Kriege verursachen nicht nur massives humanitäres Leid und politische Unsicherheit, sondern sie ziehen auch die Wirtschaft in Mitleidenschaft. Oft trifft das sogar auf Nationen zu, die gar nicht selbst in den Krieg verwickelt sind. Wie sich Kriege auf Investitionen auswirken, lesen Sie in diesem Artikel des Vergleichsdiensts moneyland.ch.
Inflation
Kriege sind meistens ein massiver Inflationstreiber. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Direkt vom Krieg betroffene Länder drucken beispielsweise oft wesentlich mehr Geld, um ihre Aufrüstung und Kriegsführung zu finanzieren. Das wertet die Währung direkt ab.
Auch die mit dem Krieg verbundene Zerstörung von Produktionsanlagen (zum Beispiel Fabriken) und Infrastruktur (zum Beispiel Brücken) kann zur Inflation beitragen. Wenn der Krieg die Herstellung von Gütern lahmlegt, kann die Nachfrage danach kaum oder gar nicht mehr gedeckt werden. Zusammen mit hoher Geldproduktion kann das zu Hyperinflation führen, wie das beispielsweise in Österreich nach dem Ersten Weltkrieg der Fall war.
Überdies nehmen zu Kriegszeiten Sanktionen und Protektionismus zu, was ebenfalls zu steigenden Preisen führt, zum Beispiel im Energiesektor.
Aber die Inflation kann auch in Ländern zunehmen, die nicht selbst am Kampfgeschehen teilnehmen. Gerade wirtschaftlich stark vernetzte Nationen wie beispielsweise die Schweiz können zu Kriegszeiten nicht mehr so einfach und kostengünstig Waren importieren, wie das vorher möglich war. Die Konsequenz ist, dass das Angebot bei diesen Produkten sinkt. Bleibt die Nachfrage gleich gross, sorgt das für steigende Preise: Konsumentinnen und Konsumenten können also mit einem bestimmten Geldbetrag weniger kaufen als noch vor dem Ausbruch des Kriegs.
Zinsen
Kriege können dafür sorgen, dass die Zinsen in die Höhe schiessen. Das hat mit der steigenden Inflation zu tun: Die Nationalbank eines betroffenen Landes kann versuchen, die Inflation zu stoppen, indem sie die Zinsen erhöht. So hat beispielsweise die russische Zentralbank ihren Leitzins sofort auf 20 Prozent verdoppelt, nachdem das Land 2022 in die Ukraine eingefallen war und daraufhin der russische Rubel an einem einzigen Tag rund ein Drittel seines Werts verloren hatte.
Die steigenden Zinsen bedeuten nicht, dass Sie im Krieg mehr Geld auf Sparkonten horten sollten. Im Gegenteil: Die Geldentwertung, die der Anlass für die Erhöhung der Zinsen war, ist oft so gross, dass Sie selbst bei hohen Zinssätzen einen Realverlust hinnehmen müssten. Darum kommt es während Kriegen oft zur sogenannten Flucht in Sachwerte.
Rohstoffe
Klassische Rohstoffe (Commodities) wie Öl, Metalle und Getreide werden in der Regel während Kriegen teurer. Welche Güter am stärksten betroffen sind, hängt davon ab, welche Länder in den Krieg verwickelt sind. Als Russland 2022 die Ukraine angriff, schossen beispielsweise die Getreidepreise in die Höhe, weil beide Länder dieses Nahrungsmittel in grossen Mengen exportieren. Im amerikanischen Bürgerkrieg war es hingegen Baumwolle, deren Preis explodierte.
Besonders stark zu spüren sind auch die steigenden Ölpreise, wenn ein Krieg ein Produktionsland von Rohöl oder Erdgas betrifft. Dabei können die Förderungsanlagen und Raffinerien beschädigt werden, was zu Produktionsstopps und Verlusten führen kann – analog zu anderen Rohstoffen. Konsumentinnen und Konsumenten müssen dann beispielsweise mit höheren Kosten für Treibstoff und Heizöl rechnen.
