Zahlreiche Kundinnen und Kunden sind davon betroffen: Obwohl Sie die Schweiz zu keinem Zeitpunkt verlassen haben, verrechnet ihr Telekom-Anbieter trotzdem Roaminggebühren. Telekom-Experte Ralf Beyeler von moneyland.ch beantwortet Ihnen die wichtigsten Fragen rund um diese Kostenfalle im Inland.
Weshalb verrechnet mir der Mobilfunk-Anbieter Roaminggebühren, obwohl ich die Schweiz nicht verlassen habe?
Mobilfunksignale sind Funkwellen, die auch vor Landesgrenzen nicht halt machen. Die Signale können auch in Nachbarländer eindringen. In Grenzstädten wie Basel oder Genf sind die deutschen und französischen Mobilfunkantennen ganz in der Nähe. Auch im Flachland zum Beispiel entlang von Flüssen ist dies manchmal der Fall. Aber auch in höheren Lagen, zum Beispiel auf Hügeln und Bergen, kann sich das Smartphone in ein ausländisches Netz einbuchen.
Sobald das Signal des Heimatnetzes zu schwach ist, nutzen viele Smartphones ein stärkeres Netz. In der Regel verbindet sich das Smartphone dabei mit einem ausländischen Netz, weil die Nutzung der anderen Schweizer Netze in der Regel gesperrt ist. Oftmals dauert es dann etwas länger, bis das Smartphone wieder das Heimatnetz nutzt.
Die Signale machen dann einen Umweg über das Ausland. Wenn Sie nun telefonieren, eine SMS verschicken oder im Internet surfen, wird Ihnen der Roamingtarif verrechnet. Mobilfunk-Anbieter können diesen Umstand nicht ändern.
Wie kann ich erkennen, dass ich ein ausländisches Netz nutze?
Daran können Sie erkennen, dass sich Ihr Smartphone in ein ausländisches Netz eingeloggt hat:
- Auf dem Display des Handys wird der Name eines ausländischen Anbieters angezeigt. Einige Smartphones zeigen neben dem Balken, der anzeigt, wie gut der Netzempfang ist, auch den Buchstaben R (für Roaming) an.
- Sie erhalten in diesem Fall oft eine SMS von Ihrem Netzbetreiber mit den Tarifinformationen für das entsprechende Land.
Was kann ich auf die Schnelle tun, wenn ich merke, dass mein Smartphone ein ausländisches Netz nutzt?
Wenn Sie das ausländische Netz nicht nutzen wollen, ist es am einfachsten, wenn Sie das Smartphone in den Flugmodus wechseln. Allerdings sind Sie dann nicht mehr erreichbar und können mit dem Smartphone weder telefonieren noch surfen, bis Sie den Flugmodus wieder ausschalten. Mit den unten vorgestellten vorbeugenden Massnahmen können Sie sich auch langfristig davor schützen, dass sich Ihr Smartphone versehentlich in ein ausländisches Netz einwählt.
Es kann natürlich sein, dass Sie sich bewusst dafür entscheiden, ein ausländisches Netz zu nutzen, obwohl Sie sich in der Schweiz befinden. Denn in Grenznähe steht manchmal nur das ausländische Netz zur Verfügung, nicht jedoch Ihr Heimatnetz (also das Netz von Swisscom, Sunrise oder Salt). Insbesondere in den Bergen kann dies passieren. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, ein Datenroamingpaket zu kaufen. Das ist bei vielen Mobilfunk-Anbietern innerhalb weniger Minuten via Online-Portal möglich. Mit diesen Tipps erfahren Sie, was Sie beachten müssen, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen.
Was ist der grösste Fehler, den ich machen kann?
Wenn Sie eine Tarif-SMS erhalten, hat das einen Grund: Das Smartphone hat sich mit einem ausländischen Netz verbunden. Diese SMS sollten Sie keineswegs ignorieren. Wenn sich Ihr Handy im Ausland eingebucht hat, läuft die Verbindung über das ausländische Netz. Dies auch wenn Sie sich auf Schweizer Boden befinden. Je nach Handy-Abo wird Ihnen dann der teure Roamingtarif verrechnet.
Wie teuer kann die Kostenfalle werden?
Da mit heutigen Smartphones häufig grosse Datenmengen übertragen werden, können rasch hohe Kosten entstehen. Bereits nach wenigen Minuten Videostreaming können mit einem Handy-Abo mit Standardtarif Kosten von bis zu 500 Franken entstehen. Wenn Sie ein Handy-Abo ohne Roaming-Standardtarif haben, dann sind Sie von einer Kostenfalle besser geschützt. Allerdings kann es passieren, dass das enthaltene Inklusivvolumen des Abos oder eines Datenroamingpakets aufgebraucht wird und Sie dadurch früher wieder ein neues Datenroamingpaket kaufen müssen.
