Die Gerüchte lagen schon lange in der Luft. Nun hat Sunrise endgültig bestätigt, dass sie UPC Schweiz für 6.3 Milliarden Franken übernehmen werden. Vieles ist noch unklar – Ralf Beyeler beantwortet die wichtigsten Fragen nach dem aktuellen Stand der Informationen.
Welche Konsequenzen hat die Fusion für den Schweizer Telekom-Markt?
Mit einem Marktanteil von fast 20 Prozent ist Sunrise der zweitgrösste Telekom-Anbieter im Bereich Mobilfunk nach Swisscom. In den Bereichen Internet und Festnetz steht Sunrise mit einem Marktanteil von jeweils rund 10 Prozent allerdings nur an dritter Stelle.
Bei UPC verhält es sich umgekehrt: Im Mobilfunk-Bereich spielte UPC mit einem Marktanteil von nur rund 1 Prozent bislang keine wesentliche Rolle, ist allerdings in den Bereichen Internet und Festnetz nach Swisscom die Nummer Zwei.
Mit der Übernahme rückt Sunrise also auch in den Bereichen Internet und Festnetz näher an den Marktführer Swisscom heran.
Wird der Namen UPC bestehen bleiben?
Es ist davon auszugehen, dass die Marke UPC verschwinden wird.
Können bestehende Kunden ihre Angebote weiterhin nutzen?
Sowohl UPC- und auch Sunrise-Kunden werden ihre bestehenden Angebote weiterhin wie bis anhin nutzen können, ohne dass sie etwas tun müssen. Es wird aber auch neue Angebote geben. Diese neuen Angebote werden wahrscheinlich nur Kunden nutzen können, die sich bei Sunrise aktiv melden.
Was wird sich bezüglich der Internet- beziehungsweise Festnetz-Technologie ändern?
Für das «Internet zu Hause» hat Sunrise heute noch keine eigenen Leitungen zu den Kunden, sondern mietet diese von Swisscom und den Elektrizitätswerken. UPC hingegen bedient ihre Kunden in der Regel über eigene Koax-Leitungen.
Aus Kostengründen wird die neu fusionierte Sunrise versuchen, möglichst viele Kunden über das Koax-Netz anzuschliessen, damit die an Swisscom und Elektrizitätswerke bezahlten Mietgebühren reduziert werden können. Sunrise wird also bestehende Kunden anschreiben und diese zu überzeugen suchen, auf ein Angebot auf dem heutigen UPC-Netz zu wechseln.
Wird es für Konsumenten günstiger oder teurer?
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Abos günstiger werden. In erster Linie möchte Sunrise mit der Übernahme ihre Kostenstruktur verbessern, ihre Marge und damit ihren Gewinn optimieren. Bereits heute sind die Produkte der Hauptmarke Sunrise und die Produkte von UPC wesentlich teurer als die Produkte von kleineren Mitbewerbern.
Wir werden auf moneyland.ch rechtzeitig alle Produkte in unsere interaktiven Vergleiche integrieren und analysieren, sobald diese lanciert werden.
Wie werden sich die Angebote von UPC und Sunrise ändern?
Mittelfristig werden die Produkte der beiden Anbieter harmonisiert, das heisst es wird vermutlich nur noch je eine Produkt-Familie im Home-Bereich (Festnetz, Internet, TV) und im Mobilfunk-Bereich geben.
Kurzfristig wird es wohl nicht sofort zu Änderungen kommen. Die Fusion muss zuerst von den Behörden geprüft und bewilligt werden. Im Home-Bereich setzen Sunrise und UPC heute unterschiedliche Technologien ein. Sunrise kann die gleichen Produkte grundsätzlich über verschiedene Technologien anbieten. Es braucht aber eine gewisse Zeit, neue harmonisierte Angebote zu entwickeln.
Wird sich die Qualität des Kundendienstes mit der Fusion verändern?
Es ist eine Entscheidung der Geschäftsleitung, wie viel sie in den Kundendienst investieren möchte. Gerade im Hinblick auf den Konkurrenzkampf mit dem Marktführer Swisscom ist die neue Sunrise natürlich gut beraten, beim Kundendienst keine Abstriche zu machen. moneyland.ch führt regelmässig Kundenzufriedenheits-Umfragen durch. Gerne werden wir dann über mögliche Änderungen nach der Fusion berichten.
Werden Kunden aufgrund der Fusion von UPC oder Sunrise abwandern?
Wie bei jeder Fusion wird es sicher Sunrise- und UPC-Kunden geben, die ihren Anbietern wechseln möchten. Allerdings dürfte es mit einer gelungenen Kommunikation nicht zu einer Abwanderungswelle kommen. Ausserdem ist davon auszugehen, dass Sunrise die Kunden nicht dazu zwingen wird, die UPC-Infrastruktur zu nutzen, wenn dies die Kunden nicht wünschen.
Kommt Swisscom jetzt in Bedrängnis?
Swisscom wird vorerst wenig befürchten müssen. Auch nach der Fusion bleibt Swisscom mit Abstand der grösste Telekom-Anbieter der Schweiz. Swisscom hat eine sehr grosse Kundenbasis, für die ein Wechsel des Telekom-Anbieters nicht in Frage kommt.
Solange dies so ist, muss sich Swisscom nicht anstrengen. Die Preise im Schweizer Telekom-Markt bleiben damit leider hoch. Bereits heute lohnt es sich, die Angebote für Handy-, Internet-, Festnetz- und TV-Abos zu vergleichen. In den meisten Fällen sind Angebote von kleineren Anbietern attraktiver als diejenigen von Swisscom, Sunrise und UPC.
Weitere Informationen:
Handy-Abos im interaktiven Vergleich
Internet-Abos
TV-Abos
Festnetz-Abos