Zürich, 4. Juli 2023 – Die Sommerferien stehen vor der Tür. Auch in Ferienzeiten ist das Smartphone ein ständiger Begleiter. Bei der Nutzung des Smartphones im Ausland kann es jedoch zu bösen Überraschungen kommen. Telekom-Experte Ralf Beyeler vom Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat deshalb die aktuellen Roaming-Angebote der Schweizer Telekom-Anbieter analysiert.
«Kundinnen und Kunden sollten sich unbedingt vor der Reise bei ihrem Mobilfunk-Anbieter über Datenroaming-Pakete, Roaming-Pakete und Roaming-Optionen informieren», empfiehlt Telekom-Experte Ralf Beyeler von moneyland.ch. Denn sonst kann es immer noch passieren, dass im Ausland innert wenigen Minuten Kosten von mehreren Hundert Franken anfallen und das Roaming für den Rest der Ferien gesperrt wird.
Aufgepasst: Abzocker-Falle
Viele Mobilfunkanbieter haben ihre Angebote inzwischen so verändert, dass Kundinnen und Kunden beim Internetzugang kaum noch in die Roaming-Falle tappen können. Doch vor allem beim Telefonieren können je nach Anbieter durchaus immer noch hohe Kosten entstehen: Ein einstündiges Telefonat in einem EU-Land kann durchaus 120 Franken kosten, mit einer Option hingegen nur 18 Franken. Immer noch ein stolzer Preis, aber immerhin 85 Prozent weniger.
Telefonieren im Ausland kann teuer sein
Gemäss der offiziellen Roamingstatistik des Bundesamtes für Kommunikation Bakom haben im Jahr 2022 29.5 Prozent aller Kundinnen und Kunden, die Roaming genutzt haben, zum Standardtarif telefoniert. Das ist eine Gesprächsdauer von 36 Millionen Minuten. Je nach Anbieter ist der Standardtarif bis zu zehnmal höher als ein günstiger Optionstarif. «Viele Kundinnen und Kunden lassen sich von ihren Providern im Ausland immer noch abzocken. Gemäss der Schätzung von moneyland.ch zahlten die Kundinnen und Kunden damit im Jahr 2022 etwa 30 Millionen Franken zu viel als notwendig», erklärt Ralf Beyeler.
Beispielkunden im Vergleich
Wie in den vergangenen Jahren hat der Online-Vergleichsdienst auch dieses Jahr einen Vergleich zwischen den verschiedenen Schweizer Mobilfunk-Providern erstellt. Der erste Vergleich (siehe Tabelle 1) berücksichtigt die Gesamtkosten für Kunden, die innerhalb eines Jahres zwei Wochen Sommerferien, eine Woche Herbstferien und zwei viertägige Städtereisen machen. Alle Reisen finden in einem beliebigen EU-Land statt. Während der insgesamt 29 Ferientagen nutzen die Beispielkunden insgesamt 6 Gigabyte Datenroaming und telefonieren während 120 Minuten. Kurzfristige Aktionsangebote wurden nicht berücksichtigt.
Swisscom beim Roaming in allen EU-Ländern am günstigsten
Swisscom ist für die Beispielkunden mit 86.60 Franken der günstigste Anbieter beim Roaming in allen EU-Ländern. Es folgen Aldi Suisse Mobile (Abo) mit 89.60 Franken und Digital Republic mit 100 Franken. Teurer sind die Billigmarken Yallo und Lebara mit 170 Franken sowie Sunrise mit 180.80 Franken.
Einige Anbieter verlangen nicht in allen EU-Ländern die gleichen Roamingtarife: So ist Mucho Mobile in einigen EU-Ländern mit 82.80 Franken günstig, in anderen EU-Ländern mit 229.80 Franken aber auch deutlich teurer als die meisten Konkurrenten. Auch Salt hat je nach EU-Land unterschiedliche Preise: Salt ist ein relativ teurer Anbieter mit Roaming-Kosten zwischen 133.90 und 367.90 Franken je nach EU-Land und Abo- oder Prepaid-Angebot.
