Musikstreaming Studie 2022
News: Telekom

Nur wenige Schweizerinnen und Schweizer zahlen für Musikstreaming

14. Juni 2022 - Ralf Beyeler

Musikstreaming ist in der Schweiz weiter auf dem Vormarsch. Fast alle nutzen eine entsprechende Plattform. Die grosse Herausforderung für die Anbieter ist es allerdings, die hiesigen Kunden dazu zu bewegen, für den Service zu zahlen.

Die grosse Mehrheit der Schweiz nutzt die Video-Plattform Youtube fürs Musikhören. Aber auf reines Musikstreaming spezialisierte Plattformen wie Spotify gewinnen weiter an Beliebtheit: Fast 70 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nutzen mindestens einen Musikstreamingdienst (ohne die Videoplattform von Youtube). Das zeigt die aktuelle Ausgabe der Streaming-Studie von moneyland.ch. Im Jahr 2021 waren es noch lediglich 62 Prozent der Befragten, die angaben, mindestens einen Musikstreamingdienst nutzen.

Bei den reinen Musikstreaming-Anbietern behält Spotify die Führung: In der repräsentativen Umfrage gab knapp die Hälfte der 1500 befragten Personen an, dass sie die schwedische Plattform nutzen. Darauf folgt mit viel Abstand Apple Music (18 Prozent). Und obwohl Youtubes Videoplattform mit über 70 Prozent am meisten für Musikstreaming verwendet wird, nutzen lediglich knapp 13 Prozent den auf Audio-Streaming spezialisierten Service Youtube Music Premium.

Besonders zulegen konnten im vergangenen Jahr einige kleinere Plattformen. Zu den grössten Gewinnern gehören der französische Anbieter Deezer, der skandinavische Dienst Tidal und die amerikanische Plattform Napster. Der Marktanteil dieser Anbieter ist in der Schweiz zwar noch klein, sie konnten ihre Nutzerzahlen in der Schweiz im vergangenen Jahr aber teils fast verdoppeln.

Tabelle 1: Nutzerzahlen Musikstreaming

Anbieter 2022 2021
Youtube (allgemein) 73% 62%
Spotify 49% 44%
Apple Music 18% 16%
Youtube Music Premium* 13%  
Soundcloud 12% 11%
Deezer 9% 6%
Amazon Music 8% 7%
Tidal 5% 3%
Napster 4% 2%
Andere 18% 15%

*Youtube Music Premium wurde 2021 nicht separat abgefragt.

Kaum Zahlungsbereitschaft

Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, die bereit sind, für Musikstreaming Geld auszugeben, ist relativ klein. Während die überwältigende Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer sagt, dass sie einen oder mehrere reine Musikstreamingdienste nutzt, zahlen nur 34 Prozent der Bevölkerung für mindestens einen dieser Services. Immerhin: Vor einem Jahr waren es erst 30 Prozent.

So geben lediglich 23 Prozent der Befragten an, dass sie für Spotify zahlen. Das heisst: Weniger als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer gibt selbst für den Service Geld aus. Der Rest nutzt den Dienst gratis oder verwendet das Log-in einer anderen Person. Bei den anderen Anbietern ist der Anteil an zahlenden Kundinnen und Kunden noch kleiner (Tabelle 2). «Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass es umso schwieriger ist, zahlende Kundschaft zu gewinnen, je kleiner der Anbieter ist», sagt Benjamin Manz, Geschäftsführer von moneyland.ch, dazu.

Tabelle 2: Anteil zahlende Kundinnen und Kunden

Anbieter Anteil zahlende Nutzer
Spotify 46%
Apple Music 42%
Youtube Music Premium 29%
Amazon Music 23%
Deezer 15%
Napster 14%
Tidal 10%
Youtube (allgemein) 6%
Soundcloud 6%
Andere 9%

 

Auffällig ist, dass die Zahlungsbereitschaft bei Musikstreaming niedriger ist als bei Videos: In der Schweiz zahlt mehr als die Hälfte der Nutzerinnen und Nutzer von Netflix, Disney Plus und Swisscom Blue Sport selbst für das Abo. «Das dürfte unter anderem daran liegen, dass es bei den klassischen Videostreaming-Angeboten keine Gratisversion gibt», vermutet Telekom-Experte Ralf Beyeler von moneyland.ch. Im Gegensatz dazu kann man viele Musik-Plattformen auch gratis nutzen.

