Das sind die günstigsten und teuersten Roaming-Anbieter

Nachdem das Coronavirus vielen Schweizerinnen und Schweizern zwei Jahre lang die Sommerferien im Ausland erschwert hat, dürften sie dieses Jahr wieder vermehrt reisen. Damit Reisenden böse Überraschungen erspart bleiben, hat Telekom-Experte Ralf Beyeler vom Online-Vergleichsdienst moneyland.ch die aktuellen Roaming-Angebote der Schweizer Telekom-Anbieter unter die Lupe genommen.

«Der Tarifdschungel ist weiterhin riesig», sagt Beyeler. Trotzdem sollten sich Kundinnen und Kunden unbedingt schon vor der Reise informieren und die notwendigen Roaming-Pakete kaufen, betont der Experte. Ansonsten könne es sein, dass bereits wenige Minuten nach der Ankunft im Ferienland eine Handyrechnung von einigen Hundert Franken entsteht und das Roaming für den Rest der Ferien gesperrt wird.

So viel kosten zwei Wochen Sommerferien

Am günstigsten ist das Roaming während zwei Wochen Sommerferien in der EU beim Genfer Anbieter Mucho. Kundinnen und Kunden zahlen 33.80 Franken für 1 GB Daten und Telefongespräche von insgesamt 120 Minuten. Ebenfalls relativ günstig sind Yallo Swype und Aldi (Tabelle 1).

Beim Branchenprimus Swisscom kosten zwei Wochen Roaming in der EU 46.70 Franken. Sunrise landet mit 59.90 Franken für Abokunden und 70.90 Franken für Prepaid-Kunden im Mittelfeld. Der dritte grosse Schweizer Mobilfunk-Provider Salt verlangt zwischen 58.95 Franken und 307.95 Franken, je nachdem in welches Land Kundinnen und Kunden reisen und ob sie ein Abo oder ein Prepaid-Angebot haben. Am teuersten ist das Prepaid-Angebot von Talk Talk, wo die gleiche Nutzung während zwei Wochen mehr als 1100 Franken kosten würde.

Tabelle 1: Günstigste Anbieter (zwei Wochen Sommerferien)

Sämtliche Anbieter sowie die Berechnungsgrundlagen sehen Sie in den separaten Tabellen.

Salt und Lidl erhöhen Preise

Bei Salt und Lidl Connect gab es im Vergleich zum Vorjahr teils massive Preiserhöhungen beim Roaming während zwei Wochen Ferien. Am stärksten fallen diese bei Kundinnen und Kunden mit einem Salt- oder Lidl-Abo aus, die in bestimmte EU-Länder wie etwa Kroatien reisen. Dort verdoppeln sich die Kosten gegenüber dem Vorjahr auf 107.95 Franken.

Von allen berücksichtigten Anbietern sind Salt und Lidl Connect die einzigen, bei denen es im Vergleich zum Vorjahr zu einer Preiserhöhung kam. Bei Digitec, Talk Talk (nur Abo), Salt (nur Abo, zum Beispiel in Spanien) und Sunrise (nur Prepaid) bezahlen Kundinnen und Kunden für das Roaming während zwei Wochen Sommerferien sogar weniger als vor einem Jahr.

Roaming für das ganze Jahr

Wer nur einmal im Jahr zwei Wochen Ferien macht, kann bei einigen wenigen Providern Roaming-Pakete kaufen, die bereits nach kurzer Zeit ablaufen. Oft haben solche Pakete eine Gültigkeitsdauer von rund 30 Tagen oder weniger. Fast alle Anbieter haben jedoch Pakete im Angebot, die ein ganzes Jahr lang gültig sind. In der Auswertung von moneyland.ch fahren Kundinnen und Kunden in etwa der Hälfte der Fälle mit einem Jahrespaket günstiger. In den anderen Fällen beinhaltet die günstigste Variante hingegen gar kein Jahrespaket oder es handelt sich um eine Kombination von einem Jahrespaket mit einer kurzfristig laufenden Option.

Für den Vergleich hat moneyland.ch ausgerechnet, wie viel eine Person zahlt, die zwei Wochen Sommerferien, eine Woche Herbstferien und zwei viertägige Städtereisen in beliebigen EU-Ländern macht. Dabei nutzt sie insgesamt 6 GB Datenroaming und telefoniert insgesamt 120 Minuten lang. Die einzigen Anbieter, bei denen das Roaming während dieser vier Auslandsaufenthalte weniger als 100 Franken kostet, sind Mucho und Yallo Swype (Tabelle 2).

Bei Swisscom sind es 111.60 Franken, bei Sunrise 165.20 Franken. Bei Salt liegen die Roaming-Kosten zwischen 133.90 und 367.90 Franken, je nachdem, in welche Länder man reist und ob man ein Abo oder Prepaid-Angebot nutzt.

Tabelle 2: Günstigste Anbieter (vier Auslandsaufenthalte)

Sämtliche Anbieter sowie die Berechnungsgrundlagen sehen Sie in den separaten Tabellen.

Am höchsten sind die Roamingkosten für Prepaid-Kundinnen und -Kunden von Talk Talk mit über 6100 Franken. «Das ist allerdings nur ein theoretischer Wert», gibt Beyeler zu bedenken. Denn wer ein Prepaid-Angebot hat, kann nur so lange Roaming nutzen, bis das Guthaben aufgebraucht ist.

Was kostet reines Datenroaming?