Auch ölfördernde Länder, die nicht direkt in den Krieg verwickelt sind, aber eine Partei beispielsweise wirtschaftlich oder aus ideologischer Sicht unterstützen, verwenden den Rohstoff als Druckmittel. So kann es zu Embargos und Boykotts kommen, sodass bestimmte Staaten kein Öl von einer kriegführenden Partei mehr kaufen oder umgekehrt. Dadurch wird in von Embargos oder Boykotts betroffenen Ländern das Angebot kleiner – das treibt die Preise nach oben. Umgekehrt können ölfördernde Länder auch den Markt sättigen und so die Preise drücken, damit die Konkurrenz mit ihren Exporten weniger Gewinn erzielen kann.
Gold
Obwohl der Rohstoff Gold im Gegensatz zu anderen Handelsgütern zumindest in Europa oft nicht direkt vom Krieg betroffen ist, gilt das Edelmetall klassischerweise im Kriegsfall als der Gewinner unter den Anlagen. Wenn die Inflation rasant steigt, können Sie im schlimmsten Fall Ihr Geld gar nicht mehr ausgeben, bevor es praktisch wertlos wird. Gold hingegen wird als Inflationsschutz angesehen – darum ist es sowohl für direkt vom Krieg betroffene Personen als auch für Anlegerinnen und Anleger als Vermögensschutz attraktiv. Da Gold zudem international als Wertgegenstand akzeptiert wird, kann es auch als relativ stabiles Tauschmittel verwendet werden.
Der Goldpreis steigt in der Regel schon im Vorfeld von militärischen Konflikten, insbesondere wenn die Inflation anzieht. Investorinnen und Investoren versuchen, sich gegen den Ernstfall abzusichern, bevor es so weit ist. Dadurch steigt die Nachfrage bei Gold und damit dessen Preis.
Der Preisanstieg ist hingegen weniger extrem, wenn damit zu rechnen ist, dass der Krieg nur kurz dauern wird. Und wenn das Ende des Konflikts in Sicht ist, kommt es in vielen Fällen ebenfalls zu einer Normalisierung des Goldpreises. Denn dann beginnen Anlegerinnen und Anleger, wieder in riskantere Anlageklassen zu investieren, um von einem möglichen Aufschwung nach dem Krieg profitieren zu können.
Aktien
Die Aktienmärkte gelten generell als Verlierer während Kriegszeiten. Die Unsicherheit und beeinträchtigte Geschäftstätigkeit drücken die Kurse durchschnittlich nach unten, egal, ob ein Land direkt in den Krieg verwickelt ist, oder ob es lediglich Geschäftsbeziehungen mit betroffenen Regionen hat. Die Auswirkungen sind in der Regel umso negativer, je direkter ein Aktienmarkt vom Krieg betroffen ist und je schlechter die Chancen des jeweiligen Landes auf einen Sieg scheinen.
Allerdings gibt es natürlich auch Gewinner. Das Geschäft von Rüstungskonzernen beispielsweise floriert in Kriegszeiten tendenziell. Das gilt allerdings vor allem für Firmen, deren Produktionsanlagen sich nicht im Kriegsgebiet selbst befinden – denn die können nach Ausbruch der Kämpfe oder vielleicht schon vorher nicht mehr genutzt werden.
Tendenziell etwas besser können sich zudem defensive Titel halten. Das sind beispielsweise Aktien von Nahrungsmittel-, Pharma- und Telekom-Konzernen. Der Grund ist, dass die Nachfrage für Produkte dieser Firmen meist auch in Krisenzeiten verhältnismässig stabil ist.
In direkt vom Krieg betroffenen Ländern ist der börsliche Handel mit Aktien teils gar nicht mehr möglich. Wenn die regulierten Börsen den Betrieb aufgrund des Kriegs einstellen, sind die dortigen Privatanlegerinnen und -anleger unter Umständen auf einen Schlag vom Aktienhandel abgeschnitten. Das bedeutet auch, dass diese Personen dann ihr Vermögen nicht mehr in womöglich dringend benötigtes Bargeld umwandeln oder vor einem rapiden Kurszerfall schützen können. Deutschland schloss seinen Aktienmarkt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs – als sich eine Niederlage abzuzeichnen begann. Die Börse blieb daraufhin auch nach Deutschlands Kapitulation mehrere Jahre geschlossen. Als der Markt in den späten Vierzigerjahren wieder eröffnet wurde, brachen die Kurse fast komplett in sich zusammen.
