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News: Telekom

Grosse Preisunterschiede bei TV-Abos

30. Oktober 2019 - Ralf Beyeler

Der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat die Kosten und Leistungen von Schweizer TV-Abos untersucht. Resultat: Es gibt grosse Anbieter-Unterschiede bei den Kosten und Leistungen. In vielen Fällen ist es günstiger, TV- und Internet-Abos separat abzuschliessen.

TV-Abos sind in der Schweiz nach wie vor beliebt. Mit der Auswahl des richtigen TV-Abos sind allerdings viele Konsumenten überfordert. Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim unabhängigen Online-Vergleichsdienst moneyland.ch, hat die wichtigsten Schweizer TV-Abos unter die Lupe genommen.

moneyland.ch hat für die Vergleichsstudie die Gesamtkosten für das erste Jahr anhand von vier Nutzerprofilen berechnet. Die Nutzerprofile unterscheiden sich bezüglich der folgenden Punkte: Ansprüche an die Bildqualität, eingesetzte Endgeräte, Senderanzahl sowie zeitversetztes Fernsehen wie Replay-TV und Kapazität des Recorders.

Viele TV-Abos sind nur in Kombination mit einem Internet-Abo des gleichen Anbieters oder im Rahmen eines Kombi-Angebots erhältlich. Daher sind einerseits die Kosten für ein TV-Abo über einen beliebigen Internet-Anschluss und andererseits die Kosten für ein TV-Abo in Kombination mit einem Internet-Anschluss beim gleichen Anbieter mit mindestens 20 Mbit/s verglichen worden. Die Datengrundlage lieferte der interaktive TV-Abo-Vergleich auf moneyland.ch.

Erstes Profil im Vergleich: «Wenige SD-Sender»

Das erste Nutzungsprofil richtet sich an Kunden ohne Ansprüche an ihr TV-Abo. Diese geben sich mit den gängigen TV-Sendern in der schlechten SD-Qualität zufrieden. Sie sehen sich die Sendungen am Fernsehgerät, am Computer, am Laptop, mit dem Tablet oder dem Smartphone zum Ausstrahlungszeitpunkt an.

Für dieses «anspruchslose» Nutzungsprofil gibt es einige kostenlose TV-Abos. Darunter sind kostenlose Angebote der Internet-TV-Provider Teleboy, Wilmaa und Zattoo sowie vom Telekom-Unternehmen Swisscom. Bei Teleboy, Wilmaa und Zattoo sind einige Sender beim kostenlosen Angebot sogar in HD-Auflösung verfügbar. Etwas teurer ist das Angebot «TV neo» von Sunrise mit Kosten von 60 Franken im ersten Jahr.

Kombi-Angebote sind für dieses Nutzungsprofil nicht sinnvoll. «Kombi-Produkte sind viel teurer, als wenn die Kunden ein kostenloses TV-Abo mit seinem separat gekauften Internet-Anschluss nutzen», so Telekom-Experte Ralf Beyeler von moneyland.ch. In der Praxis ist es denn auch so, dass kaum ein Kunde mit diesem Nutzungsprofil ein Kombi-Angebot abschliesst.

Zweites Profil im Vergleich: «Beliebte HD-Sender»

Das zweite Nutzungsprofil richtet sich an Kunden, welche beliebte Sender in HD-Qualität wünschen, jedoch kein zeitversetztes Fernsehen wie einen Recorder, Live-Pause oder Replay-TV benötigen. Sie schauen sich die TV-Sendungen über ein TV-Gerät an, entweder direkt oder über eine zusätzliche Box (Set-Top-Box, Apple TV, Android TV).

Am günstigsten unter den Internet-Streaming-Angeboten ist für dieses Profil das Premium-Abo von Zattoo mit Kosten von 110 Franken im ersten Jahr. Fast gleich teuer ist Wilmaa mit Kosten von 116.10 Franken im ersten Jahr (als Spezialangebot via moneyland.ch).

Bei den TV-Angeboten, die im Kombi-Paket mit einem Internet-Abo (mit mindestens 20 Mbit/s) angeboten werden, ist das Angebot von iWay mit 492 Franken im ersten Jahr am günstigsten. Dieses Angebot wird allerdings nur in einigen Städten wie zum Beispiel Zürich oder Bern angeboten. Das günstigste Angebot, dass schweizweit angeboten wird, stammt von Teleboy und kostet 540 Franken im ersten Jahr.

