Wie oft haben Schweizerinnen und Schweizer in den vergangenen zehn Jahren den Job, die Wohnung oder das Auto gewechselt? Fragen wie dieser geht die Wechselstudie 2023 von moneyland.ch nach. Die repräsentative Umfrage zeigt, in welchen Bereichen die Bevölkerung am ehesten bereit ist, sich auf einen Wechsel einzulassen – und wo nicht.
Die überwältigende Mehrheit (93 Prozent) gibt an, dass sie innert zehn Jahren mindestens einmal das Smartphone gewechselt hat. Rund die Hälfte (51 Prozent) der Schweizer Bevölkerung tat dies sogar dreimal oder mehr. Beim Computer (84 Prozent), Auto (79 Prozent) und Fernseher (76 Prozent) gab es für besonders viele Befragte in den vergangenen zehn Jahren mindestens einen Wechsel (siehe Tabelle 1 unten).
Auffällig ist, dass die Befragten wesentlich häufiger das Handy wechseln als das Handy-Abo: Während über die Hälfte das Smartphone mindestens dreimal gewechselt hat, sind es beim Abo mit 23 Prozent nur knapp ein Viertel. «Das ist wenig erstaunlich: Beim Smartphone freuen sich die meisten Schweizerinnen und Schweizer auf ihr neues Gerät. Der Wechsel eines Handy-Abos ist hingegen ähnlich unbeliebt wie das Ausfüllen der Steuererklärung», sagt Ralf Beyeler, Telekom-Experte von moneyland.ch. «Dass so viele Schweizerinnen und Schweizer nicht wechseln, ist ein Fehler. Denn mit einem Abo-Wechsel könnten sie massiv Geld sparen.»
Kein Wechsel bei Finanzdiensten
Wenig wechselwillig sind Schweizerinnen und Schweizer vor allem bei finanziellen Dienstleistungen: Nur je 36 Prozent haben in den vergangenen zehn Jahren ihre Vermögensverwaltung und Hausbank gewechselt. Auch bei Krediten und Spar- sowie Privatkonten (je 37 Prozent) scheinen Schweizerinnen und Schweizer Gewohnheitstiere zu sein.
Somit wechselt die Schweizer Bevölkerung eher den Hausarzt (57 Prozent) als die Bank oder andere finanzielle Dienstleister. «Die Schweiz ist bei Banken immer noch wechselscheu», findet Benjamin Manz, Geschäftsführer bei moneyland.ch. «Aus finanzieller Sicht würde sich ein Wechsel für die meisten lohnen – die Konditionen unterscheiden sich von Bank zu Bank erheblich.»
Aufgrund der aktuellen Turbulenzen um die Credit Suisse und das Schweizer Bankensystem könnte sich in diesem Bereich nun aber etwas tun: «Es kann gut sein, dass einige Kundinnen und Kunden nun hinterfragen, ob sie ihrer alten Hausbank wirklich treu bleiben möchten», so Manz.
Tabelle 1: So oft wechselt die Schweiz
Wie oft haben Sie in den
vergangenen zehn Jahren
Folgendes gewechselt? |
Mindestens einmal |
Mindestens dreimal |
Mindestens fünfmal |
Smartphone |
93% |
51% |
15% |
Computer |
84% |
24% |
8% |
Auto |
79% |
23% |
8% |
TV-Gerät |
76% |
19% |
6% |
Bett |
72% |
18% |
6% |
Handy-Abo |
70% |
23% |
6% |
Frisur |
67% |
39% |
19% |
Job |
66% |
27% |
9% |
Internet-Abo |
65% |
21% |
6% |
Wohnung |
62% |
23% |
8% |
Velo |
61% |
19% |
7% |
Hobby |
59% |
31% |
13% |
Kleidungsstil |
58% |
33% |
15% |
TV-Abo |
58% |
19% |
6% |
Hausarzt |
57% |
15% |
5% |
Krankenkasse |
54% |
21% |
8% |
Kreditkarten-Anbieter |
53% |
18% |
6% |
Autoversicherung |
52% |
18% |
6% |
Rechtsschutz-Versicherung |
43% |
14% |
6% |
Trading-Anbieter |
38% |
18% |
7% |
Hypothek |
38% |
17% |
6% |
Privatkredit |
37% |
19% |
7% |
Säule 3a |
37% |
15% |
6% |
Sparkonto |
37% |
14% |
6% |
Privatkonto |
37% |
14% |
5% |
Vermögensverwalter |
36% |
20% |
9% |
Hausbank |
36% |
13% |
5% |
Lebensversicherung |
34% |
17% |
6% |
Die Studie zeigt nicht nur, in welchen Bereichen Schweizerinnen und Schweizer am ehesten zum Wechsel bereit sind, sondern auch, welche Dinge besonders oft gewechselt werden. 19 Prozent der Befragten sagen, dass sie in den vergangenen zehn Jahren mindestens fünfmal die Frisur gewechselt haben. Darauf folgen das Smartphone und der Kleidungsstil (je 15 Prozent) sowie das Hobby (13 Prozent).
Kaum jemand wechselt oft die Krankenkasse
Und wie steht es um die Krankenkasse, wo sich wegen steigender Prämien bei vielen Schweizerinnen und Schweizern ein Wechsel anbieten würde? Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, mindestens einmal den Anbieter gewechselt zu haben. Das heisst aber noch lange nicht, dass häufig gewechselt wird: Gerade mal 8 Prozent haben in den vergangenen zehn Jahren mindestens fünfmal (im Schnitt alle zwei Jahre) die Krankenkasse gewechselt.
