Der «Tiers garant» (TG) ist die Standard-Methode der Rechnungsstellung im schweizerischen Krankenversicherungs- und Gesundheitswesen.
«Tiers» meint im Französischen «der Dritte» und ist eine Anspielung auf die drei wichtigsten Akteure im System der Krankenversicherungen. Erstens gibt es den Versicherten, zweitens den Leistungserbringer – also den Arzt, Therapeuten oder Apotheker – und drittens die Krankenversicherung.
Im Rahmen eines «Tiers garant» stellt der Arzt dem Patienten die Rechnung zu. Der Patient kann die Rechnung prüfen und diese anschliessend per Post an seine Krankenkasse weiterleiten. Der Patient muss die Arzt-Rechnung direkt selbst begleichen.
Die Krankenkasse prüft die Arzt-Rechnung und erstattet dem Patienten gegebenenfalls den Rechnungsbetrag zurück (nach einem allfälligen Abzug der gewählten Franchise und des Selbstbehalts von 10%). In diesem Fall «garantiert» die Krankenkasse sozusagen die Rückzahlung an den Patienten.
Vorteile des Tiers garant:
- Patienten nehmen eine aktive Rolle ein. So können sie die Arzt-Rechnung vorgängig nochmals kontrollieren. Im Fall eines Tiers payant müssten Patienten im Nachhinein mit der Krankenkasse Kontakt aufnehmen, sollte etwas mit der Rechnung nicht in Ordnung sein.
- Datenschutz: Patienten müssen die Rechnung nicht an die Krankenkasse weiterleiten. Das kann zum Beispiel im Fall einer hohen Franchise der Fall sein. Oder wenn die Patienten nicht möchten, dass Drittpersonen von der Behandlung erfahren.
Nachteile des Tiers garant:
- Patienten müssen die Arzt- oder Apotheken-Rechnung per Post an die Krankenkasse zustellen und die Rechnung selbst begleichen. Das ist ein administrativer Mehraufwand.
- Die Kosten werden den Patienten zwar von der Krankenkasse zurückerstattet. Das Problem: Gerade Billigkassen verzögern die Rückerstattung um bis zu drei Monate. Bei hohen Rechnungen können weniger zahlungskräftige Patienten in Zahlungsschwierigkeiten kommen. In diesem Fall müssen die Patienten die Apotheke oder den Arzt um einen Zahlungsaufschub bitten. Das ist mühsam und kann erniedrigend sein.
Im Rahmen des «Tiers payant» stellt der Arzt oder die Apotheke im Unterschied zur Methode des «Tiers garant» die Rechnung direkt der Krankenkasse zur Begleichung zu.
Die Krankenversicherungen bevorzugen aufgrund des geringeren Administrationsaufwands im Allgemeinen die Methode des Tiers garant als Zahlungsmethode. Schätzungen gehen davon aus, dass Patienten 15 Prozent aller Arztrechnungen via Tiers garant nicht an die Krankenkasse weiterleiten.
Konsumentenschützer kritisieren die Tiers-garant-Methode bei Krankenkassen, welche die Rückerstattung der Rechnung an die Patienten verzögern.
Weitere Informationen:
Tiers payant
Tiers soldant
Zahlungsmethoden bei Krankenkassen
Krankenkassen-Vergleich
Vergleich der ambulanten Zusatzversicherungen
Vergleich der Spitalzusatzversicherungen
Billigkassen in der Schweiz