In unruhigen Zeiten schwören viele Anlegerinnen und Anleger auf Gold. Inflation, Kriege, Börsencrashs – dem Wert des Edelmetalls kann kein Unruheherd etwas anhaben, ganz im Gegenteil, heisst es. Eine solche Einschätzung mag in Teilen rational zu begründen sein, etwa weil Gold nicht in unlimitierten Mengen zur Verfügung steht. Eine hohe Nachfrage sorgt bei einem begrenzten Angebot für hohe Preise. Zudem besitzt Gold im Gegensatz zu Fiatwährungen einen intrinsischen Wert als Material.
Doch lohnt sich Gold wirklich im Ernstfall oder ist der sichere Hafen mehr Mythos denn Realität? Ich habe mir diese Fragestellung zum Anlass genommen, einen Blick auf drei grosse Krisen dieses noch jungen Jahrtausends zu werfen – und darauf, mit welcher Geldanlage Investorinnen und Investoren in diesen turbulenten Jahren am besten gefahren wären.
Krisen und ihre Dauer genau zu definieren, ist aufgrund ihrer Vielschichtigkeit gar nicht so einfach. Ich erliege keiner falschen Bescheidenheit, wenn ich gestehe, dass meine Herangehensweise mutmasslich keinen wissenschaftlichen Anforderungen genügt. Ich habe, der Einfachheit halber, komplette Kalenderjahre als Krisenjahre definiert. Auf folgenden drei grossen Krisen basiert die Untersuchung:
Tabelle 1: Krisen des 21. Jahrhunderts
Krisensituation |
Jahre |
Dotcom-Blase, 9/11 |
2000-2002 |
Weltfinanz- und Wirtschaftskrise |
2007-2009 |
Corona-Pandemie |
2020-2021 |
Anschliessend habe ich mir die Performance verschiedener Anlageklassen über die erwähnten Krisenjahre angeschaut und, falls nötig, in Schweizer Franken umgerechnet. Ich habe folgende Anlageformen berücksichtigt:
- Durchschnittliche Zinsen auf Schweizer Sparkonten
- Schweizer Aktien, basierend auf dem Swiss Performance Index (SPI)
- US-amerikanische Aktien, basierend auf dem S&P 500
- Gold, basierend auf dem LBMA-Kassapreis
- Silber, basierend auf dem LBMA-Kassapreis
- Schweizer Immobilien, basierend auf dem SWX IAZI Private Real Estate Price Index
Bei den Aktienindizes sind Dividenden jeweils eingerechnet. Anlagegebühren und sonstige Kosten habe ich hingegen ausser Acht gelassen. Auch die Inflation habe ich nicht berücksichtigt.
Gold wird seinem Ruf gerecht – je nach Betrachtungszeitraum
Der Blick auf die Resultate meiner Untersuchung zeigt: Die Reputation von Gold scheint nicht von ungefähr zu kommen. Das Edelmetall ist aus allen drei Turbulenzen mit einem nominalen Wertgewinn in Franken hervorgegangen (siehe Tabelle 2). Vor allem in der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise konnten sich Anlegerinnen und Anleger beträchtlicher Kursgewinne erfreuen.
Tabelle 2: Renditevergleich verschiedener Anlageklassen in Krisenjahren
Anlage |
Performance in CHF
(2000-2002) |
Performance in CHF
(2007-2009) |
Performance in CHF
(2020-2021) |
Schweizer Sparzinsen |
4.14% |
1.99% |
0.05% |
Schweizer Immobilien |
3.63% |
14.82% |
9.41% |
Gold |
2.33% |
47.52% |
12.64% |
Silber |
-24.15% |
11.87% |
20.58% |
Schweizer Aktien (SPI) |
-35.39% |
-18.80% |
28.10% |
US-Aktien (S&P 500) |
-45.81% |
-28.60% |
43.63% |
Performance-Daten gemäss investing.com, finance.yahoo.com, lbma.org.uk und moneyland.ch. Farben: dunkelgrün: >= +20%, grün: 10%-20%, hellgrün: 0%-10%, hellrot: -10%-0%, rot: -20%--10% dunkelrot: <-20%.