«Oft gehören günstige Kassen über mehrere Jahre zu den preiswertesten Anbietern, sodass sich ein jährlicher Wechsel aus finanzieller Sicht meistens nicht aufdrängt», erklärt Manz. Er betont aber auch: «Viele Versicherte könnten grosse Beträge sparen, wenn Sie wechseln würden – das zeigen alljährliche Berechnungen von moneyland.ch.»
Romands wechseln eher
Die Krankenkasse wird insbesondere in der Westschweiz wesentlich häufiger gewechselt als in der Deutschschweiz. «Das dürfte unter anderem daran liegen, dass die Prämien in der Romandie im Schnitt höher sind als in den deutschsprachigen Kantonen», erklärt Manz.
Generell zeigt die Studie, dass Schweizerinnen und Schweizer in der Romandie tendenziell etwas eher dazu bereit sind zu wechseln. So geben beispielsweise 67 Prozent der Befragten aus der französischsprachigen Schweiz an, dass sie in den vergangenen zehn Jahren mindestens einmal das Hobby gewechselt haben. Ennet des Röstigrabens sind es lediglich 55 Prozent.
Alte Menschen wechseln wenig
Ein Blick auf verschiedene Altersgruppen zeigt, dass ältere Menschen weniger bereit sind zu wechseln. So geben beispielsweise 39 Prozent an, dass sie in den vergangenen zehn Jahren mindestens einmal die Wohnung gewechselt haben (Tabelle 2). Bei den 26- bis 49-Jährigen sind hingegen 79 Prozent mindestens einmal und 11 Prozent gar über fünfmal umgezogen. Von den Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren haben im gleichen Zeitraum 69 Prozent die Wohnung gewechselt.
Junge Menschen wechseln im Vergleich zu anderen Altersgruppen überdurchschnittlich oft den Kleidungsstil und die Frisur. Ein Viertel gibt an, dass sie in den vergangenen zehn Jahren fünfmal oder öfter den Kleidungsstil gewechselt haben. Zum Vergleich: Bei den 26- bis 49-Jährigen sind es 18 Prozent, bei der ältesten Gruppe bis 74 Jahre gar nur 7 Prozent, die mindestens fünfmal gewechselt haben.
Was finanzielle Themen angeht, sind Personen in der mittleren Altersgruppe tendenziell am ehesten zu einem Wechsel bereit. So geben beispielsweise 49 Prozent der 26- bis 49-jährigen Befragten an, dass sie das Privatkonto mindestens einmal gewechselt haben. Bei der ältesten Altersgruppe sind es lediglich 21 Prozent, bei der jüngsten 43 Prozent.
Tabelle 2: Wechsel nach Alter
Wie oft haben Sie in den
vergangenen zehn Jahren
Folgendes gewechselt? |
18-25 |
26-49 |
50-74 |
Mindestens einmal |
Mindestens einmal |
Mindestens einmal |
Smartphone |
95% |
93% |
92% |
Computer |
85% |
85% |
84% |
Auto |
69% |
81% |
79% |
TV-Gerät |
73% |
79% |
72% |
Bett |
89% |
79% |
58% |
Handy-Abo |
81% |
75% |
60% |
Frisur |
86% |
76% |
49% |
Job |
77% |
77% |
46% |
Internet-Abo |
73% |
75% |
50% |
Wohnung |
69% |
79% |
39% |
Frauen wechseln die Frisur, Männer das Konto
Frauen wechseln wesentlich eher und öfter die Frisur und den Kleidungsstil als Männer: Mit 24 Prozent sagt fast ein Viertel der Frauen, dass sie in den vergangenen zehn Jahren fünfmal oder mehr die Frisur gewechselt haben. Bei den Männern sind es hingegen lediglich 14 Prozent.
Wenn es hingegen um Dienstleistungen geht, bei denen generell eher selten gewechselt wird, sind Männer tendenziell etwas weniger wechselscheu als Frauen – insbesondere auch im Finanzbereich. So geben beispielsweise beim Sparkonto und der Säule 3a jeweils 41 Prozent der Männer an, dass sie mindestens einmal gewechselt haben. Bei Frauen sind es mit je 33 Prozent merklich weniger.
Methodik
Die Wechselstudie 2023 basiert auf einer repräsentativen Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Ipsos im Auftrag von moneyland.ch im März 2023 durchgeführt hat. Es wurden 1538 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz gefragt, wie oft sie in den vergangenen zehn Jahren verschiedene Dinge gewechselt haben.
Die Teilnehmenden konnten angeben, dass sie eine abgefragte Dienstleistung (zum Beispiel TV-Abo) oder ein abgefragtes Objekt (zum Beispiel Auto) gar nicht nutzen. Zudem waren Enthaltungen möglich. Die in den Ergebnissen genannten Prozentsätze beziehen sich nur auf Personen, die die entsprechenden Dienstleistungen und Objekte nutzen und sich nicht enthalten.
Beispiel: 1538 Personen wurden gefragt, wie oft sie das Smartphone gewechselt haben. 10 davon sagen, dass sie keines besitzen. Weitere 16 enthalten sich. 1406 Personen sagen, dass sie das Handy mindestens einmal gewechselt haben. 1406 von 1512 (nach Abzug der Enthaltungen und Personen, die kein Smartphone besitzen) entspricht 93 Prozent.
Die dargestellten Ergebnisse können sich aufgrund von Rundungseffekten leicht voneinander unterscheiden.
Weitere Informationen:
Ausführliche Tabellen