Auf dem Weg zur Arbeit in der S-Bahn noch schnell die neuesten Nachrichten lesen, ein Video anschauen, in Ruhe E-Mails beantworten oder den Arbeitstag vorbereiten. Viele Reisende in der Schweiz nutzen ihre Smartphones, Tablets und Laptops während der Zugfahrt.
Doch je nach Strecke und Tageszeit gibt es ein Problem: Die Internetverbindung im Zug ist nicht stabil. Die Daten trudeln nur im Schneckentempo ein. Videos sind so stark verpixelt, dass kaum etwas erkennbar ist.
Wenn es auf einer Bahnstrecke Lücken bei der Netzabdeckung gibt oder die Kapazität nicht ausreicht, können Sie diese Probleme nicht beheben. Sie können sie jedoch mit einigen Tricks umgehen.
Weshalb ist das Internet im Zug oft so schlecht?
Es gibt verschiedene Gründe für eine schlechte Abdeckung im Zug:
- Netzabdeckung: Es ist für die Mobilfunk-Anbieter eine Herausforderung, im Zug eine gute Netzabdeckung zu gewährleisten. Die Anbieter müssen entlang der Bahnstrecke genügend Antennen bauen. In der Schweiz ist es vergleichsweise aufwendig, die Baubewilligungen für Mobilfunkantennen zu erhalten.
- Kapazitätsengpässe: Die Antennen entlang der Bahnlinien versorgen sowohl die Dörfer und Städte als auch die Bahnreisenden mit Mobilfunk. Wenn jetzt ein voll besetzter Zug vorbeifährt, reicht die Kapazität der Mobilfunkantenne womöglich nicht aus, damit alle genügend schnelles Internet erhalten.
- Bewegung des Zuges: Die Züge bewegen sich schnell und wechseln ständig die Antennen. Das Smartphone muss dauernd zwischen den verschiedenen Funkzellen wechseln. Dieser sogenannter Handover kann zu Unterbrechungen führen. Auf vielen Bahnstrecken fahren nur alle 30 oder alle 15 Minuten zwei Züge durch. Dazwischen fahren keine Züge – und die Netze sind kaum ausgelastet. Das ist auch ein Unterschied zu Autobahnen, wo der Verkehr kontinuierlich läuft.
- Topologie: Viele Berge und Hügeln erschweren die Mobilfunkabdeckung in Schweizer Zügen. In vielen Schweizer Bahntunneln (darunter die bekannten Neat-Tunneln am Lötschberg und am Gotthard) sind entlang der Bahnstrecke Kabel verlegt, die ein schnelles Internet im Zug ermöglichen. Doch in der ganzen Schweiz gibt es viele Bahntunnel, die nicht entsprechend ausgerüstet sind. Die Folge ist in diesen Tunneln ein Unterbruch der Verbindung.
Alle drei Schweizer Mobilfunk-Netzbetreiber Swisscom, Sunrise und Salt sind von der Herausforderung der Mobilfunkabdeckung in Schweizer Zügen betroffen. Sie können versuchen, einen anderen Anbieter auszuprobieren. Dafür können Sie eine Prepaid-Karte von einem anderen Netzbetreiber kaufen und schauen, ob der Internet-Zugang auf Ihrer Zugstrecke mit dem anderen Anbieter besser funktioniert.
Welche Tricks helfen gegen schlechte Internetverbindungen im Zug?
Mit einigen Tricks können Sie die Internetverbindung im Zug verbessern. Noch besser sind Tricks, mit der Sie auch ohne ständige Internet-Verbindung den Laptop oder das Smartphone nutzen können.
- Vorne sitzen: Wenn Sie vorne im Zug sitzen, wählt sich Ihr Smartphone früher ins Mobilfunknetz ein als die Smartphones weiter hinten im Zug. Grundsätzlich kann dies zu einer stabileren und schnelleren Internetverbindung führen.
- Reisezeiten anpassen: Wenn weniger Reisende unterwegs sind, ist tendenziell auch das Internet in der Bahn stabiler und schneller. Denn wenn sich weniger Reisende das Mobilfunknetz teilen müssen, steigt die Kapazität pro Fahrgast an.
- Im Offline-Modus streamen: Viele Streaming-Anbieter wie Netflix, Disney Plus oder Spotify haben einen Offline-Modus. Damit können Sie bereits zu Hause, im Büro oder in einem öffentlichen WLAN die Filme und Serienepisoden auf Ihr Smartphone herunterladen. Im Zug können Sie dann die Videos unabhängig von der Qualität des Mobilfunknetzes in bester Bildqualität anschauen.