Wenn es in der Vergangenheit eine lange Phase gab, während der der Krieg bereits erwartet wurde, kamen die grossen Verluste an den Märkten schon vor dem eigentlichen Ausbruch. Die Renditen stiegen nach dem Beginn des Kriegs sogar, wie eine Studie des Swiss Finance Institute zeigt. Das heisst: Solange die Wahrscheinlichkeit eines Kriegs steigt, sinken die Aktienpreise. Bricht der Krieg hingegen aus (die Wahrscheinlichkeit erreicht also 100 Prozent), dreht sich die Kursbewegung um. Wenn der Vorlauf zum Ausbruch des Kriegs hingegen relativ kurz war, ging der Abwärtstrend auch danach weiter.
Trotz dieser Effekte können die Aktienmärkte die durch Kriege verursachten Rücksetzer normalerweise zügig wettmachen. Das zeigt der historische Renditen-Rechner von moneyland.ch: Wer beispielsweise Anfang 1939, also kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, in Schweizer Aktien investiert hat, konnte bereits 1946 eine inflationsbereinigte Rendite von 3.87 Prozent über die vergangenen sieben Jahre verbuchen.
Anleihen
Vom Krieg betroffene Staaten wollen in der Regel mehr Geld ausleihen, um diesen zu finanzieren. Die Renditen der Obligationen solcher Länder steigen dann zwar nominal, aber die Inflation macht diese Gewinne womöglich sofort wieder zunichte. Und aufgrund der steigenden Zinsen sinkt der Wert dieser Bonds.
Staatsanleihen werden normalerweise als relativ sicher angesehen, weil es bei vielen Ländern unwahrscheinlich ist, dass sie zahlungsunfähig werden. Doch wenn Krieg herrscht, kann das Verlustrisiko wesentlich höher sein. Angenommen, ein umkämpftes Land kapituliert am Ende des Kriegs und dessen Regierung wird ersetzt, dann kann es gut sein, dass von der alten Regierung zugesicherte wirtschaftliche Verpflichtungen nicht mehr anerkannt werden. Investorinnen und Investoren verlieren dann womöglich ihr gesamtes eingesetztes Kapital und erhalten auch die damit verbundenen Coupon-Zahlungen nicht mehr.
Speziell in Kriegszeiten ist auch, dass viele Staaten sogenannte Kriegsanleihen (englisch «War Bonds») herausgeben. Die Regierung nimmt speziell zur Finanzierung der Aufrüstung oder der Kriegsführung einen Kredit auf. Da Obligationen sich im Kriegsfall oft nicht für Anlegerinnen und Anleger lohnen, werden Kriegsanleihen in der Regel bei der Bevölkerung als patriotisches Opfer beworben – also eine Möglichkeit, das Land in der Notsituation zu unterstützen, ohne dass dabei primär Gewinne im Vordergrund stehen. Es kann aber trotzdem vorkommen, dass sich selbst solche Obligationen finanziell lohnen – zum Beispiel die schweizerische Wehranleihe von 1936, die dank einer Abwertung des Frankens rentierte.
Fremdwährungen
Grundsätzlich ist es selten eine gute Idee, sein Vermögen in der Währung eines von Krieg betroffenen Lands zu halten – die mit dem Krieg verbundene Inflation kann riesige Verluste verursachen. Und falls die Regierung mitsamt ihrem Finanzsystem ersetzt wird, droht sogar der Totalverlust. Wer Vermögen in Bargeld halten will, weicht also in der Regel lieber auf andere Währungen aus.
