Statt das Kunden die Kartennummer von einer Plastikkarte ablesen, rufen sie die Karten-Daten für Einkäufe via App ab. Im folgenden Ratgeber beantwortet Ihnen moneyland.ch die wichtigsten Fragen zu virtuellen Kreditkarten.
Was ist eine virtuelle Kreditkarte?
Bei einer virtuellen Kreditkarte erhalten Sie keine Plastikkarte, sondern ausschliesslich eine Karte in digitaler Form, in der Regel via Smartphone-App. Neben klassischen Kreditkarten gibt es auch Prepaid-Kreditkarten und Debitkarten (Debit Mastercard, Visa Debit) als virtuelle Karten.
Wie funktioniert eine virtuelle Karte?
Der Einkauf mit virtuellen Kredit- und Debitkarten funktioniert wie mit gewöhnlichen Plastikkarten. Für das Bezahlen im Geschäft können Sie die virtuelle Karte mit einem mobilen Zahlungssystem wie Apple Pay oder Google Pay verknüpfen und dann per Smartphone in den Geschäften bezahlen.
Für Online-Einkäufe erhalten Sie die notwendigen Daten wie Kartennummer, Ablaufdatum und Prüfnummer in der App Ihres Anbieters angezeigt. Geben Sie einfach die in der App angezeigten Daten im Bezahlprozess des Online-Shops an.
Bargeldbezüge mit virtuellen Karten sind hingegen häufig noch nicht möglich, da die meisten Bankomaten weiterhin eine Plastikkarte verlangen.
Wenn ein Dienstleister mehrere virtuelle Karten anbietet, dann können Kunden auch für verschiedene Shops unterschiedliche Karten verwenden. So können Sie zum Beispiel bei Uber, Amazon und Netflix jeweils eine andere Karte hinterlegen.
Was brauche ich, um eine virtuelle Karte zu erhalten?
Teils müssen Sie beim entsprechenden Anbieter bereits ein Konto und eine Kredit- oder Debitkarte aus Plastik haben, um eine virtuelle Karte zu erhalten. Bei einigen Anbietern ist das hingegen nicht der Fall. Swiss Bankers bietet eine virtuelle Karte als eigenständiges Produkt an. Sie brauchen weder ein Konto noch eine Plastikkarte von Swiss Bankers. Bei Yuh erhalten Sie auf Wunsch eine virtuelle Karte zu Ihrem Konto. Beim Produkt Light von Swissquote erhalten die Kundinnen und Kunden ausschliesslich eine virtuelle Karte. Bei N26 müssen Sie keine Plastikkarte, sondern lediglich ein Konto besitzen, um eine virtuelle Karte beziehen zu können.
Bei welchen Anbietern erhalten Privatpersonen aus der Schweiz virtuelle Karten?
Derzeit gibt es noch nicht bei vielen Anbietern virtuelle Karten für Privatkunden aus der Schweiz.
Als einzige traditionelle Bank bietet die UBS ihren Kunden eine virtuelle Kreditkarte von Visa oder Mastercard als Zusatzkarte an. Auch Kunden der Schweizer Smartphone-Banken Yapeal und Yuh erhalten eine virtuelle Debitkarte. Bei Swissquote erhalten die Kundinnen und Kunden beim Produkt Light eine virtuelle Karte. Swiss Bankers bietet mit «Life Digital» eine virtuelle Karte an, die weder an ein Bankkonto noch an eine Plastikkarte gebunden ist. Bei anderen Schweizer Banken gibt es derzeit noch keine virtuelle Karten.
Bei den beiden ausländischen Anbietern Revolut und Wise erhalten Kundinnen und Kunden aus der Schweiz auf Wunsch mehrere virtuelle Karten. Bei Revolut können Sie maximal fünf virtuelle Karten und beliebig viele virtuelle Wegwerf-Karten, die nur für eine einzelne Transaktion gültig sind, beziehen. Bei Wise sind es maximal drei sogenannte «digitale Karten» pro Kunde.
