Die Schweizer Zinslandschaft ist karg. Das gilt auch für Sparkonten in der Schweizer Vorsorge: Auf den Säule-3a-Sparkonten gibt es zurzeit nur noch einen Durchschnittszinssatz von 0.34%, auf Freizügigkeitskonten 0.13% pro Jahr. Immer mehr Vorsorgenehmer fragen sich deshalb, ob sich anstelle eines Vorsorgesparkontos ein Vorsorgefonds lohnen könnte.
Grosse Unterschiede bei Vorsorgefonds
moneyland.ch hat die Konditionen und Kosten von 62 Schweizer Vorsorgefonds verglichen (die tabellarische Übersicht können Sie sich am Ende des Artikels per E-Mail zustellen lassen).
Fazit: Schweizer Vorsorgefonds sind mit durchschnittlichen und ungewichteten Kosten von 1.17% pro Jahr verhältnismässig teuer (unter Berücksichtigung aller anfallenden Gebühren der verglichenen Fonds unabhängig von der Grösse und Strategie für 10 Jahre). Aufgrund der positiven Entwicklungen an den Aktienmärkten resultierte in den letzten fünf Jahren aber auch bei teureren Fonds eine deutlich höhere Nettorendite als bei Sparkonten. Das kann sich allerdings jederzeit wieder ändern.
Häufig interessieren sich Anleger in erster Linie für die vergangene Fonds-Performance. Das kann sich rächen: Während sich die Performance je nach Marktumfeld laufend ändert, werden die Gebühren unabhängig von der Marktentwicklung in Rechnung gestellt. Im Unterschied zur vergangenen Performance sind die Fondskosten ein prognostizierbarer Faktor.
Kosten von Vorsorgefonds im Vergleich
Die Total Expense Ratio (TER) oder Gesamtkostenquote ist in der Regel der wichtigste Gebührenfaktor und wird in Prozent des Anlagevermögens angegeben.
Beispiel: Eine TER von 1% bei einem Vorsorgefonds-Vermögen von 50'000 Franken schlägt mit 500 Franken pro Jahr zu Buche. Die TER der verglichenen Vorsorgefonds variieren von minimalen 0.33% bis zu maximalen 1.72% pro Jahr bei einem Durchschnitt von 0.94%. Dabei gilt die Faustregel, dass die TER mit zunehmendem Aktienanteil ansteigt. Die Bezeichnung «Total Expense Ratio» ist jedoch etwas irreführend, da je nach Anbieter weitere Kosten anfallen können.
Depotgebühren von Vorsorgefonds
Die Depotkosten der im Fonds enthaltenen Wertschriften sind in der TER-Kennzahl abgebildet. Was viele Anleger nicht wissen: Für das Verwahren der Vorsorgefonds können zusätzliche «externe» Depotgebühren anfallen, die nicht in der Total Expense Ratio inbegriffen sind. Beispiele sind Reichmuth & Co mit Depotgebühren von 0.1% pro Jahr, die Baloise Bank SoBa mit 0.2% pro Jahr, die Luzerner Kantonalbank mit 0.25% pro Jahr, die Zürcher Kantonalbank mit 0.3% pro Jahr, die Berner Kantonalbank mit 0.45% pro Jahr (mindestens 50 Franken) und Swisslife (beziehungsweise ihre Depotbank) mit 1% pro Jahr.
Ausgabe- und Rücknahmegebühren
Neben der TER und allfälligen Depotgebühren können so genannte Ausgabe- und Rücknahmekommissionen verrechnet werden. Sie fallen einmalig beim Kauf beziehungsweise Verkauf der Fonds an. Ausgabegebühren fallen zum Beispiel bei der Baloise (1%), der Berner Kantonalbank (bis 1.5%), der Luzerner Kantonalbank (0.4%), der Mobiliar (bis 2%), Raiffeisen (bis 1%), der Swiss Life (2% im Offline-Vertrieb) und der Zürcher Kantonalbank (0.65%) an. Rücknahmegebühren sind seltener: Sie werden unter anderem bei der Baloise (1%), Reichmuth & Co. (120 Franken) und der Zürcher Kantonalbank (0.65%) verrechnet.
Beispiel: Wenn Sie 50'000 Franken in einen Fonds mit 1% Ausgabe- und Rücknahmekommissionen investieren und sich denselben Betrag wieder auszahlen lassen, zahlen Sie alleine für diese einmaligen Gebühren 1000 Franken. Sowohl Ausgabe- als auch Rücknahmegebühren fallen umso stärker ins Gewicht, je kürzer die Anlagedauer ist.
