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News: Banken

PostFinance lanciert digitale Vermögensverwaltung

5. Mai 2020 - Benjamin Manz

PostFinance startet eine eigene digitale Vermögensverwaltung. Der unabhängige Online-Vergleichsdienst moneyland.ch hat die neue «E-Vermögensverwaltung» unter die Lupe genommen.

Digitale Vermögensverwalter gibt es in der Schweiz bereits seit einigen Jahren. Einer der Pioniere in der Schweiz ist der Robo Advisor True Wealth, den es bereits seit 2013 gibt. Die Hauptvorteile von Robo Advisors sind die schlanken digitalen Prozesse sowie die im Vergleich zur klassischen Vermögensverwaltung geringen Kosten.

Nun hat auch die PostFinance ihre eigene «E-Vermögensverwaltung» lanciert. moneyland.ch beantwortet Ihnen die wichtigsten Fragen rund um das neue Angebot.

Wie funktioniert die E-Vermögensverwaltung?

PostFinance-Kunden haben die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Strategien «Schweiz», «Global» und «Nachhaltig». Entsprechend investiert die PostFinance in unterschiedliche Fonds und ETFs. Als Kunde treffen Sie ausser der Wahl der entsprechenden Strategie keine individuellen Entscheidungen. Dies im Unterschied zum E-Trading der PostFinance und den ebenfalls neu lancierten Angeboten «Anlageberatung Plus» und «Selfservice Fonds».

Handelt es sich bei der E-Vermögensverwaltung um einen Robo Advisor?

PostFinance teilt moneyland.ch mit, dass es sich bei der E-Vermögensverwaltung um keinen Robo-Advisor handelt: «Ein klassischer Robo-Advisor fällt Anlageentscheide basierend auf einem vorgängig definierten Algorithmus, komplett ohne menschliches Zutun. Bei unserer E-Vermögensverwaltung werden aber alle Anlageentscheide vom PostFinance Anlageausschuss getroffen.»

Tatsächlich ist der Begriff Robo Advisor etwas missverständlich. Der Begriff könnte implizieren, dass ein «Roboter» oder «Algorithmus» im Hintergrund alle Anlageentscheidungen automatisch trifft. In der Praxis ist das auch bei klassischen Robo Advisors aber kaum der Fall. In der Regel meint der Begriff deshalb nichts anders als eine digitale Vermögensverwaltung.

Gerade klassische Banken möchten den Begriff «Robo Advisor» vermeiden, um gerade ältere Kunden nicht abzuschrecken. Viele Schweizer Anlagekunden fühlen sich sicherer, wenn menschliche Entscheide hinter der Vermögensverwaltung stehen.

Im Fall der E-Vermögensverwaltung verwaltet die PostFinance aktive und vorgefertigte Musterportfolios. Klassische Robo Advisor lassen in der Regel individuellere Auswahlmöglichkeiten zu und investieren typischerweise nur passiv.

Können sich Kunden zusätzlich beraten lassen?

Ja. Es handelt sich um ein so genanntes «hybrides» Angebot. PostFinance bietet auch im Rahmen der E-Vermögensverwaltung eine zusätzliche Beratung an.

Wie gross ist die Mindestanlage?

Anlagen sind bei der E-Vermögensverwaltung ab 5000 Franken möglich.

Welche Produkte werden eingesetzt?

In der E-Vermögensverwaltung kommen passive und aktiv verwaltete Fonds und ETFs zur Anwendung. Diese sind alle vertriebsentschädigungsfrei, es gibt also keine Retrozessionen. Das ist zu begrüssen, gehört mittlerweile aber zum Standard. Einzeltitel können nicht individuell ausgewählt werden.

In welche Anlage-Kategorien wird investiert?

Die E-Vermögensverwaltung investiert in die Bereiche Liquidität, Obligationen, Aktien, Immobilien und Gold.

In welche Regionen wird investiert?

Die E-Vermögensverwaltung der PostFinance investiert unter anderem in die Regionen Schweiz, Euro-Zone, Grossbritannien, Japan, Schwellenländer und USA.