Anlegerinnen und Anleger, die die mit dem Krieg verbundenen Risiken meiden wollen, investieren gerne an Orten, die vom Kampfgeschehen nicht betroffen sind. Wenn beispielsweise in Osteuropa ein Krieg wütet, von dem die USA nicht betroffen sind, könnten amerikanische Vermögenswerte für europäische Anlegerinnen und Anleger attraktiver werden. Vermehrte Investitionen in den USA führen wiederum zur Stärkung des US-Dollars.
Auch der Franken gilt seit längerem als sicherer Hafen und Fluchtwährung in Krisenzeiten. Besonders im Vorfeld von Konflikten kommt es immer wieder zu grossen Zukäufen in der Währung, sodass der Franken beispielsweise gegenüber dem Euro und dem Dollar weiter erstarkt.
Kryptowährungen
Was in Kriegszeiten mit Kryptowährungen passiert, ist schwierig zu sagen, weil es sie noch nicht lange genug gibt. Im Gegensatz zu anderen Anlageklassen lässt sich beispielsweise nicht untersuchen, wie sich Kryptowährungen während der Weltkriege entwickelt haben.
Die Vermutungen, wie die Kurse von Kryptowährungen auf Kriege reagieren könnten, unterscheiden sich drastisch. Manche Marktbeobachter gehen davon aus, dass sich diese digitalen Währungen ähnlich wie Aktien nicht gut behaupten können, weil sie als risikoreiche Anlagen gelten. In Zeiten von grossen Unsicherheiten meiden die Anlegerinnen und Anleger grosse Risiken.
Viele Fans von Kryptowährungen argumentieren hingegen, dass diese gerade in Krisenzeiten eine sinnvolle Anlage sein können. Für den Vermögenserhalt könnten Kryptowährungen womöglich viel stabiler sein als herkömmliche Währungen, weil sie nicht an diese oder an eine einzelne Partei gebunden sind und darum nicht direkt von der Inflation betroffen sind. Theoretisch könnten Staaten mit Kryptowährungen die Auswirkungen von wirtschaftlichen Sanktionen mildern, da sie den Handel ohne herkömmliche Finanzzentren ermöglichen. Mit sogenannten NFTs haben Staaten ausserdem eine neue Möglichkeit, Anlageprodukte zur Finanzierung des Kriegs herauszugeben (ähnlich wie Kriegsanleihen).
Welche dieser Annahmen langfristig zutreffen, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht definitiv sagen. Die Erfahrung mit Bitcoin in den vergangenen zehn Jahren hat aber gezeigt, dass wirtschaftliche und militärische Konflikte beziehungsweise die Angst davor nicht in jedem Fall zu Verlusten, aber in der Regel zu erhöhter Volatilität führten.
Immobilien
Kriege können dafür sorgen, dass die Immobilienpreise in direkt oder indirekt betroffenen Ländern regelrecht zusammensacken. Das liegt nicht nur daran, dass in den gefährdeten Gebieten mit der Zerstörung oder Beschädigung von Immobilien zu rechnen ist. Wenn die Bevölkerung in Scharen aus umkämpften Gebieten flüchten, sinkt auch die Nachfrage rapide. Je nach Art des Konflikts besteht zudem die Gefahr, dass ursprüngliche Besitzerinnen und Besitzer zwar einen Anspruch auf ein Grundstück oder eine Immobilie haben, dieser Anspruch aber von der neuen Regierung nicht anerkannt wird.
Die Erholung des Immobilienmarkts kann unter Umständen Jahrzehnte dauern. Der deutsche Immobilienmarkt beispielsweise erreichte das Niveau von vor dem Ersten Weltkrieg erst in den Sechzigerjahren. In der Schweiz stiegen die Immobilienpreise hingegen bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs knapp über das Vorkriegsniveau – brachen daraufhin aber erneut ein.
In Immobilienmärkten, die weit von der Konfliktzone entfernt sind, kann es hingegen eine umgekehrte Entwicklung geben: Aufgrund der steigenden Baupreise – wenn beispielsweise Baustoffe schwieriger zu beschaffen sind – schiessen auch die Objektpreise in die Höhe. Ein weiterer Faktor, der die Immobilienpreise nach oben treiben kann, ist die Ankunft von Flüchtlingen – sie steigert die Nachfrage beim Wohnraum.
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