Yuh Analyse Schweiz Vergleich
News: Banken

Yuh: Die Banken-App von Swissquote und PostFinance

11. Mai 2021 - Benjamin Manz

Swissquote und PostFinance haben zusammen die neue Smartphone-Bank «Yuh» lanciert. Der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat die App analysiert. Fazit: Für Erwachsene ist Yuh im Vergleich zu klassischen Privatkonten deutlich günstiger – für Trader aber noch keine Alternative.

Smartphone-Banken liegen im Trend. Der Erfolg von ausländischen Banking-Apps wie Revolut und Wise hat auch die Schweizer Bankenwelt in Bewegung gesetzt. Mittlerweile gibt es die einheimischen Banken-Apps CSX (gehört zur Credit Suisse) und Zak (gehört zur Bank Cler) sowie die beiden unabhängigen Schweizer Smartphone-Banken Neon und Yapeal. 

Nun lancieren auch die beiden Schwergewichte Swissquote und PostFinance eine gemeinsame Banken-App, an der sie zu je 50% beteiligt sind. Der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat untersucht, wie attraktiv die Konditionen von Yuh im Vergleich mit anderen Angeboten sind.

Resultat: Die Konditionen im Bereich Privatkonto und Debitkarte sind für erwachsene Kunden im Vergleich zu klassischen Bankangeboten deutlich günstiger und vergleichbar mit den anderen Schweizer Smartphone-Bank-Angeboten von Neon und CSX. «Der Trading-Bereich ist vor allem für kleine Beträge günstig und richtet sich eher an Anfängerinnen und Anfänger», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch. 

Für Swissquote geht deshalb mit der neuen App kaum ein Kannibalisierungsgefahr aus. «Grösser ist die Kannibalisierungsgefahr für PostFinance, zumal diese gerade ihre Kontogebühren erhöht», so Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch.

Das neue Angebot im Überblick

Yuh bietet sowohl ein Privatkonto und Debitkarte als auch die Möglichkeit, einzelne Aktien, ETFs und Kryptowährungen zu kaufen. Yuh nutzt die Banklizenz von Swissquote. Vor allem bestehende Kunden von PostFinance und Swissquote können ohne Aufwand und schnell ein Yuh-Konto eröffnen.

Neu für Schweizer Anbieter ist vor allem die Kombination einer Smartphone-Bank mit einer Trading-Funktion – wie sie in ähnlicher Form bei ausländischen Anbietern wie Revolut (in einigen Ländern) bereits existierte.

Ausserdem gibt es mit Swissqoins ein Loyalitätsprogramm: Kunden erhalten für die Nutzung von Yuh Swissqoins, die zu Beginn einen Rappen Wert sind. Der Wert dieser Kundenwährung soll mit der Zeit ansteigen.

Die Kontoführung sowie die Debit Mastercard sind kostenlos. Aber Achtung: Ab 2022 werden drei Pakete angeboten, wovon zwei kostenpflichtig sind. Das Paket «Flirt» bleibt kostenlos, während «Kiss» 4.90 Franken pro Monat und «Love» 7.90 Franken pro Monat kostet. Näheres ist noch nicht bekannt.

Daueraufträge, LSV+ sowie Non-SEPA-Zahlungen sind allerdings noch nicht möglich.

Der Konto-Zinssatz beträgt 0% – es gibt also keinen Zins. Ab 100'000 Franken gibt es einen Negativzins in der Höhe von -0.75%.

Bargeldbezüge im Inland sind verhältnismässig günstig: 1 Bargeldbezug pro Woche ist im Inland kostenlos, danach fallen 1.90 Franken pro Bezug an. Das gilt allerdings auch für Postomaten. Im Ausland werden 4.90 Franken pro Bargeldbezug verrechnet. Das kostenpflichtige Bankpaket SmartPlus der PostFinance bietet übrigens spesenfreie Bargeldbezüge im Ausland an.

Im Rahmen eines Multiwährungskontos gibt es für 12 Währungen (darunter auch Euro und USD) keine Bearbeitungsgebühr. Die Wechselgebühr für anderen Währungen beträgt 0.95%, dazu kommen Bearbeitungsgebühren für Transaktionen in der Höhe von 1.50%. 

Konditionen für bargeldlose Nutzung im Vergleich

moneyland.ch hat die Kosten eines Privatkontos inklusive Debitkarte für einen erwachsenen Nutzer ohne Bargeldbezüge ausgewertet und mit der Konkurrenz verglichen. Der bargeldlose Nutzer hat durchschnittlich 10'000 Franken auf dem Konto, nutzt Online-Banking oder Mobile-Banking für den Zahlungsverkehr, zahlt mit der Debitkarte und bezieht kein Bargeld. Als Grundlage für die Berechnungen diente der interaktive Privatkonto-Vergleich auf moneyland.ch.

Resultat: Für bargeldlose Nutzer gehört das neue Angebot von Yuh zu den günstigsten Angeboten für Schweizer Erwachsene. Ohne Berücksichtigung der Wechselkurse fallen für Kunden von Yuh für das ausgewertete Profil keine Kosten an. Damit ist Yuh so günstig wie das Basis-Angebot von CSX (Basic White Debit Card) und Neon (im Rahmen von vielen Aktionen entfällt bei Neon die einmalige Kartengebühr von 10 Franken). Mit Berücksichtigung der Wechselkurse dürfte Neon allerdings aufgrund der Wechselkurse noch etwas günstiger sein. 

