufspreis (11 Franken) und den Abgaben (7 Franken) an die TV-Sender. Init7 begründet diese Differenz damit, dass die Umsetzung hohe Kosten verursache.

Preiserhöhungen auch bei der Konkurrenz absehbar

Auch alle anderen Anbieter von TV-Abos wie Swisscom, Sunrise UPC, Quickline, Zattoo, Teleboy und Wilmaa sind von der Änderung des GT12 betroffen. Die Anbieter müssen aber nicht zwingend eine höhere Abgabe für Replay-TV zahlen: Sie können ihren Kundinnen und Kunden auch Replay-TV ohne Spulmöglichkeit anbieten. Eine weitere Option wäre, ihnen künftig personalisierte Zwangswerbung zu zeigen.

Mit Ausnahme von Init7 geben die TV- und Telekom-Anbieter auf Anfrage von moneyland.ch aber noch keine konkrete Auskunft, wie sich die Änderung des GT12 auf deren Angebot auswirken wird. Salt erklärt, dass eine Preiserhöhung unvermeidlich sei. Bei Sunrise heisst es, dass sie die genaue Ausgestaltung und Umsetzung sowie die Preise zu gegebener Zeit noch bekannt geben werde.

«TV-Sender zerstören Replay-TV»

«Es ist sehr schade, dass die TV-Sender das bei den Kundinnen und Kunden sehr beliebte Replay-TV zerstören», sagt Ralf Beyeler von moneyland.ch. «Replay-TV ist einer der wichtigsten Funktionen im Digital-TV. Für viele Kunden ist Replay-TV ein Grund, heute überhaupt noch fernzusehen», so Beyeler.

Der Experte ist überzeugt, dass sich die TV-Sender damit ins eigene Fleisch schneiden: «Kundinnen und Kunden haben sich an Replay-TV gewöhnt. Viele von ihnen werden weder bereit sein, rund 10 Franken im Monat für Replay-TV zu bezahlen, noch die Zwangswerbung anzusehen. Und wenn weniger Personen Replay-TV nutzen, gehen die Einnahmen zurück und die Sender verlieren ihre Zuschauer an Youtube und Netflix», analysiert Beyeler.

Die Strategie von Init7, denen laut dem Experten wohl noch weitere Anbieter folgen werden, findet Beyeler gut. Wenn Kundinnen und Kunden auch in Zukunft Replay-TV nutzen möchten, müssen sie für diese Dienstleistung bezahlen. Es wäre unfair, wenn auch Kunden, die Replay-TV gar nicht nutzen, die hohen Abgaben für Replay-TV mitzahlen müssten. In vielen Fällen hat das Schweizer Publikum Alternativen: Zahlreiche Sendungen können in den Mediatheken der Sender gratis abgerufen werden. Bei SRF und den öffentlich-rechtlichen Sendern aus Deutschland sogar werbefrei – und spulen ist dort auch überall erlaubt.

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Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte bei moneyland.ch.