Die Preisunterschiede sind erstaunlich: Je nach Anbieter bezahlen die Kunden fast doppelt so viel. Der Grund für die Unterschiede ist auch der Umstand, dass einige Anbieter nur Produkte mit vielen Funktionen im Angebot haben.

Drittes Profil im Vergleich: «Beliebte HD-Sender mit zeitversetztem Fernsehen»

Das dritte Nutzungsprofil richtet sich an Kunden, welche beliebte Sender in HD-Qualität mit zeitversetztem Fernsehen wünschen. Die Minimalanforderungen: Replay-TV für 7 Tage und Recorder im Umfang von 100 Stunden.

Am günstigsten unter den Internet-Streaming-Angeboten sind für dieses Profil «Zattoo Premium» mit 110 Franken im ersten Jahr und Wilmaa mit 116.10 Franken im ersten Jahr (Spezialangebot via TV-Abo-Vergleich moneyland.ch).

Bei den Angeboten, die als Kombi-Paket gemeinsam mit einem Internet-Abo angeboten werden, ist ein Angebot von Teleboy mit 540 Franken im ersten Jahr am günstigsten. Bei Swisscom bezahlt der Kunde mit 1139 Franken im ersten Jahr mehr doppelt so viel. Auch bei Sunrise betragen die Kosten 1020 Franken im ersten Jahr. Im Rahmen einer befristeten Aktion (vorerst bis 3. November) bezahlt der Sunrise-Neukunde derzeit aber nur 720 Franken im ersten Jahr.

Viertes Profil im Vergleich: «Viele HD-Sender mit zeitversetztem Fernsehen»

Das vierte Nutzungsprofil richtet sich an besonders anspruchsvolle Kunden, welche viele Sender in HD-Qualität mit zeitversetztem Fernsehen wünschen. Die Minimalanforderungen: Replay-TV für 7 Tage und Recorder im Umfang von 500 Stunden.

Am günstigsten unter den Internet-Streaming-Angeboten sind für dieses Profil «Zattoo Premium» mit 110 Franken im ersten Jahr. Sunrise bietet für diese Profilkunden ein TV-Abo für 240 Franken im ersten Jahr an.

Bei den TV-Angeboten, die im Rahmen eines Kombi-Pakets verkauft werden, ist ein Angebot von iWay am günstigsten. In einigen Städten wie Zürich oder Winterthur kostet das Abo 552 Franken im ersten Jahr, schweizweit wird das Abo für 669 Franken im ersten Jahr angeboten.

Unterschiedliche Senderangebote

Auch bei den Leistungen der verschiedenen TV-Abos gibt es grosse Unterschiede. So gibt es grosse Unterschiede beim Senderangebot. Bei einigen TV-Abos gibt es gar keine Sender in HD-Qualität. Viele Angebote offerieren ungefähr 60 Sender in HD-Auflösung. Am meisten HD-Programme erhalten die Kunden mit dem Abo «TV L» von Swisscom, nämlich 160 Sender.

Unterschiede bei den Empfangsgeräten

Die meisten Anbieter ermöglichen den TV-Empfang über die Set-Top-Box sowie via App mit Smartphones oder Tablets. Erst wenige Anbieter ermöglichen in der Schweiz den Empfang via Apple-TV-Box oder Android-TV. Vor allem Anbieter, welche TV-Abos über einen beliebigen Internet-Anschluss offerieren, ermöglichen die Nutzung via Apple-TV-Box.

Unterschiede beim zeitversetzten Fernsehen

Grosse Unterschiede gibt es auch bei der Kapazität der Recorder. Das grosszügigste Angebot bietet das TV-Abo «Friends & Family» von Wilmaa mit insgesamt 6000 Stunden Aufnahmekapazität. Bei einigen anderen Anbietern sind Recorder mit mehr als 1000 Stunden üblich. Doch es gibt auch Angebote ohne Recorder oder nur 20 Stunden Aufnahmezeit.

Weniger ausgeprägt sind die Unterschiede beim Replay-TV: Bei den meisten Angeboten gibt es entweder für die letzten 7 Tage oder aber gar kein Replay-TV. Nur bei wenigen Angeboten sind die Sendungen der vergangenen 30 Stunden via Replay-TV verfügbar.  