Mit welchen Massnahmen kann ich mich vorbeugend und langfristig vor der Roamingfalle im Inland schützen?
Wenn Sie grundsätzlich kein ausländisches Netz in Grenznähe nutzen möchten, haben Sie teilweise gar keinen Empfang (nur die Notrufnummer 112 funktioniert, sofern ein anderes Schweizer Netz vorhanden ist). Mit diesen drei Massnahmen verhindern Sie, dass sich Ihr Smartphone ungewollt in ein ausländisches Netz einbucht:
- Deaktivieren Sie das Roaming bei Ihrem Handy-Abo-Anbieter. Das ist in der Regel online möglich. Achten Sie dabei darauf, dass Sie sowohl Roaminggespräche wie auch das Datenroaming deaktivieren.
- Deaktivieren Sie das Roaming in den Einstellungen auf Ihrem Smartphone. Beim iPhone deaktivieren Sie das Datenroaming unter «Einstellungen» → «Mobilfunkdaten» (oder «mobile Daten») → «Mobilfunk-Datenoptionen». Bei einem Android-Smartphone (Android 13) deaktivieren Sie das Datenroaming unter «Einstellungen» → «Netzwerk und Internet» → «SIM-Karten» → «Roaming». Manche Smartphones mit Android-Betriebssystem verwenden andere Begriffe. Oft heissen die Menüpunkte auch «Verbindungen» oder «Mobile Netzwerke».
- Wählen Sie auf Ihrem Smartphone das Netz Ihres Providers über die Netzwahl manuell aus. Beim iPhone aktivieren Sie die manuelle Netzwahl unter «Einstellungen» → «Mobiles Netz» → «Netzauswahl». Bei einem Android-Smartphone (Android 13) schalten Sie die manuelle Netzwahl ein, indem Sie «Einstellungen» → «Netzwerk und Internet» → «SIM-Karten» → «Netz automatisch auswählen» deaktivieren. Manche Smartphones mit Android-Betriebssystem verwenden andere Begriffe. Oft heissen die Menüpunkte auch «Verbindungen» oder «Mobile Netzwerke».
In der Regel sollte es ausreichen, eine dieser Massnahmen umzusetzen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, setzt alle drei Massnahmen um.
Ein Nachteil dieser drei Massnahmen ist, dass Sie die Einstellungen jedes Mal wieder ändern müssen, wenn Sie das Roaming zum Beispiel für Ferien im Ausland trotzdem nutzen wollen. Manche empfinden es als mühsam, regelmässig die Einstellungen wieder zu ändern. Zudem müssen Sie bei der Rückkehr aus dem Ausland daran denken, diese Einstellungen erneut umzusetzen.
Was muss ich beachten, wenn ich in Grenznähe mein Smartphone über ein ausländisches Netz nutzen möchte?
Da an manchen Orten in der Schweiz nur der ausländische Mobilfunk empfangbar ist, möchten manche Kundinnen und Kunden bewusst das verfügbare ausländische Mobilfunknetz nutzen.
Je nach Situation sind verschiedene Lösungen sinnvoll:
- Für das Datenroaming sollten Sie unbedingt ein Datenroaming-Paket kaufen und nie zum Standardtarif das Internet nutzen. Bei einigen Providern gibt es für den Internetzugang immerhin gar keinen Standardtarif mehr.
- Wenn Sie in Grenznähe wohnen und oder arbeiten oder regelmässig in Grenznähe unterwegs sind, kann ein Handy-Abo mit einem passenden Datenroaming-Volumen sinnvoll sein. Wenn Sie auf Streaming und einige andere datenintensive Dienstleistungen verzichten, sollte ein Datenvolumen von 1 GB ausreichend sein. Solche Abos werden im Schweizer Markt für unter 20 Franken im Monat angeboten.
- Wenn sie auch datenintensivere Dienstleistungen nutzen wollen, ist ein Handy-Abo mit einem grossen Datenroaming-Volumen sinnvoll. Allerdings sind diese Abos wesentlich teurer. Achten Sie deshalb auf Aktionsangebote.
- Beachten Sie, dass auch ankommende Anrufe im Roaming grundsätzlich kostenpflichtig sind. Wenn Sie gerne im Grenzbereich telefonieren, sollten Sie ein Handy-Abo mit Inklusiv-Roaming zum Telefonieren in Betracht ziehen.
Wenn Sie in der Schweiz das Roaming nutzen, gelten die gleichen Tipps wie für das Roaming im Ausland. moneyland.ch hat die besten Tipps für das Datenroaming und das Telefonieren im Ausland (Roaming) in Ratgeber-Artikeln zusammengestellt.
Der Mobilfunk-Vergleich von moneyland.ch hilft Ihnen, die passende Lösung zu finden. Die Dienstleistungen, die Sie über das ausländische Netz nutzen möchten, müssen Sie im Vergleich unter Roaming eingeben.
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