Vorsorgefonds im Gesamtkostenvergleich
Wichtig ist ein Gesamtkostenvergleich, wie ihn moneyland.ch durchgeführt hat, und der neben der Total Expense Ratio auch Ausgabe-, Rücknahme- und Depotgebühren berücksichtigt.
Resultat: Im Durchschnitt kosten Schweizer Vorsorgefonds für ein Fondsvermögen von 100'000 Franken während zehn Jahren (unter der Annahme, dass das Fondsvermögen immer konstant bleibt) 11'650 Franken. Die teuersten Angebote weisen Gesamtkosten von 17'900 Franken aus, die günstigsten von 5'300 Franken. Die teuersten Vorsorgefonds kosten mehr als dreimal so viel wie die günstigsten.
Retrozessionen und weitere Gebühren
Neben den relevanten Gesamtkosten können je nach Anbieter weitere «Nebengebühren» – zum Beispiel für Kontoauszüge – in Rechnung gestellt werden. Auch verlangen manche Anbieter zusätzliche Gebühren für den Wechsel zu einer anderen Fondsstrategie oder zu einem anderen Fondsanbieter. Last but not least kennen einige Fondsanbieter immer noch Retrozessionen (Kickbacks), die dem Kunden zwar nicht direkt verrechnet werden, allerdings umstritten sind. Retrozessionen für Vorsorgefonds gibt es beispielsweise bei der Banque Cantonale Vaudoise, der Mobiliar und der PostFinance.
Performance-Zahlen im Vergleich
moneyland.ch hat die kumulierten (TER-bereinigten) Performance-Daten für 1 Jahr, 3 Jahre und 5 Jahre untersucht. Nicht enthalten in den publizierten Daten sind allerdings Ausgabe-, Rücknahme- und Depotgebühren. Dabei fällt auf, dass die Vorsorgefonds mit höheren Aktienanteilen besser abgeschnitten haben. Der Grund dafür ist einfach: Aktien haben in den letzten Jahren gut performt.
In den letzten fünf Jahren haben Schweizer Vorsorgefonds rückblickend eine durchschnittliche Performance von 7.56% (1 Jahr), 9.10% (3 Jahre kumuliert) und 23.21% (5 Jahre kumuliert) ausgewiesen. Dabei schwanken die Leistungen je nach Vorsorgefonds stark. So variiert die 5-jährige Performance je nach Fonds und Strategie zwischen -3.18% und rund 38%. Zum Vergleich: Der Swiss Market Index (SMI) weist im gleichen Zeitraum eine Performance von etwas mehr als 36% aus.
Je höher der Aktienanteil im Verhältnis zu «konservativeren» Instrumenten wie Obligationen, desto besser die Performance. Doch Achtung: Die vergangene Performance muss nicht mit der zukünftigen korrelieren. Wenn beispielsweise die Aktienmärkte wieder einbrechen, können die entsprechenden Vorsorgefonds jahrelang Verluste schreiben.
Mit den besten Vorsorgefonds der letzten Jahre profitieren Vorsorgenehmer zwar von höheren Gewinnchancen, gehen aber auch ein höheres Verlustrisiko ein. Gleichzeitig ist es so, dass die Verwaltungskosten von Anlagefonds mit zunehmendem Aktienanteil höher sind. Generell gilt für Vorsorgefonds: Ein Investment sollte aus Risikoüberlegungen nur mit einem längerfristigen Anlagehorizont erfolgen.
Aktive und passive Vorsorgefonds
Eine Mehrheit der Schweizer Vorsorgefonds sind immer noch aktiv verwaltete Fonds. Dabei sind passive Anlagelösungen via ETF im Durchschnitt deutlich kostengünstiger. So beträgt die Total Expense Ratio der untersuchten aktiv verwalteten Fonds durchschnittlich 0.99%, bei passiv verwalteten Vorsorgefonds sind es hingegen nur 0.69%. Aus finanzwissenschaftlicher Sicht gilt es ausserdem als erwiesen, dass aktive Strategien generell passiven Strategien unterlegen sind. Mit passiven Vorsorgefonds generieren die Banken weniger Einnahmen, weshalb sie weniger aktiv angepriesen werden.
Weitere Informationen:
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