In der Corona-Krise kommen die Wertgewinne von Gold indes eher moderat daher, zumindest verglichen mit Schweizer oder US-amerikanischen Aktien. Für mich dabei auffällig: In den Krisenjahren zuvor hatten Aktien noch beträchtlich an Wert verloren. In der Pandemie waren herbe Verluste nur von kurzer Dauer; die Kurse erholten sich nach anfänglichem Schock recht schnell.
Gold führt in diesem Jahrtausend
Mindestens ebenso spannend wie der Blick auf einzelne Jahre ist es, die Langzeitrendite verschiedener Anlageformen unter die Lupe zu nehmen. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass alle Anlegerinnen und Anleger jede Krise zum Anlass nehmen, ihre Investments zu veräussern.
Vor allem für diversifizierte Aktienanlagen gilt ein langjähriger Anlagehorizont als Schlüssel zum Erfolg. Umso überraschender ist der Befund, dass die Rendite von Aktien aus der Schweiz und den USA zwischen Anfang 2000 und Ende 2023 jener von Gold merklich unterlegen ist (siehe Tabelle 3). Gold hätte sich in diesem Jahrtausend also gar als renditestarke Langzeitinvestition geeignet – zeitweiligen Schwankungen zum Trotz. Eine Trendwende ist auch 2024 nicht absehbar: Der Goldpreis hat im laufenden Jahr schon mehrfach neue historische Höchststände erreicht.
Tabelle 3: Renditevergleich verschiedener Anlageklassen von 2000 bis 2023
Anlage |
Performance in CHF
(2000-2023) |
Performance in USD
(2000-2023) |
Gold |
275.07% |
610.56% |
Schweizer Aktien (SPI) |
190.10% |
|
US-Aktien (S&P 500) |
170.29% |
410.92% |
Silber |
135.60% |
346.34% |
Schweizer Immobilien |
116.96% |
|
Schweizer Sparzinsen |
10.78% |
|
Performance-Daten gemäss investing.com, finance.yahoo.com, lbma.org.uk und moneyland.ch.
Wer nun in eine Gold-Euphorie verfällt, freut sich aber womöglich zu früh. Dass der Preis des Edelmetalls weiterhin steigt, ist möglich, aber kein Naturgesetz. Zwischen 1980 und 2000 ging es mit dem Goldpreis übrigens stetig und deutlich bergab.
Nicht alles Gold, was glänzt
Das macht deutlich: Das Abschneiden von Gold als Renditebringer hängt in hohem Mass vom Betrachtungszeitraum ab. Im Vergleich zur eindrücklichen Performance des S&P 500 seit dessen Auflegung kommen die Wertzuwächse von Gold geradezu winzig daher (siehe Tabelle 4). Auch der SPI hätte Anlegerinnen und Anlegern seit Anfang 1988 ein Vielfaches der Gold-Erträge beschert.
Tabelle 4: Renditevergleich verschiedener Anlageklassen von 1988 bis 2023
Anlage |
Performance in CHF
(1988-2023) |
Performance in USD
(1988-2023) |
US-Aktien (S&P 500) |
2577.92% |
3933.99% |
Schweizer Aktien (SPI) |
1793.84% |
|
Gold |
181.31% |
323.92% |
Schweizer Immobilien |
148.39% |
|
Silber |
135.55% |
254.97% |
Schweizer Sparzinsen |
62.42% |
|
Performance-Daten gemäss investing.com, finance.yahoo.com, lbma.org.uk und moneyland.ch
Dass Gold intuitiv mit einer sicheren Anlage assoziiert wird, kann überdies kaum kaschieren, dass sein Preis – wie auch der anderer Edelmetalle – kräftigen Schwankungen unterliegt. Und zu guter Letzt gilt ohnehin: Diversifikation ist Trumpf. Setzen Sie alles auf eine Karte, riskieren Sie erhebliche Verluste – auch bei einem vermeintlich «sicheren Hafen» wie Gold.
Hinweis: Der Artikel ist keine Anlageberatung und dient lediglich der Information. Angaben ohne Gewähr.
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