Privatkonten und Debitkarten von anderen traditionellen Schweizer Banken sind für das ausgewertete Kundenprofil deutlich teurer. So zahlen Kunden bei der Credit Suisse im ersten Jahr 110 Franken, bei der UBS 146 Franken, bei der Zürcher Kantonalbank 162 Franken, bei Raiffeisen 166 Franken. Auch das klassische Angebot bei der PostFinance (neues Angebot Smart) ist mit 155 Franken deutlich teurer.
 

Bankkonto Typ Kosten im 1. Jahr in CHF
CSX Basic White Debit Mastercard Smartphone-Bank 0
Yuh1 Smartphone-Bank 0
Neon2 Smartphone-Bank 0 - 10
Yapeal Private Smartphone-Bank 49
Zak3 Smartphone-Bank 75
Migros Bank Privatkonto Traditionelle Bank 79
Credit Suisse Privatkonto Traditionelle Bank 110
UBS Privatkonto Traditionelle Bank 146
Bank Cler Privatkonto Traditionelle Bank 149
PostFinance Privatkonto Smart Traditionelle Bank 155
Zürcher Kantonalbank Privatkonto Traditionelle Bank 162
Raiffeisen Privatkonto4 Traditionelle Bank 166

1: Ab 2022 ist Yuh je nach Profil kostenpflichtig. 2: Bei Neon entfällt die einmalige Kartengebühr in der Höhe von CHF 10 häufig - zum Beispiel via moneyland.ch. Neon hat ausserdem vermutlich die günstigeren Wechselkurse. 3: Zak: Kosten mit Maestro-Karte, mit Prepaid-Karte oder Visa Debit (ab Q3 2021) ebenfalls kostenlos. 4: Bei Raiffeisen können die Gebühren je nach Genossenschaft variieren.

Für Jugendliche und Studierende gibt es interessanterweise von klassischen Banken einzelne Angebote, die noch günstiger sind als das Angebot von Yuh. Dazu gehören das Jugendlohnkonto der Freiburger Kantonalbank und Credit Suisse Viva Young, die zusätzlich einen höheren Zinssatz offerieren.

Bankkonto Typ Kosten im 1. Jahr in CHF
Freiburger Kantonalbank Bildungskonto / Jugendlohnkonto Traditionelle Bank -50
Credit Suisse Viva Young / Viva Student Traditionelle Bank -25
CSX Young Black Debit Mastercard Smartphone-Bank 0
Migros Bank Privatkonto Free 25 Traditionelle Bank 35
UBS Privatkonto Generation / Campus Traditionelle Bank 50
Raiffeisen YoungMember Privatkonto4 Traditionelle Bank 65
PostFinance Privatkonto SmartStudent Traditionelle Bank 70
Zürcher Kantonalbank Jugendprivatkonto Traditionelle Bank 85

 

Trading-Angebot von Yuh im Vergleich

Mit Yuh können Nutzer derzeit etwas mehr 100 populäre Aktien wie Apple, Nike, Tesla, ETFs, 13 Kryptowährungen und so genannte Trending Themes (Themenportfolio-Zertifikate) investieren. Pro Kauf oder Verkauf von Aktien fallen Gebühren in der Höhe von 0.5% an (die Mindestgebühr beträgt 1 Franken), bei Kryptowährungen sind es 1%. Depotgebühren gibt es keine.

Für kleine Trading-Beträge sind die Courtagen (Transaktionsgebühren) von Yuh im Vergleich zu klassischen Schweizer Banken und Handelsplattformen günstiger. Auch bei Swissquote und PostFinance sind Aktienkäufe für kleine Beträge deutlich teurer als bei Yuh – für grössere Beträge sind dann allerdings häufig Swissquote und PostFinance günstiger.

Beispiel: Der Kauf von Schweizer Aktien im Wert von 10'000 Franken kostet bei Cornèrtrader 18 bis 20 Franken, bei Swissquote 30.85 Franken, bei der PostFinance 35 Franken, während es bei Yuh 50 Franken sind. 

Dafür ist Yuh bei kleineren Beträgen von einigen hundert bis einigen tausend Franken oft am günstigsten. Beispiel: Bei einem Kauf einer Schweizer Aktie im Wert von 500 Franken fallen nur Transaktionsgebühren in der Höhe von 2.50 Franken an. Bei Swissquote wären es 9.85 Franken, bei PostFinance 15 Franken.

«Der Hauptnachteil von Yuh im Bereich Trading ist das beschränkte Angebot», so Benjamin Manz. «Für die meisten Trader sind die Trading-Möglichkeiten noch zu limitiert, weshalb das Angebot auch noch keine Kannibalisierungsgefahr für die Yuh-Mitbesitzerin Swissquote darstellt.»

Auswirkungen auf den Schweizer Bankenmarkt

«Dass mit Swissquote und PostFinance zwei weitere Schwergewichte eine günstige Smartphone-Bank lancieren, ist aus Sicht von moneyland.ch und aus Konsumenten-Sicht zu begrüssen», so Manz. Das nach der Credit Suisse eine weitere Grossbank auf eine Smartphone-Bank setzt, gibt der Digitalisierung im Schweizer Retailbanking weiteren Schub. 

Neu für die Schweizer Bankenlandschaft ist vor allem die Kombination eines Mobile-Basisangebots mit Privatkonto und Karte mit Trading-Funktionen. Ein Selbstläufer wird das neue Angebot aber vermutlich trotzdem nicht. Im Bereich Smartphone-Banken gab es in der Schweiz bereits ähnlich günstige Angebote. Ausserdem dürften Startups wie Neon oder Yapeal agiler unterwegs sein.

Weitere Informationen:
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Smartphone-Banken: Fragen und Antworten
 

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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.