Das müssen Sie über Kursziele wissen

Kursziel: Wer sich über Aktien informiert, stösst regelmässig auf dieses Wort. Doch die Bezeichnung kann trügerisch sein – denn mit einem Ziel im klassischen Sinn hat der Begriff nichts zu tun. Was er stattdessen meint, verrät Ihnen moneyland.ch in diesem Ratgeber.

Was ist ein Kursziel?

Ein Kursziel ist eine Prognose über die zukünftige Wertentwicklung einer Aktie. Der Zeithorizont ist per se nicht definiert. Oft liegt Kurszielen eine Zeitspanne von einem bis zwölf Monaten zugrunde. Die genaue Zeitspanne hängt aber auch von der Ermittlung des Kursziels ab (siehe unten).

Kursziele sind wie folgt zu interpretieren: Das Kursziel einer Aktie von 150 Franken drückt die Erwartung aus, dass diese Aktie in Zukunft – also zum Beispiel in zwölf Monaten – einen Kurs von 150 Franken erreicht. 

Kursziele können von Analystinnen und Analysten sowie weiteren Finanzdienstleistern veröffentlicht werden. Es gibt in der Regel je nach Analyst viele verschiedene Kursziele für ein und dieselbe Aktie.

Aus Kurszielen leiten Analystinnen und Analysten in der Regel Empfehlungen für Anleger und Anlegerinnen ab. Die Empfehlung lautet je nach Aktie und Kursziel entweder «kaufen» («buy»), «halten» («hold») oder «verkaufen» («sell»).

Wie werden Kursziele ermittelt?

Grundsätzlich sind Kursziele das Resultat einer eingehenden Analyse einer Aktie. Es wird grob zwischen zwei verschiedenen Verfahren unterschieden, wobei beide auch in Kombination angewendet werden können:

• Fundamentale Ermittlung: Bei der fundamentalen Ermittlung ist einzig oder überwiegend der innere Wert einer Aktie Gegenstand der Untersuchungen. Dabei wird die Aktie einer sogenannten Fundamentalanalyse unterzogen. Betrachtete Faktoren sind beispielsweise die Umsatz- und Gewinnentwicklung, die Verschuldung des Unternehmens, das Zins-, Markt- und Konjunkturumfeld sowie allenfalls der Einfluss der Politik auf das Unternehmen. Über Fundamentaldaten ermittelte Kursziele sind teilweise langfristiger als nur wenige Monate. Im Ratgeber über Aktienbewertungen erfahren Sie mehr über die Fundamentalanalyse.
• Charttechnische Ermittlung: Gegenstand der Analyse sind keine Kennzahlen, sondern nur der vergangene und aktuelle Kursverlauf, also der sogenannte «Chart». Man spricht auch von der Chartanalyse. Dabei versuchen Analystinnen und Analysten, Kaufs- und Verkaufstrends aus der Preisentwicklung nachzuvollziehen. Diese Methode ist wissenschaftlich umstritten.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Kursziele eintreffen?

Bei Kurszielen handelt es sich lediglich um Prognosen – und keine verlässlichen Voraussagen. Sie sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen. Zumal Kursziele schnell ihre Grundlage verlieren können, wenn Ereignisse eintreten, die zum Zeitpunkt der Ermittlung der Prognose noch unbekannt waren. Kursziele sind prinzipiell Momentaufnahmen, die bei sich verändernden Rahmenbedingungen rasch ihre Gültigkeit verlieren. 

Ein Beispiel: Einflussfaktoren wie die Corona-Pandemie waren in den Kurszielen zuvor beispielsweise unberücksichtigt geblieben, brachten aber enorme Auswirkungen auf den gesamten Aktienmarkt mit sich.

Was sind die Nachteile von Kurszielen?

Kursziele können für Anlegerinnen und Anleger verwirrend oder trügerisch sein. Folgende Nachteile und Risiken sollten Sie beachten:

• Subjektive Meinung: Das Kursziel mag auf objektiv nachprüfbaren Fakten beruhen, die Gewichtung und Einschätzung obliegt aber der Analystin oder dem Analysten. Seien Sie sich also bewusst, dass es sich bei Kurszielen immer um subjektive Einschätzungen handelt. Auch Finanzexpertinnen und -experten können Kursentwicklungen nicht verlässlich voraussagen. Dies zeigt sich auch daran, dass die Kursziele für ein und dieselbe Aktie je nach Analyst sehr unterschiedlich ausfallen können.
• Verändernde Rahmenbedingungen: Die Rahmenbedingungen für Aktien ändern sich fortlaufend. Auch ein wenige Tage altes Kursziel kann vor dem Hintergrund neuer Ereignisse wieder hinfällig sein. Dies ist für weniger erprobte Anleger und Anlegerinnen aber nicht unbedingt erkennbar.
• Intransparenter Zeithorizont: Kursziele werden häufig ohne den zugrunde liegenden Zeitraum genannt. Das kann es schwieriger machen, das Kursziel richtig einzuschätzen.

Wie wichtig sind Kursziele für Anlegerinnen und Anleger?

Wie wichtig Kursziele für Sie sind, hängt von Ihrem Anlagehorizont ab.

Für Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld langfristig investieren möchten, sind Kursziele eher irrelevant. Denn Kursziele beziehen sich meist auf einen Zeitraum von wenigen Monaten. Wer über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte in Aktien investiert, braucht kurzfristigen Kurszielen keine Beachtung zu schenken. Dies gilt umso mehr, wenn Sie nicht in wenige einzelne Aktien, sondern diversifiziert in ganze Indizes investieren – etwa über ETF.

Kursziele können interessant für Sie sein, wenn Sie aktiv traden und kurz- bis mittelfristige Gewinne anstreben. Es ist jedoch wichtig, Kursziele lediglich als Orientierung und nicht als sichere Vorhersage zu interpretieren. Achten Sie vor allem auf den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Prognose – und auf welchen Daten und Erkenntnissen sie beruht.

Es ist allerdings nicht ratsam, die Wahl von Aktien lediglich von Kurszielen abhängig zu machen. Ein Kursziel sollte Sie zudem nicht davon abhalten, sich selbst ein Bild von der Aktie und dem Unternehmen zu machen, in das Sie investieren wollen. Die Checkliste zur Aktienwahl sagt Ihnen, worauf es auf der Suche nach der passenden Aktie ankommt.

Weitere Informationen:
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