Anbieter |
Konto notwendig |
Plastikkarte notwendig |
Kosten |
N26 |
Ja |
Nein1 |
ab EUR 0.00 / Monat |
Revolut |
Ja |
Nein1 |
ab CHF 0.00 / Monat |
Swiss Bankers |
Nein |
Nein |
ab CHF 2.90 / Monat |
Swissquote (Light) |
Ja |
Nein |
CHF 0.00 / Monat |
UBS |
Ja |
Ja |
ab CHF 100.00 / Jahr2 |
Wise |
Ja |
Nein1 |
CHF 0.00 / Monat |
Yapeal |
Ja |
Ja |
ab CHF 0.00 / Monat |
Yuh |
Ja |
Nein |
CHF 0.00 / Monat |
1 Auf Wunsch ist eine Plastikkarte erhältlich (gegen eine zusätzliche Gebühr).
2 Kosten für die Plastik-Kreditkarte, die Voraussetzung für die virtuelle Kreditkarte ist; Die UBS verrechnet für die virtuelle Kreditkarte keinen Aufpreis.
Da in Zukunft immer häufiger direkt über das Smartphone bezahlt beziehungsweise im Internet eingekauft wird, werden Plastikkarten immer weniger benötigt. In den nächsten Jahren dürften deshalb zahlreiche weitere Anbieter mit virtuellen Karten auf den Markt kommen.
Sind Apple Pay, Google Pay und Co. auch virtuelle Karten?
Beim Bezahlen via Mobile-Payment-Systeme wie Apple Pay, Google Pay, Samsung Pay, Fitbit Pay, Garmin Pay und Swatch Pay wird im Hintergrund immer automatisch eine virtuelle Karte generiert. In diesem Ratgeber-Artikel geht es nicht um solche virtuelle Karten. Die Fachleute sprechen von einer sogenannten «Tokenisation». Als Kunde merken Sie davon nichts, da Ihnen die virtuelle Nummer nicht angezeigt wird.
Was ist eine Wegwerf-Karte?
Das Konzept der Wegwerf-Karten («Disposable Virtual Cards») ist einfach: Die Kartendaten können genau für einen einzigen Einkauf benutzt werden. Nach einer Transaktion ist die Kartennummer ungültig für weitere Transaktionen. In der App werden automatisch eine neue Kartennummer, ein neues Ablaufdatum und ein neuer Sicherheitscode erstellt für den nächsten Einkauf.
Gut zu wissen: Bei Bezahlen mit Wegwerf-Karten in Online-Shops kann es zu Problemen kommen. Manche Online-Shops ordnen einem Einkauf mehrere Transaktionen zu, wenn die Lieferung auf mehrere Pakete aufgeteilt wird. In diesem Fall kann der Händler die weiteren Lieferungen nicht mehr belasten.
Welche Anbieter bieten Schweizer Privatpersonen Wegwerf-Karten an?
Derzeit bietet nur Revolut solche virtuellen Einweg-Karten an. Sie können aber auch bei Anbietern, die mehrere virtuelle Karten anbieten, die Karte als Quasi-Wegwerf-Karte verwenden. Vor dem Einkauf erstellen Sie einfach eine neue virtuelle Karte und löschen diese wieder, wenn Sie sie nicht mehr benötigen.
Beachten Sie allerdings, dass manche Anbieter zwar virtuelle Karten anbieten, diese jedoch bei Bedarf nicht auf Knopfdruck durch eine neue ersetzt werden können.
Gibt es auch virtuelle Debitkarten?
Ja, es gibt auch virtuelle Debitkarten. Derzeit bieten Yapeal und Wise ihren Schweizer Kundinnen und Kunden eine virtuelle «Visa Debit»-Karte an. Swissquote und Yuh bieten eine virtuelle «Debit Mastercard» an.
Was kosten virtuelle Karten?
Wenn die virtuelle Karte als Zusatzkarte zu einer Plastikkarte oder zum Konto angeboten wird, müssen Sie in der Regel keine zusätzliche einmaligen, monatlichen oder jährliche Gebühren für die virtuelle Karte bezahlen. Die Gebühren für die Hauptkarte fallen natürlich an.
Für die Nutzung der virtuellen Kreditkarte fallen grundsätzlich die gleichen Gebühren an wie bei der Plastikkarte. Das betrifft zum Beispiel Fremdwährungszuschläge für im Ausland getätigte Einkäufe.
Wenn die virtuelle Kreditkarte ein eigenständiges Produkt ist, so fällt dafür in der Regel eine Monats- oder Jahresgebühr an. So verrechnet Swiss Bankers bei der virtuellen Prepaid-Kreditkarte zum Beispiel eine Gebühr von 2.90 Franken pro Monat.