Für viele Schweizerinnen und Schweizer spielen Telefongespräche im Ausland keine Rolle – ihnen ist vor allem wichtig, dass sie im Ausland überall surfen können. Darum vergleicht moneyland.ch auch die Kosten für reine Datenpakete. Im neuen Datenroaming-Rechner können Konsumentinnen und Konsumenten zudem selbst ihr Reiseland auswählen und erfahren dann, welche Pakete erhältlich sind.

Bei den günstigsten Anbietern Digitec, Digital Republic und Teleboy kostet ein 1-GB-Paket mit einer Gültigkeit von einem Jahr für Daten in EU-Ländern rund 10 Franken (Tabelle 3). Alle drei Anbieter haben kürzlich die Preise für das Datenroaming-Paket gesenkt. Bei anderen Anbietern hingegen waren Preissenkungen für Datenroaming in EU-Ländern kein Thema.

Tabelle 3: Günstigste Anbieter (Datenroaming-Pakete)

Sämtliche Anbieter sowie die Berechnungsgrundlagen sehen Sie in den separaten Tabellen.

Bei vielen Anbietern kostet ein 1-GB-Paket rund 15 Franken, beispielsweise bei Sunrise und Swisscom. Bei Salt sind es je nach Land 24.95 Franken oder 39.95 Franken, das Datenvolumen beträgt allerdings 1.5 GB.

Einige Anbieter haben auch grössere Jahrespakete im Angebot, bei denen das Datenroaming pro GB umgerechnet günstiger ist. Diese Pakete beinhalten zwischen 3 und 12 GB. «Bei diesen grösseren Paketen besteht immer die Gefahr, dass Konsumentinnen und Konsumenten für Daten zahlen, die sie am Ende gar nicht brauchen», gibt Beyeler zu bedenken.

Am günstigsten ist Datenroaming pro GB im grossen Jahrespaket bei Sunrise mit 7.79 Franken, gefolgt von Salt und Lidl mit 8.13 Franken (diese Pakete sind allerdings nicht in allen EU-Ländern gültig) sowie Swisscom mit 8.78 Franken.

Was kostet Datenroaming ausserhalb Europas?

Besonders grosse Preisunterschiede gibt es für Personen, die in Länder ausserhalb der EU reisen. Auch Personen, die in bestimmten EU-Ländern wie etwa Kroatien Ferien machen, müssen aufpassen: Denn diese Länder gehören bei manchen Providern nicht zur Europa-Zone. moneyland.ch hat die Kosten für 1 GB Datenroaming in 14 ausgewählten Ferienländern verglichen. Die detaillierten Ergebnisse sehen Sie in der separaten Tabelle.

Welcher Anbieter der günstigste ist, hängt stark vom Reiseziel ab. So erhalten Kundinnen und Kunden mit einem Digitec-Abo beispielsweise für 9.90 Franken 1 GB Datenroaming in Kanada, Kroatien, der Türkei und den USA. Das ist der günstigste Preis in diesen Ländern. Der Grund: «Bei Digitec gilt in der Türkei und in Nordamerika der gleiche Preis für Datenroaming wie in den EU-Ländern – und in den EU-Ländern ist dieser Anbieter der günstigste», so Beyeler. Wer bei Digitec hingegen 1 GB Datenroaming für Vietnam benötigt, muss 780 Franken hinblättern.

Ähnlich ist es beim Branchenprimus: In vielen Ländern, darunter Albanien, Kosovo und Thailand, bietet Swisscom das günstigste Datenpaket für 19.90 Franken. Wer allerdings nach Kuba reist, zahlt bei Swisscom 9990 Franken für 1 GB. «Swisscom bietet in Kuba nur ein Datenpaket mit winzigen 10 MB – und das kostet 99.90 Franken», erklärt Beyeler. Der Experte gibt jedoch zu bedenken, dass dieser Preis nur theoretisch sei. «In der Regel wird den Kunden das Roaming automatisch gesperrt, sobald einige Hundert Franken oder die persönlich gesetzte Limite erreicht wurde.»

Tabelle 4: Das kostet 1 GB Datenroaming in typischen Ferienländern

Sämtliche Anbieter sowie die Berechnungsgrundlagen sehen Sie in den separaten Tabellen.

«Die Unterschiede zwischen den Anbietern sind gewaltig», bilanziert Beyeler. In den meisten Ländern kostet 1 GB beim teuersten Anbieter vier- bis fünfzehnmal so viel wie beim günstigsten. Das ärgert den Telekom-Experten: «So hohe Preisunterschiede sind nicht zu rechtfertigen.» Alle Anbieter kaufen bei ausländischen Telekomfirmen Netzkapazitäten. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Einkaufskonditionen derart unterschiedlich sind», erklärt Beyeler und fordert: «Es ist höchste Zeit, dass die teuren Anbieter endlich ihre Konditionen verbessern.»

Viele Kunden zahlen zu viel

Sehr viele Kundinnen und Kunden zahlen zu viel, weil sie ein Abo mit Inklusiv-Roaming haben, aber nicht jeden Monat im Ausland unterwegs sind. Analysen von moneyland.ch zeigen, dass diese Abos in der Regel für typische Ferienreisende wesentlich teurer sind als wenn sie ein Abo für die Nutzung in der Schweiz haben und jeweils vor den Ferien die passenden Optionen und Pakete kaufen. In seltenen Fällen – insbesondere im Rahmen von sehr günstigen Aktionsangeboten – kann es jedoch sein, dass sich ein Abo mit Inklusiv-Roaming lohnt.

Weitere Informationen:
Detaillierte Tabellen (PDF)
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Tipps zum Datenroaming
Tipps zur Telefonie im Ausland