Wie hoch sind die Kosten bei der E-Vermögensverwaltung?

Die Pauschalgebühr beträgt 0.75% des Anlagebetrags pro Jahr. Darin sind Transaktionskosten und Depotgebühren enthalten.

Hinzu kommen allerdings Produktkosten, Börsenabgaben (nur im Fall von ETFs), Währungskosten (nur bei Fremdwährungstransaktionen), Spreads (nur im Fall von ETFs) und Stempelsteuern (nur im Fall von ETFs und Fonds aus Luxemburg).

Ins Gewicht fallen neben der Pauschalgebühr vor allem die zusätzlichen Produktkosten. Bei Fonds und ETFs handelt es sich um die so genannten Total Expense Ratio oder TER. Diese beträgt gemäss PostFinance im Durchschnitt 0.25% bei den Strategien «Global» und «Schweiz» sowie 0.55% bei der Strategie «Nachhaltig».

Wie teuer ist E-Vermögensverwaltung der PostFinance im Vergleich?

Die E-Vermögensverwaltung der PostFinance ist deutlich günstiger als eine durchschnittliche klassische Vermögensverwaltung einer Schweizer Bank.

Sie ist aber auch deutlich teurer als führende Robo Advisor wie True Wealth, die nur eine Pauschalgebühr von 0.5% pro Jahr verlangen. Ausserdem sind bei günstigen Schweizer Robo Advisors auch die Produktkosten tiefer als bei der PostFinance.

Wie riskant ist die E-Vermögensverwaltung?

Allgemein sind Investitionen in Aktien mit einem grösseren Risiko behaftet als beispielsweise Sparkonten. Noch unberechenbarer sind alternative Anlagen.

Längerfristig performen Aktien besser als Sparkonten. Kurz- und mittelfristig kann es aber zu hohen Verlusten kommen. In Aktien (beziehungsweise Fonds und ETFs) sollten also nur Anleger mit einem langen Anlagehorizont investieren. Sie sollten auf Ihr investiertes Geld nicht angewiesen sein.

Kann ich ein Demokonto eröffnen?

Nein, die Eröffnung eines Demokontos ist nicht möglich.

Können die Fonds und ETFs ausgeliefert werden?

Nein, eine Auslieferung der Fonds und ETFs an Drittbanken ist nicht möglich. Das ist auch sonst in der Vermögensverwaltung nicht üblich.

An wen richtet sich das neue Angebot der PostFinance?

Für die Gewinnung einer relevanten Anzahl von Neukunden im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung ist das neue Angebot eher zu teuer. Auch gibt es kein Demokonto.

Die neue E-Vermögensverwaltung richtet sich deshalb weniger an Neukunden, als vielmehr an die vielen bestehenden PostFinance-Kunden. PostFinance hat ungefähr 2.7 Millionen Kunden, davon 1.8 Millionen Kunden mit E-Finance-Zugang.

Alle Kunden mit E-Finance-Zugang dürften digital genug affin für die neue E-Vermögensverwaltung sein. Und PostFinance kann die bestehenden Kunden aktiv bewerben, wie sie es zum Beispiel bereits mit Vorsorgefonds tun.

Wie viele Kunden sich allerdings für die E-Vermögensverwaltung entscheiden werden, ist noch völlig offen. Auch bestehende PostFinanceKunden sind gut beraten, unabhängig die bereits bestehenden Angebote zu vergleichen, bevor sie sich entscheiden.

Welches sind die Ziele der PostFinance mit dem neuen Angebot?

Das Ziel von PostFinance ist es schon seit einiger Zeit, mit den bestehenden Kunden mehr Geld zu verdienen. Wenn sie nur einen Bruchteil dieser riesigen Kundschaft zu einem Abschluss der digitalen Vermögensverwaltung bewegen kann, wird die PostFinance bereits zu den grösseren digitalen Vermögensverwaltern der Schweiz gehören.

Weitere Informationen:
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Experte Benjamin Manz
Benjamin Manz ist Geschäftsführer von moneyland.ch und unabhängiger Experte für Banken- und Finanzthemen.