Wo kann ich mit virtuellen Bezahlkarten zahlen?
Die virtuellen Kreditkarten, Prepaid-Kreditkarten und Debitkarten funktionieren in allen Online-Shops, in denen Sie mit Mastercard oder Visa bezahlen können. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie die Daten von einer Plastikkarte oder der virtuellen Karte abtippen. Die Akzeptanz in den Online-Shops ist damit sehr gut.
Eine virtuelle Karte, die mit einem mobilen Zahlungssystem wie Apple Pay oder Google Pay verbunden ist, können Sie in allen Geschäften, Restaurants, Hotels und weiteren Dienstleistungsbetrieben einsetzen, in denen Sie mit einer entsprechenden Plastikkarte kontaktlos bezahlen können.
Auch die Akzeptanz in Geschäften ist daher im Allgemeinen hoch, wobei es je nach Land Unterschiede geben kann. In einigen Ländern sind die Kontaktlos-Zahlungsterminals, die für das Bezahlen mit Apple Pay oder Google Pay notwendig sind, noch nicht so stark verbreitet wie in der Schweiz.
Kann ich mit virtuellen Karten auch Bargeld beziehen?
In der Regel können Sie mit virtuellen Karten kein Bargeld an Bankomaten beziehen.
N26 betont, dass Kundinnen und Kunden mit virtuellen Karten an Bankomaten, die kontaktlose Karten akzeptieren, Bargeld beziehen können. Theoretisch ist dann der Bezug von Bargeld möglich, sofern Sie ein Mobile-Payment-System wie Apple Pay oder Google Pay nutzen und Ihr Anbieter dies unterstützt.
Kann ich mit virtuellen Karten im Ausland bezahlen?
Ja, grundsätzlich sind virtuelle Karten auch im Ausland einsetzbar.
Nicht möglich sind Einkäufe mit virtuellen Karten via Apple Pay und Google Pay an Terminals, die keine Kontaktlos-Zahlungen ermöglichen. Dies kann zum Beispiel bei kleineren Geschäften mit alten Zahlterminals oder auch an Billettautomaten der Fall sein.
Welche Lösungen gibt es für Geschäftskundinnen und -kunden?
Auch für Geschäftskunden bieten einige Anbieter virtuelle Karten an. In der Regel können Sachbearbeiter die virtuellen Karten verwalten. Die virtuellen Karten können zum Beispiel an einzelne Mitarbeiter abgegeben werden. Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können separate Limiten festgelegt werden. Eine solche Lösung kann für das Abrechnen von Spesen hilfreich sein.
Einige Firmen nutzen virtuelle Kreditkarten auch, um die Zahlungen direkt bestimmten Projekten zuweisen zu können.
Virtuelle Firmenkreditkarten werden in der Schweiz von Cornèrcard und Swisscard (Amex) herausgegeben.
Was sind die Vorteile von virtuellen Karten?
Der wichtigste Vorteil ist, dass virtuelle Kredit- und Debitkarten jederzeit neu erstellt werden können. Aus Sicherheitsgründen kann es deshalb sinnvoll sein, die Plastikkarte nur für Einkäufe in Geschäften und eine virtuelle Karte für Einkäufe im Internet zu verwenden. Im Falle eines Diebstahls der Kartendaten können Kundinnen und Kunden die virtuelle Karte auf Knopfdruck sperren und umgehend eine neue virtuelle Karte erstellen.
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass die virtuelle Karte innerhalb von wenigen Sekunden ausgestellt wird. Sie müssen daher nicht warten, bis Sie eine Karte aus Plastik erhalten, sondern können die Karte sofort zum Bezahlen verwenden.
Was sind die Nachteile von virtuellen Karten?
Nicht geeignet sind virtuelle Kreditkarten für Kunden, die auf ihrem Smartphone keine Finanzdaten verwalten wollen.
Ein weiterer Nachteil: Mit einer virtuellen Karte ist der Bezug von Bargeld derzeit noch kaum möglich. Zudem können Sie die virtuellen Karten nur in Geschäften mit den dafür notwendigen Kontaktlos-Terminals nutzen. In vielen Ländern sind diese weniger weit verbreitet als in der Schweiz.
Weitere Informationen:
Kreditkarten im Vergleich
Prepaidkarten im Vergleich