Swisscom wurde günstiger, Sunrise teurer
Interessant ist auch ein Blick auf die Veränderungen gegenüber den Vorjahren. Kundinnen und Kunden von Digital Republic (minus 70 Franken) und Swisscom (minus 25 Franken) kommen im Vergleich zum Sommer 2022 deutlich günstiger weg. Beide Anbieter haben ihre Roaming-Preise deutlich attraktiver gestaltet. Im Gegensatz zu Sunrise: Kundinnen und Kunden des zweitgrössten Schweizer Mobilfunk-Anbieters zahlen 15.50 Franken mehr als im Sommer 2022. Sunrise hat die Preise erhöht, obwohl der Provider bereits im letzten Jahr im Mittelfeld lag.
Was kostet reines Datenroaming in den EU-Ländern?
Telefongespräche via Mobilfunknetz sind für viele Konsumentinnen und Konsumenten immer unwichtiger. Besonders wichtig ist vielen, dass sie auch im Ausland immer und überall auf das Internet zugreifen können. Wie wichtig Datenroaming geworden ist, bestätigt auch ein Blick in die offizielle Roaming-Statistik des Bundesamtes für Kommunikation Bakom: Im gesamten Jahr 2022 haben alle Kundinnen und Kunden der Schweizer Mobilfunk-Anbieter fast 54 Millionen Gigabyte Daten über ausländische Mobilfunknetze übertragen. Mit fast 51 Millionen Gigabyte entfällt der grösste Teil davon auf die Länder der EU, des EWR und Grossbritanniens.
Aus diesem Grund hat moneyland.ch auch die Kosten der reinen Datenpakete für die EU-Länder verglichen. Die günstigsten Anbieter Galaxus Mobile, Digital Republic und Teleboy offerieren ein Paket mit einem Gigabyte Datenroaming in allen EU-Ländern mit einer Gültigkeit von einem Jahr für rund 10 Franken (siehe Tabelle 2). Bei einem Datenvolumen von 3 GB und 10 GB ist Digital Republic mit einem Preis von 20 beziehungsweise 50 Franken mit deutlichem Abstand der günstigste Anbieter. Der jeweils zweitgünstigste Anbieter ist 45 Prozent beziehungsweise knapp 20 Prozent teurer.
Im Vergleich zu den Angeboten vor einem Jahr hat sich bei den Datenroaming-Paketen für den Internetzugang in der EU vergleichsweise wenig verändert: Erwähnenswert ist die Einführung von zwei neuen Datenroaming-Angeboten von Digital Republic, mit denen der Anbieter die Preisführerschaft bei Datenvolumen von 3 und 10 Gigabyte übernommen hat. Marktführer Swisscom hat den Preis für das 10-Gigabyte-Paket um ein Drittel von 89.90 Franken auf 59.90 Franken gesenkt. Teurer wird es hingegen bei Sunrise: Für 3 Gigabyte Datenvolumen bezahlt der Sunrise-Kunde neu 49.90 Franken, also 10 Franken mehr. Für 10 Gigabyte Datenvolumen sind es 99.80 Franken, also 20 Franken mehr. Eine saftige Preiserhöhung von jeweils 25 Prozent.
Das günstigste Datenroaming ausserhalb der EU
Wer seine Ferien ausserhalb der EU verbringt, muss mit grossen Preisunterschieden rechnen. Aber auch in einigen EU-Ländern kann es teurer sein: Kroatien zum Beispiel gehört bei Salt nicht zur günstigen Europa-Zone. Für 14 ausgewählte Ferienländer hat moneyland.ch die Kosten für 1 GB Datenroaming verglichen (siehe Tabelle 3).