TV-Streaming-Abos ohne Internet-Abos günstiger

Bei der Analyse fällt auf, dass TV-Streaming-Angebote über einen beliebigen Internet-Anschluss («OTT-Angebote») deutlich günstiger sind als Kombi-Angebote mit TV und Internet. Selbst wenn die Kosten für einen günstigen Internet-Anschluss (mit Kosten von ungefähr 400 Franken im ersten Jahr) zu den Kosten der TV-Streaming-Abos addiert werden, sind viele Kombi-Angebote noch massiv teurer. Erstaunlicherweise bieten viele TV-Streaming-Abos auch mehr Leistung als manche TV-Abos, die im Rahmen von teureren Kombi-Paketen verkauft werden.

Angebote mit beschränkten Leistungen

Die bei einigen Angeboten bescheidenen Leistungen führen dazu, dass einige Angebote nicht für alle Nutzungsprofile angezeigt werden können. So sind beim TV-Angebot von Solnet zahlreiche beliebte TV-Sender wie RTL, Sat.1 und ProSieben nur in der schlechten SD-Auflösung empfangbar, nicht jedoch in der hochauflösenden HD-Auflösung. Bei green.ch bietet der Recorder nur eine Kapazität von 20 Stunden und damit eine zu geringe Leistung. Auch Wingo (100 Stunden) und GGA Maur (200 Stunden) fallen beim vierten Nutzungsprofil aus dem Vergleich, weil die Kapazität des Recorders zu gering ist.

Viele Anbieter noch nicht im Netflix-Zeitalter angekommen

Der TV-Konsum ist zwar auch im Netflix-Zeitalter ein Bedürfnis von vielen Konsumenten. Allerdings erwarten immer mehr Kunden, dass Sie TV-Inhalte so konsumieren können, wie sie es auf Netflix oder YouTube gewohnt sind. Das bedeutet: Streaming über einen beliebigen Internet-Anschluss (OTT) und einem beliebigen Gerät, Bezahlung eines monatlichen Pauschalpreises mit der Kreditkarte und Kündigungsmöglichkeit innerhalb eines Monats.

«Erstaunlicherweise ignorieren viele Schweizer Anbieter diese Kundenwünsche. Erst wenige Anbieter bieten ein TV-Abo nach dem Netflix-System an. Stattdessen setzen die etablierten Anbieter weiterhin auf TV-Abos aus der Vergangenheit», so das Urteil von Ralf Beyeler. So erklärt Swisscom gegenüber moneyland.ch, dass derzeit kein solches umfassendes OTT-Angebot geplant ist.

Grosse Anbieter wesentlich teurer

Die grossen Schweizer Anbieter wie Swisscom, UPC und Sunrise sind häufig wesentlich teurer als die günstigsten kleineren Anbieter. Das gilt nicht nur für Internet-Abos, sondern auch für Kombi-Angebote mit Internet und TV.

So ist das günstigste Kombi-Paket mit TV und Internet von Swisscom je nach Profil zwischen 66.5 und 110.9 Prozent teurer als das Angebot des günstigsten Anbieters. Ohne Berücksichtigung von Aktionsangeboten ist Sunrise je nach Profil zwischen 45.8 und 88.9 Prozent teurer als der günstigste Anbieter, UPC ist 66.9 bis 116.1 Prozent teurer.

Mit Berücksichtigung der aktuellen Aktionsangebote ist Sunrise bei drei Profilen der günstigste Anbieter, beim zweiten Profil beträgt der Aufpreis 9.8 Prozent. UPC ist trotz Aktion je nach Profil zwischen 46.2 und 64 Prozent teurer.

TV-Abos vergleichen lohnt sich

Es lohnt sich, TV-Abos bezüglich Preis und Leistungen zu vergleichen. moneyland.ch stellt dafür einen ausführlichen und interaktiven Vergleichsrechner zur Verfügung. Damit können Nutzerinnen und Nutzer neben TV-Abos auch Internet-Abos, Festnetz-Abos sowie Kombi-Produkte adressgenau vergleichen.

Weitere Informationen:
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Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte bei moneyland.ch.