- Inhalte vorher herunterladen: Aus Mediatheken und auch beim TV-Streaming-Anbieter Teleboy können Sie Sendungen herunterladen. Wenn Sie die Dateien zu Hause, im Büro oder am Bahnhof herunterladen, können Sie dann das Video ansehen, ohne auf ein gutes Mobilfunknetz angewiesen zu sein.
- Offline arbeiten: Mit vielen Programmen können Sie weiterarbeiten, auch wenn die Internet-Geschwindigkeit schwankt. So können Sie zum Beispiel die E-Mails bearbeiten, ohne dabei ständig eine Internetverbindung nutzen zu müssen. Ein anderes Beispiel ist das Schreiben von Texten. Selbst bei Cloud-Diensten – zum Beispiel von Google – können Sie auch bei einem instabilen Internetzugang schreiben.
Gibt es WLAN in Schweizer Zügen?
Nein, in der Schweiz gibt es in den allermeisten Zügen kein WLAN.
Eine Ausnahme ist WLAN in internationalen Zügen. Diese grenzüberschreitenden Züge bieten auch auf dem Streckenabschnitt in der Schweiz kostenloses WLAN an:
- ICE (Deutschland)
- Railjet (Österreich)
- TGV Lyria (Frankreich)
- Giruno (Schweiz)
- Astoro (Schweiz)
Das kostenlose WLAN in den Giruno- und Astoro-Zügen der SBB ist nur bei internationalen Zugverbindungen von und nach Deutschland und Italien verfügbar.
Über das WLAN haben Sie im ICE, im Railjet und im TGV Lyria auch Zugriff auf ein Onboard-System: Damit greifen Sie direkt auf einem Server im entsprechenden Zug gespeicherte Inhalte wie Zeitungen, Magazine, Filme und Podcasts zu.
Ein Vorteil vom WLAN im Zug ist, dass der Internetzugang jeweils über mehrere Mobilfunk-Netzbetreiber abgewickelt wird. Ist die Abdeckung bei einem Anbieter schlecht, wird automatisch ein anderer Provider für den Internetzugang verwendet. Reisende haben damit über WLAN ein stabileres Internet als bei einer Verbindung über einen einzigen Mobilfunk-Provider.
«SBB Freesurf» verbessert Internetverbindung nicht
Die SBB bieten in den Fernverkehrszügen – sowohl Intercity wie Interregio – «Freesurf» an. Beworben wird das Angebot mit «Gratis surfen mit Freesurf».
Freesurf ist jedoch kein Internetzugang. Die Reisenden profitieren mit Freesurf nicht von einem besseren Internetzugang, da die Verbindung normal über das Mobilfunknetz läuft. Technisch gesehen macht es keinen Unterschied, ob Fahrgäste Freesurf nutzen oder nicht.
Freesurf ist lediglich für die Abrechnung von Bedeutung: Mit Freesurf übernehmen die SBB die Kosten für den Internetzugang im Zug, sodass Reisende kostenlos im Internet surfen können. Davon profitieren Kundinnen und Kunden, die ein Handy-Abo ohne Internet-Flatrate haben.
Freesurf steht nur Reisenden mit einer Schweizer SIM-Karte offen. Ausländische Touristinnen und Touristen können von Freesurf nur profitieren, wenn sie eine schweizerische SIM-Karte kaufen.
Bieten ausländische Züge WLAN an?
Während die SBB bisher ihren Kundinnen und Kunden in den allermeisten Zügen kein WLAN anbieten, sind viele ausländische Bahngesellschaften bereits wesentlich weiter.
In vielen Ländern ist WLAN in Zügen längst üblich. Auch Touristinnen und Touristen können den kostenlosen Internetzugang problemlos nutzen. Davon profitieren nicht zuletzt auch Reisende aus der Schweiz. Auch in vielen Fernbussen und manchmal sogar in lokalen S-Bahnen, U-Bahnen, Trams und Bussen gibt es einen kostenlosen WLAN-Zugang.
Weitere Informationen:
Handy-Abos im Vergleich
Internet-Abos im Vergleich
So fahren Sie günstiger mit dem ÖV
So teuer ist das Surfen im Flugzeug