Welcher Anbieter am günstigsten ist, hängt stark vom Reiseland ab. So kosten 1 GB Datenroaming in Kroatien, der Türkei, den USA und Kanada bei den drei Providern Digital Republic, Galaxus Mobile und Teleboy mit je rund 10 Franken am wenigsten. Galaxus Mobile bietet für gewisse Feriendestinationen ein eigenes Datenroaming-Paket an. Der günstigste Anbieter für 1 GB Datenroaming ist Galaxus Mobile damit in Montenegro und Thailand (je 10.90 Franken), Bosnien-Herzegowina und Serbien (je 12.90 Franken) sowie Albanien (14.90 Franken). Der Marktführer Swisscom offeriert ein Gigabyte Datenroaming im Kosovo und in Mazedonien (je 19.90 Franken) sowie in Kuba (seit 1. Juli 2023 49.90 Franken) am günstigsten. Für Tunesien und Vietnam ist Sunrise mit 29.80 Franken für ein Gigabyte Datenroaming am günstigsten.
Galaxus Mobile ist in acht der 14 Feriendestinationen am günstigsten, in anderen Ferienländern wie Mazedonien, Kuba und Vietnam aber deutlich teurer als viele Konkurrenten. Swisscom ist zwar nur in drei der 14 Ferienländer am günstigsten, bietet aber als einziger Anbieter in allen 14 untersuchten Feriendestinationen ein Gigabyte Datenroaming für weniger als 50 Franken an.
Preisrutsch in Kuba
Im Vergleich zum Sommer 2022 gab es einige Preissenkungen bei Datenroaming-Paketen ausserhalb Europas: So hat Galaxus Mobile – damals noch unter dem Namen Digitec Connect – im vergangenen Herbst die Preise für das Datenroaming in einigen Ferienländern massiv gesenkt. Statt 160 Franken kostet ein Gigabyte Datenroaming neu nur noch 10.90 bis 14.90 Franken. Auch in Kuba ist das Datenroaming für Swisscom-Kunden massiv günstiger geworden: Bis April 2023 kostete ein Gigabyte Datenroaming in Kuba theoretisch knapp 10’000 Franken. Seit Mai bezahlen Swisscom-Kunden dafür noch 59.90 Franken, seit Anfang Juli noch 49.90 Franken. Auch bei Quickline sind die Preise in vielen untersuchten Feriendestinationen gesunken: So kostet ein Gigabyte Datenroaming in Albanien, Bosnien-Herzegowina oder Serbien dieses Jahr nur noch 38 Franken statt 50 Franken wie vor einem Jahr.
Sehr grosse Kosten-Unterschiede
Bei der Analyse fallen auch in diesem Jahr die enormen Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern auf. «Im gleichen Land kann ein Gigabyte bei einem Anbieter 10 Franken kosten, bei einem anderen 20 Franken und bei einem dritten über 100 Franken», sagt Telekom-Experte Ralf Beyeler. «Die Kundinnen und Kunden hätten es in der Hand. Wenn sie konsequent wechseln würden, könnten die Anbieter keine überrissenen Preise mehr verlangen und müssten die Preise senken, um im Geschäft zu bleiben», ergänzt der Experte.
Spartipps vom Experten
Gemäss der Roaming-Statistik des Bundesamtes für Kommunikation Bakom enthalten mehr als 37 Prozent aller bei Schweizer Mobilfunkanbietern abgeschlossenen Handy-Abos Inklusiv-Roaming. Bei einigen Abos sind nur wenige Megabytes, bei anderen sind viele Gigabytes sowie Telefongespräche im Ausland inbegriffen. Insbesondere Handy-Abos mit vielen Inklusivleistungen sind für typische Ferienreisende viel zu teuer. Nur in wenigen Situationen kann sich ein Abo mit Inklusiv-Roaming lohnen. Ansonsten fahren Ferienreisende günstiger, wenn sie jeweils für die Nutzung im Ausland günstige Optionen und Pakete hinzubuchen.
Wer mehrmals im Jahr im Ausland unterwegs ist, sollte sich Pakete anschauen, die ein Jahr gültig sind. Die meisten Anbieter verkaufen solche Jahrespakete.
Viele weitere Tipps zum Daten-Roaming und Telefonieren im Ausland finden Konsumentinnen und Konsumenten in den Ratgeber-Artikeln auf moneyland.ch. Mit dem Datenroaming-Rechner können Kundinnen und Kunden herausfinden, welche Datenpakete für ihr Reiseland verfügbar sind.
Weitere Informationen:
Ausführliche Roaming-Tabellen (PDF)