Schon vor einem Jahr gab das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen starken Prämienanstieg bekannt: Im Durchschnitt verteuerten sich die Krankenkassenprämien in der obligatorischen Grundversicherung von 2023 gegenüber 2022 um 6.6 Prozent. Auf den Prämienschock vom letzten Jahr folgt nun ein noch grösserer: Für 2024 kündigt das BAG einen Prämienanstieg von 8.7 Prozent an.
Kantone sind vom Prämienschock unterschiedlich betroffen
Besonders stark betroffen vom Prämienanstieg sind die Kantone Tessin (10.5 Prozent), Zug (10.2 Prozent) und Appenzell Ausserrhoden (10.1 Prozent) mit jeweils über 10 Prozent. Auffällig ist auch, dass sich unter den zehn Kantonen mit einem überdurchschnittlichen Prämienanstieg von über 9 Prozent alle vier ausschliesslich französischsprachigen Kantone (Genf, Jura, Neuenburg und Waadt) sowie das teilweise französischsprachige Freiburg befinden. «Für die Westschweiz ist der Prämienschock besonders schmerzhaft, da die Prämien hier bereits vor der aktuellen Erhöhung deutlich höher waren als in der Deutschschweiz», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.
Am geringsten fällt der Anstieg in den Kantonen Appenzell Innerrhoden und Basel-Stadt mit je 6.5 Prozent aus, gefolgt von Obwalden mit 6.7 Prozent. Alle anderen Kantone verzeichnen einen Prämienanstieg von mehr als 7 Prozent.
Bei den drei Altersgruppen zeigt sich ein einheitlicheres Bild: Sowohl bei den Erwachsenen ab 26 Jahren als auch bei den jungen Erwachsenen (zwischen 18 und 26 Jahren) steigen die Prämien um 8.6 Prozent. Bei den Kindern fällt der Anstieg mit 7.7 Prozent etwas geringer aus.
Wer wechselt, kann trotzdem sparen
Zwar müssen Schweizerinnen und Schweizer für das kommende Jahr mit durchschnittlich steigenden Prämienkosten rechnen. «Wenn Versicherte aber bereit sind, zu einer günstigeren Krankenkasse und in ein günstigeres Sparmodell zu wechseln, können sie ihre Kosten gegenüber dem Vorjahr trotz steigender Durchschnittsprämien in vielen Fällen senken», sagt Felix Oeschger, Analyst bei moneyland.ch.
Für 2024 beträgt das durchschnittliche Sparpotenzial für Erwachsene (Differenz aus durchschnittlicher und günstigster Prämie) bei einem Wechsel zur günstigsten Kasse und zum günstigsten Sparmodell gemäss einer Schätzung von moneyland.ch rund 65 Franken pro Monat. Dieser Betrag liegt deutlich über dem durchschnittlichen Prämienanstieg für Erwachsene von 33.80 Franken pro Monat. Für jüngere Versicherte sieht die Lage ähnlich aus.
Beispiele für das maximales Sparpotenzial
Zusätzlich zum durchschnittlichen Sparpotenzial von 65 Franken pro Monat hat moneyland.ch das maximale Sparpotenzial, also die Differenz zwischen der teuersten und günstigsten Prämie für zwei Beispiele berechnet. In der untenstehenden Tabelle ist das maximale Sparpotenzial für eine Einzelperson und eine Familie mit zwei Kindern aufgeführt, jeweils für die Städte Basel, Genf und Zürich. Es wird jeweils angenommen, dass alle Personen die tiefste Franchise (300 Franken bei Erwachsenen, 0 bei Kindern) haben.
Tabelle: Maximales Sparpotenzial 2024 pro Monat
|
Ort |
Min. Prämien |
Max. Prämien |
Sparpotenzial |
Einzelperson
Jahrgang: 1980 |
Basel |
CHF 510.10 |
CHF 726.35 |
CHF 216.25 |
Genf |
CHF 507.30 |
CHF 895.90 |
CHF 388.60 |
Zürich |
CHF 444.60 |
CHF 663 |
CHF 218.40 |
Familie
Jahrgänge: 1980, 1980, 2007, 2003 |
Basel |
CHF 1569.60 |
CHF 2283.90 |
CHF 714.30 |
Genf |
CHF 1580.40 |
CHF 2687.70 |
CHF 1107.30 |
Zürich |
CHF 1367.20 |
CHF 2055.20 |
CHF 688 |
Ein Beispiel: Eine Einzelperson in der Stadt Zürich mit der teuersten Versicherung könnte rund 218 Franken pro Monat beziehungsweise 2621 Franken pro Jahr sparen, wenn sie zur günstigsten Krankenkasse und ins günstigste Modell wechseln würde. Bei der Beispielfamilie sind es gar 688 Franken pro Monat beziehungsweise 8256 Franken pro Jahr. Und darin ist ein Wechsel zu einer höheren Franchise noch nicht einberechnet.
Zusätzliches Sparpotenzial mit der richtigen Franchise
In vielen Fällen hilft auch die Optimierung der Franchise, um Prämien einzusparen. Dabei hilft folgende Faustregel: «Erwachsene Versicherte mit jährlichen Gesundheitskosten unter 1900 Franken fahren mit der höchsten Franchise in der Regel am günstigsten», sagt Oeschger. Für Versicherte mit höheren Gesundheitskosten ist meistens die tiefste Franchise (300 Franken) optimal. Die Franchisen dazwischen lohnen sich im heutigen System nie.
Weitere Spartipps finden Sie in unserem Ratgeber.
Methodik
Das maximale Sparpotenzial wurde unter der Annahme berechnet, dass alle Versicherten die tiefste Franchise (300 Franken) haben. Für die minimalen und maximalen Prämien wurden alle Versicherungsmodelle berücksichtigt. Prämien wurden ohne Unfalldeckung berechnet, ausser bei den beiden Kindern der Familie.