Wer in der Schweiz für einen Musikstreamingdienst zahlt, beschränkt sich in der Regel auf einen einzigen Anbieter. Nur rund 4 Prozent der Befragten geben an, dass sie für mehr als einen Service selbst Geld ausgeben. «Im Gegensatz zum Videostreaming gibt es bei Musik und Podcasts momentan nicht viel exklusiven Content», erklärt Beyeler. «Es gibt also fast keinen Grund, für mehrere Abos zu zahlen.» 

Junge lieben Streaming

«Musikstreaming ist vor allem bei jungen Personen beliebt», beobachtet Geschäftsführer Benjamin Manz. Das zeigt sich besonders bei den grössten Anbietern Youtube, Spotify und Apple Music: 18- bis 25-Jährige verwenden diese Services teils wesentlich häufiger als die anderen Altersgruppen (Tabelle 3) und sind meist auch eher bereit, für reines Musikstreaming zu zahlen.

Im Vergleich zu den Schweizerinnen und Schweizern im Alter von 50 bis 74 Jahren ist der Unterschied besonders frappant: In der jüngsten Altersgruppe nutzen 77 Prozent der Befragten Spotify, in der ältesten lediglich 26 Prozent. Generell verwendet nur ein kleiner Teil der 50- bis 74-Jährigen Musikstreaming.

Tabelle 3: Musikstreaming-Nutzung nach Alter

Anbieter 18-25 26-49 50-74
Youtube (allgemein) 82% 80% 59%
Spotify 77% 58% 26%
Apple Music 23% 20% 13%
Youtube Music Premium 15% 18% 6%
Soundcloud 21% 15% 3%
Deezer 11% 12% 4%
Amazon Music 7% 10% 6%
Tidal 7% 8% 1%
Napster 6% 7% 1%
Andere 15% 19% 17%

 

Kleine Anbieter haben viel mehr männliche Nutzer

Ein Blick auf die Geschlechterverteilung zeigt, dass sowohl Frauen als auch Männer hauptsächlich auf Youtube und Spotify Musik hören. Allerdings nutzen Frauen diese beiden Plattformen etwas häufiger. Dafür sind alle anderen abgefragten Streamingdienste bei Männern leicht beliebter (Tabelle 4). Deezer, Amazon Music, Tidal und Napster zählen jeweils rund doppelt so viele männliche Nutzer.

Tabelle 4: Nutzung nach Geschlecht

Anbieter Frauen Männer
Youtube (allgemein) 74% 71%
Spotify 52% 46%
Apple Music 17% 20%
Youtube Music Premium 10% 16%
Soundcloud 10% 13%
Deezer 6% 12%
Amazon Music 6% 11%
Tidal 3% 7%
Napster 3% 6%
Andere 15% 20%

 

Romandie mag Spotify weniger

Spotify ist in der Westschweiz mit 44 Prozent etwas weniger verbreitet als in der Deutschschweiz (51 Prozent). Dafür hat Apple Music in der Romandie leicht mehr Nutzerinnen und Nutzer: 20 Prozent im Gegensatz zu 17 Prozent ennet des Röstigrabens. «Apple Music müsste aber auch in der Westschweiz seine Nutzerzahlen mehr als verdoppeln, um Spotify den ersten Rang ablaufen zu können», gibt Telekom-Experte Beyeler zu bedenken.

Die Zahlungsbereitschaft – insbesondere für Spotify, aber auch bei einigen anderen Musikstreaming-Anbietern – ist in der französischsprachigen Schweiz leicht tiefer.

Tabelle 5: Nutzung nach Region

Anbieter Deutschschweiz Westschweiz
Youtube (allgemein) 72% 73%
Spotify 51% 44%
Apple Music 17% 20%
Youtube Music Premium 14% 11%
Soundcloud 12% 11%
Deezer 8% 12%
Amazon Music 9% 8%
Tidal 5% 5%
Napster 5% 4%
Andere 18% 17%

 

Weitere Informationen:
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Ralf Beyeler ist Telekom- und Geld-Experte bei moneyland.ch.